Harburg. Erhebung zeigt: Harburger City bleibt beliebter Shopping-Hotspot im Hamburger Süden. Wo es trotzdem hakt und wohin aktuell der Trend geht.
- Die Krise im deutschen Einzelhandel verschont die Harburger City offenbar weitestgehend
- Das ergibt eine Erhebung von Harburg Marketing aus dem vergangenen Jahr
- Doch ein beliebtes Harburger Einkaufszentrum leidet derzeit enorm – woran genau liegt das?
Mehr als 15.000 Menschen besuchen täglich die Harburger Innenstadt. Das zeigt eine Erhebung, die allerdings im Vorweihnachtsgeschäft 2023 stattfand. „Die Zahlen liegen auf dem Niveau unserer vorangegangenen Umfrage vor zwei Jahren. Es gibt also keinen Negativtrend, und das ist sehr schön“, sagt Antonia Marmon, Geschäftsführerin von Harburg Marketing.
Bei der seit Jahren anhaltenden Einzelhandelskrise kommt die Harburger City offenbar bislang glimpflich davon. Generell haben gerade inhabergeführte Geschäfte mit zwei Problemen zu kämpfen, so Marmon: Vieles wird heute im Internet eingekauft, und sie finden kein Personal. Nicht selten werden Ladengeschäfte zu Imbissen oder Cafés – „in ganz Hamburg gibt es den Trend, dass die Gastronomie Flächen übernimmt“.
Baustelle am Harburger ZOB: Vor allem das Phoenix-Center leidet unter Folgen
In der Harburger Innenstadt gebe es noch immer ein vielfältiges, komplettes Angebot an Bekleidung, Schuhen, Produkten des täglichen Bedarfs, Dienstleistungen und mehr, sagt die Citymanagerin. „Wenn die Leute in die Innenstadt kommen, werden sie vieles entdecken. Wir müssen sie von der Couch herunterbekommen und dazu bringen, dort hinzugehen, wo wir sie brauchen: in den öffentlichen Raum“.
Die Harburger City ist weiterhin belebt, auch ihr Rückgrat, die Lüneburger Straße. Sie allein brachte bei der Zählung am 15. Dezember 2023 eine Frequenz von 13,394 Passanten. Manche Biodeutschen hadern mit der Vielzahl fremdländischer Geschäfte in der Einkaufsstraße. Aus Sicht von Marmon stellt die bunte Vielfalt eine Bereicherung dar.
Harburg punktet mit Brautmode, zieht Kunden aus Bremen und Hannover an
Ein Pfund, mit dem der Harburger Einzelhandel wuchern könne, seien die Brautmodegeschäfte, kombiniert mit Hochzeitslocations. Marmon: „Es kommen sogar Kunden aus Bremen und Hannover, um hier einzukaufen.“ Auf die Rückfrage, ob auch der zehnte Dönerladen die Innenstadt bereichere, antwortet sie: „Döner sind sehr lecker, sie passen zum heutigen Essverhalten und finden ihre Kundschaft.“
Mancher vermisse einen deutschen Imbiss, so Marmon, „aber den muss jemand betreiben wollen“. Auch dem Wunsch nach einem Bio-Supermarkt sei nicht so einfach zu entsprechen. Es fehle eine passende, ausreichend große Ladenfläche. Die Zahl der Leerstände sei von elf im Jahr 2021 auf acht (Stand Juni 2024) zurückgegangen. Eine der jüngeren Entwicklungen zählt allerdings mindestens doppelt: das verwaiste Karstadt-Haus.
Belebt Ladenzeile am Sand: das Sprachzentrum Tàimakoo
Einer der acht Leerstände ist inzwischen aufgelöst: Am Sand 18 (ehemals Blumen Eicks) ist der „Tàimakoo – Verein für Völkerverständigung“ eingezogen. Er bietet Sprachkurse, Begleitung und Dolmetscherservice für Migranten an. Der 2011 gegründete Verein erhielt 2013 den Harburger Integrationspreis. „Jetzt müssten nur noch die Geschäftsräume vom ehemaligen Juwelier Ballhorn vermietet werden, dann haben wir rund um den Sand wieder gute Ladenzeilen.“
Dass Einzelhandel funktionieren kann, zeige der Info-Shop von Harburg Marketing, sagt Marmon: „Die Besucherzahl hat sich in wenigen Jahren verdreifacht. 2021 waren es knapp über 1000, in diesem Jahr werden es mehr als 3000 werden.“ Das Ladengeschäft an der Hölertwiete mit Harburgensien, Theaterkasse und vielen Informationen über den Bezirk ist 2017 eröffnet worden. Im hinteren Bereich befindet sich das Büro von Harburg Marketing.
Citymanagerin sucht Gespräche mit Eigentümern von leerstehenden Flächen
Der Trend gehe zu regionalen Produkten, sagt die Citymanagerin, davon profitiere auch der Harburg-Laden. Die verbliebenen Leerstände sind ihr ein Dorn im Auge. Sie will jetzt das Gespräch mit den Gebäudeeigentümern suchen. Aufgrund von steuerlichen Vorteilen durch Abschreibung sei es in Einzelfällen für sie wirtschaftlich attraktiv, ein vermietbares Gebäude leer stehen zu lassen.
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Ein weiteres Problem, mit dem der Harburger Einzelhandel zu kämpfen hat, ist der Umbau des ZOB und der Hauptverkehrsstraßen in der Umgebung. Zahlreiche Buslinien werden umgeleitet, Straßen für den Verkehr gesperrt. Das verändert Besucherströme. Gegenüber vom ZOB steht Harburgs größtes Einkaufszentrum. „Das Phoenix-Center leidet stark unter den Baumaßnahmen“, sagt Marmon.
Am neuen Bus-Umsteigepunkt Harburger Ring/Station Harburg Rathaus tauchen plötzlich Müllprobleme an ungewohnten Orten auf, berichtet die Citymanagerin. Die Verkehrssituation erschwert auch ihre Bemühungen, mehr Menschen ins Zentrum zu locken. Der Verein initiiert zahlreiche Aktionen wie die im Stadtbild verteilten Klaviere von „play the Piano“, das Kulturfestival Sommer im Park, die Blumenkübel an Straßenlaternen, Adventsbeleuchtung und vieles mehr.
Shopping in Harburg: Nächster Verkaufsoffener Sonntag am 3. November
An den verkaufsoffenen Sonntagen ziehen – neben geöffneten Geschäften – Unterhaltungsprogramme für die ganze Familie Menschen in die Stadt. Dann kommen 30.000 bis 40.000 Besucher. Der nächste Termin ist der 3. November. Er wird zum Kulturtag: Von 12 bis 20 Uhr laden Harburger Institutionen zum Streifzug durch Kunst, Musik, Literatur und Theater. Den Abschluss bilden der traditionelle Laternenumzug der Harburger Schützengilde und ein Feuerwerk auf dem Harburger Rathausplatz.
Auch in der Vorweihnachtszeit seien auf und neben dem Weihnachtsmarkt zusätzliche Aktionen geplant, so Marmon. Und in der Harburg Info werde es in diesem Jahr wieder Baumkuchen geben. Die sechs Stollen (15 Kilogramm) waren in dem kleinen Laden voriges Jahr schnell ausverkauft. Deshalb sind in diesem Jahr zehn Stollen bestellt. Mit Blick aufs Internet sagt sie: „Die Menschen müssen in die Stadt kommen. Dann kaufen sie hier auch ein.“