Harburg. Haupteinkaufsstraße im Hamburger Süden wird grundlegend erneuert und saniert – inklusive Gloria-Tunnel. Was bislang geplant ist.
Das Pflaster der Lüneburger Straße ist stark reparaturbedürftig. Gerade im Wurzelbereich der Bäume haben sich zahlreiche Stolperfallen entwickelt. Deshalb will der Bezirk die historische Verkehrsachse inklusive ihrer Seitenstraßen grundsanieren. Und die Baumaßnahme für eine größere Umgestaltung der Fußgängerzone nutzen. Geld steht zur Verfügung. Nun wird nach einem Konzept gesucht.
Sechs Millionen Euro sollen in Harburgs wichtigste Einkaufsstraße fließen. Neben der Erneuerung des Fußbodenbelags gilt es zu entscheiden, ob weitere Bäume gepflanzt oder Aufenthaltsorte geschaffen werden, wie Zonen für Gastronomie zu gestalten sind und die Barrierefreiheit verbessert wird.
Stadtentwicklung Harburg: Zehn Architektenbüros sollen Konzepte einreichen
Zehn Landschafts-Architekturbüros sollen in einen Wettbewerb um das beste Konzept zur Verschönerung der Lüneburger Straße treten. Aufgrund des großen Umfangs der Maßnahme wird das Gestaltungskonzept zunächst EU-weit ausgeschrieben und dann zehn Büros aufgefordert, detailliertere Vorschläge einzureichen.
Die Öffentlichkeit wird in dem Planungsprozess beteiligt. Eine erste Informationsveranstaltung ist am 27. November um 18.30 Uhr im Harburger Rathaus geplant. Einwohner und Kundschaft können dort auch ihre Ideen und Vorstellungen einbringen, wie das Rückgrat der Harburger City zukünftig aussehen soll.
Anno 1975 wurde die Lüneburger Straße im Zuge des S-Bahn-Baus zur Fußgängerzone. Sie ist das Filetstück der historischen Achse, die einst von der Keimzelle der Stadt im Binnenhafen zu den Phoenix-Werken an der Wilstorfer Straße und dem Bahnhof führte. Der Weg zum Bahnhof führt heute durch den Gloria-Tunnel und die Seevepassage. Auch sie sollen attraktiver werden.
Harburger City: Gloria-Tunnel und Seevepassage werden bunt
Die erste größere Baumaßnahme startet in diesen Tagen: Der Gloria-Tunnel erhält einen Aufzug. Direkt neben der neuen Freitreppe zum Neubau am Harburger Ring. Der gläserne Lift wird dafür sorgen, dass die Einkaufsmeile vom Straßenniveau aus barrierefrei erreichbar ist. Es ist der Startschuss von mehreren Verschönerungsmaßnahmen für die Unterführung und die Seevepassage.
„Der Fahrstuhlbau wird jetzt im Herbst beginnen und im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein“, sagte Ines Thierfelder, Projektleiterin beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), dem Harburger Stadtentwicklungsausschuss. Im kommenden Jahr wird der Tunnelboden erneuert und die weiß gekachelte Wand sowie das Ostportal des Tunnels farblich gestaltet werden, so Thierfelder.
Die Farbgebung ist Teil eines gestalterischen Konzepts zur Aufwertung der Seevepassage und Umgebung. Es kommt vom Berliner Architekturbüro Annabau, das bereits 2016 einen Wettbewerb zur Verschönerung der Passage gewonnen hatte. „Es arbeitet mit zehn Farben, die alle in der Umgebung zu finden sind. Auf Fassaden, Böden, in der Natur“, sagt Annett Hölling vom Bezirksamt, zuständig für die neue Gestaltung der Passage.
Das farbliche Muster erinnert an Barcodes
Diese Farben werden als unterschiedlich breite Striche angeordnet. Das Muster lehnt sich an die Barcodes an, die an Kassen eingescannt werden. Der Farbcode soll die Passanten auf ihren Wegen vom Phoenix-Center oder Seeveplatz zum Harburger Ring und zur Lüneburger Straße begleiten.
Im Phoenix-Center ist der Farbcode an den Ausgängen zur Moorstraße bereits installiert. Im kommenden Jahr wird auch der öffentliche Raum bunter. Entlang des oberen Gehwegs der in den 1980er Jahren entstandenen Seevepassage werden auf rund 100 Metern bunte Aluplatten angebracht.
Die größte Aufwertung geschieht rund um den Gloria-Tunnel. Auf der östlichen Seite hatte der Bezirk den Investor BPD des Neubaus am Harburger Ring verpflichtet, eine große Freitreppe zu bauen. Sie ist fast fertig, aber noch abgesperrt, bekommt noch ein Geländer.
- Schaufenster von Karstadt Harburg erzählen Stadtgeschichte
- L‘Osteria am Sand: Bella Italia mitten in Harburg. Wann geht es los?
- Lost Place: Harburgs nutzlose Telefonzellen und die Bombengefahr
Der 40 Meter lange Tunnel wird mit Klinkersteinen gepflastert. Die weiße Tunnelwand und die anschließende Stützwand zur Lüneburger Straße werden im Farbcode gestaltet, die andere Stützwand wird mintfarben werden. Der Aufgang zur Einkaufsstraße wird umgestaltet: Die untere Treppe wird deutlich verkleinert, die obere komplett entfallen.
Wer den Auf- und Abgang beobachtet, werde feststellen, dass die schmale Rampe stärker benutzt wird als die breiten Treppen, erläuterte Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied die Entscheidung für eine großzügige Rampenkonstruktion. Die Betonstele und weitere Kunstwerke am Tunneleingang werden erhalten bleiben und nur während der Arbeiten demontiert.
Schönheitskur für die Harburger City: Bäume am Straßenrand bleiben erhalten
Für die Verschönerungsmaßnahmen an Passage und Tunnel waren 2019 Kosten von gut 2,2 Millionen Euro projektiert worden. Die Baumaßnahmen an der Rampe und im Gloria-Tunnel werden von Frühjahr bis Herbst 2025 ausgeführt werden. Es wird zwei längs des Tunnels verlaufende Bauabschnitte geben, damit die Unterführung stets passierbar bleibt.
Das Material für die Baustelle muss über die Lüneburger Straße herangeschafft werden. Der Baustellenverkehr wird das marode Pflaster zusätzlich belasten (Bäume werden nicht gefällt). Die anschließende Grundsanierung steckt dann zumindest schon einmal in der Planungsphase.