Seit 2 Uhr bestreikt die GDL die privaten Konkurrenten der Bahn. Im Norden müssen Kunden 48 Stunden lang mit Störungen rechnen.

Kiel/Kaltenkirchen. Nächste Runde im Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GDL: Seit 2 Uhr werden die fünf großen privaten Bahnkonkurrenten bestreikt, betroffen sind davon auch und vor allem Bahnkunden im Norden. Dazu gehören die norddeutschen Gesellschaften Nord-Ostsee-Bahn (NOB), Nord-West-Bahn und Ostseeland Verkehr GmbH (OLA). In Mecklenburg-Vorpommern wird nach GDL-Angaben nur die OLA bestreikt, die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) sollte im Land nicht betroffen sein. Auch der Güterverkehr der Osthannoverschen Eisenbahnen soll lahmgelegt werden.

Ein GDL-Sprecher sagte in Hamburg, mehr als 150 Lokführer befänden sich im Ausstand. Rund 70 Prozent der Züge der Privatbahnen in Norddeutschland seien lahmgelegt worden. Bei der Verkehrsgesellschaft Metronom seien es sogar 80 bis 90 Prozent gewesen. Der Schwerpunkt der Streiks lag nach GDL-Angaben im Großraum Hamburg.

Die NOB kann auf der Strecke von Hamburg/Altona nach Westerland etwa nur die Hälfte aller Züge fahren lassen im Zwei-Stunden-Takt. Auf den Strecken zwischen Kiel und Eckernförde sowie Heide und Itzehoe ersetzen Busse die Züge. Die anderen Strecken sollen mit Einschränkungen bedient werden.

Auch die AKN bietet ihren Kunden Ersatzverkehr mit Bussen an, so auf der Strecke zwischen Ulzburg Süd und Barmstedt sowie ab 9 Uhr zwischen Norderstedt Mitte und Ulzburg Süd. Zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen sollen die Züge mindestens zweimal pro Stunde fahren. Züge der Deutsche Bahn sind dagegen nicht betroffen.

In Niedersachsen gab es wie schon bei den vorangegangenen Streik-Aktionen bei der NordWestBahn, dem nach dem Metronom größten DB-Konkurrenten, keine Beeinträchtigungen. Das Unternehmen betreibt das Bremer S-Bahnnetz, die Linien von Osnabrück nach Wilhelmshaven und Delmenhorst sowie die Strecke von Wilhelmshaven nach Esens. Ebenfalls keine Einschränkungen gab es auf der Westfalenbahn-Linie von Bad Bentheim über Osnabrück nach Bielefeld. Zwischen Osnabrück und Münster fielen indes einige Verstärkerzüge im Berufsverkehr aus. Im Güterverkehr vom Streik betroffen war die Osthannoversche Eisenbahn.

„Mehr als 85 Prozent der Züge in Niedersachsen stehen still“, hatte der stellvertretende Bezirksvorsitzende der GDL Nord, Harald Ketelhöhn am Donnerstagmorgen erklärt. Insgesamt streikten bislang rund 100 Lokführer. Zu der abweichenden Einschätzung der Streikauswirkungen seitens der Gewerkschaft und der Bahnunternehmen konnte die GDL nichts sagen.

Der Ausstand habe „mindestens die gleichen Auswirkungen“ wie der Bahnstreik Anfang April, sagte der GDL-Sprecher. Bei kleineren Gesellschaften wie der Nord-Ostsee-Bahn seien Busse im Einsatz, um den Verkehr zumindest teilweise aufrecht zu erhalten. Bei den großen Bahnbetreibern könne der Streik aber „definitiv nicht aufgefangen“ werden.

Hintergrund der Streiks sind die bislang erfolglosen Verhandlungen mit den privaten Bahngesellschaften über einen bundesweit einheitlichen Tarifvertrag. Im Arbeitskampf befinden sich die fünf großen privaten Bahnunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Hessische Landesbahn und Veolia. Der Tarifstreit wird seit Februar geführt. Die GDL will mehr Geld, vor allem aber einen bundesweiten Branchentarif mit einheitliche Tarifstandards für alle 26.000 Lokführer auf dem Niveau der Deutschen Bahn durchsetzen.

GDL-Chef Claus Weselsky fordert die Wettbewerber der DB erneut auf, an den Verhandlungstisch zurückkehren: "Die Verschärfung des Konflikts auf dem Rücken der Lokomotivführer und die Ignoranz gegenüber den Fahrgästen ist keine erfolgreiche Strategie zur Beseitigung des Tarifkonflikts“, sagte er am Mittwoch laut Mitteilung. Für neue Gespräche müssten die Arbeitgeber jedoch zunächst "substanzielle Angebote“ präsentieren.

Mit drei Schienengüterverkehrsunternehmen hatte sich die Gewerkschaft bereits Anfang April auf ein flächendeckendes Regelwerk geeinigt. Die privaten Verkehrsunternehmen haben nach Gewerkschaftsangaben trotz der 71-stündigen Arbeitskämpfe der Lokführer im März und April bisher kein Angebot vorgelegt. Eine Ausnahme bildet Keolis, mit der die GDL seit Montag verhandelt.

Noch bis Samstag um 2.00 Uhr soll der Streik bei den Privatbahnen dauern. Wenn diese weiterhin kein Angebot vorlegten, sei mit weiteren Arbeitsniederlegungen zu rechnen, sagte der GDL-Sprecher.

Mit der Deutschen Bahn trifft sich die GDL an diesem Freitag für ein entscheidendes Gespräch, an dessen Ende eine Tarifeinigung stehen könnte. 20.000 der 26.000 Lokführer in Deutschland arbeiten bei der DB. Der Rest fährt für die DB-Konkurrenz. (dpa/dapd)