Die Warnstreiks der Lokführer gehen ab Donnerstag weiter: Die GDL hat zu einem 47-stündigen Streik aufgerufen – auch im Norden.

Hamburg/Frankfurt/Main. Es scheint vorerst kein Ende zu geben: Ab Donnerstag stehen die Räder der Züge von Privatbahnen im Norden wieder still. Die Lokführergewerkschaft GDL erhöht den Druck auf die Arbeitgeber und hat am Mittwoch einen 47-stündigen Streik angekündigt, der auch den Norden betreffen wird. Der fast zwei Tage andauernde Bahnstreik soll unter anderem die Nord-Ostsee-Bahn (NOB), AKN und Metronom betreffen. Die Lokführer des Bahn-Konkurrenten Keolis werden sich nicht beteiligen, da wie bei der Bahn bereitschaft zu Verhandlungen erklärt wurden. Start der Arbeitsniederlegung ist Donnerstag um drei Uhr und endet am Sonnenabend um zwei Uhr morgens.

"Unter aller Kanone" sei das Verhalten der Arbeitgeber, so der Vorsitzende der GDL Nord Lutz Schreiber. Schreiber fordert, dass diese an den Pranger der Reisenden gestellt würden, nicht die Lokführer. Denn aus Schreibers Sicht seien die Verhandlungsführer der Privatbahnen ignorant. Die GDL fordert für die 26.000 Lokführer in Deutschland unter anderem inhaltsgleiche Rahmentarifverträge mit einem einheitlichen Monatstabellenentgelt auf dem Niveau der Deutschen Bahn.

Bundesweit seien die Verkehrsgesellschaften Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn von dem Streik betroffen. Mit der Deutschen Bahn AG verhandelt die Gewerkschaft derzeit darüber, daher gibt es nur bei den Bahn-Konkurrenten Streiks.

Schon am Montag hatte die GDL die Bahn-Konkurrenten bestreikt, um ein neues Angebot zu erzwingen. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte nun, auch zwischenzeitliche Offerten enthielte "jede Menge Vorbehalte, aber keinerlei Substanz“: "Diese Halsstarrigkeit kann keiner mehr verstehen. Die Arbeitgeber wollen den Tarifkonflikt tatsächlich auf dem Rücken der Kunden aussitzen.“

Vom Streik ausgenommen ist nun auch der Bahn-Konkurrent Keolis. Das Unternehmen habe ohne Vorbedingungen die Bereitschaft zu Verhandlungen für einen inhaltsgleichen Rahmentarifvertrag für Lokführer und die dazugehörige Verknüpfung mit einem Haustarifvertrag erklärt, teilte die GDL am Abend mit. GDL-Chef Claus Weselsky sprach von einem „Dammbruch“. Die Gewerkschaft habe die Streikaufrufe bei der „Eurobahn“ bereits zurückgenommen. Keolis bietet unter diesem Namen Strecken etwa zwischen Münster und Dortmund, Dortmund und Soest sowie Münster und Bielefeld an. Keolis-Personalchef Markus Lehmann hatte zuvor in Berlin gesagt, man sei zu Verhandlungen bereit. Die GDL dürfe aber nicht auf ihren Maximalforderungen bestehen. Ein 300-Mann-Unternehmen könne nicht sämtliche Tarifbestimmungen der Deutschen Bahn übernehmen. Keolis-Geschäftsführer Hans Leister hatte der GDL in der "Financial Times Deutschland“ (Donnerstag) Verhandlungen angeboten, auch weil jeder Streiktag das Unternehmen 110.000 Euro koste – bei einem Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro. Keolis ist eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF.

Die GDL fordert einen einheitlichen Tarifvertrag für die 26 000 Lokführer in Deutschland im Regional-, Fern- und Güterverkehr – egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten. Eine Kernforderung ist eine Angleichung der Einkommen auf dem Niveau der DB plus fünf Prozent Aufschlag. Doch während die Verhandlungen mit der DB am 7. April fortgesetzt werden sollen, fehlt mit den Konkurrenten, die bis zu 30 Prozent weniger zahlen, seit Wochen die Gesprächsbasis. Benex-Sprecher Christoph Kreienbaum sagte in Hamburg, die Gemengelage sei schwierig, weil die GDL nach Ende der Verhandlungsgemeinschaft von sechs großen DB-Konkurrenten mit jedem Unternehmen einzeln verhandeln müsse. Die GDL müsse aber akzeptieren, dass sie keinen Alleinvertretungsanspruch für die Lokführer habe. Auch in der Gewerkschaft EVG, mit der Benex einen gültigen Tarifvertrag habe, seien Lokführer organisiert. Schon von Montag auf Dienstag dieser Woche hatte die GDL die Bahn-Konkurrenten für 24 Stunden bestreikt, um ein neues Angebot von ihnen zu erzwingen. Dabei waren vor allem in Nord- und Westdeutschland sowie im Rhein-Main-Gebiet Züge ausgefallen oder verspätet gefahren. Zum Teil hatten die Betreiber als Ersatz Busse eingesetzt.

(abendblatt.de/dpa)