Harburg. An Ideen für die Zukunft der Immobilie in Toplage mangelt es nicht. Doch geplant wird bislang nur auf Sicht. Was im Frühjahr 2025 passiert.
- Seit mehr als einem Jahr steht das ehemalige Karstadtgebäude in Harburg leer
- Doch langsam kehrt das Leben in die verlassene Immobilie zurück – zunächst einmal in Form von Flohmärkten
- Doch was soll auf Dauer mit dem Haus geschehen? Das fragen sich immer mehr Harburgerinnen und Harburger
Bereits seit einigen Tagen hängen aufwendig gestaltete Schaufensterfolien rund um das ehemalige Karstadt-Gebäude in Harburgs Zentrum. Sie bieten einen Einblick in Harburgs jüngere und ältere Stadtgeschichte. Nun wurde die neue Freiluftausstellung mit Polit-Prominenz und 70 Akteuren aus dem Stadtteil eingeweiht.
Zu sehen gibt es zahlreiche auch seltene Harburg-Motive. Beispielweise den Harburger Bahnhof mit seinem 1.-Klasse-Wartesaal, in dem Kaiser Wilhelm II. mal auf seinen Zug gewartet haben soll, wie Harburgs Chefarchäologe Rainer-Maria Weiss bei einem Rundgang um das ehemalige Kaufhaus erklärt. Oder die Pionierkaserne am Schwarzenberg, in der heute seit fast 50 Jahren die TU Hamburg-Harburg untergebracht ist.
Ikea oder City-Schwimmbad? Ideen für die Karstadt-Immobilie gibt es reichlich
Es gibt historische und aktuelle Bildzeugnisse vom Harburger Wochenmarkt genauso wie ein 7,5 Meter großes Fenster über Herbert Wehner und andere Illustrationen, die vom Harburger Stadtmaler Ralf Schwinge gestaltet wurden. Alle Beteiligten dieses Projektes kommen aus Harburg, unterstrich das Harburg Marketing, was die lokale Verankerung zusätzlich unterstreichen soll. Grafik und inhaltliche Gestaltung wurden von Sabine Schnell umgesetzt.
„Wir stehen in Harburg vor einem Politikum, und es war auch nicht ganz einfach, das Vorkaufsrecht der Stadt auszuüben, um dieses wichtige Gebäude im Herzen Harburgs der Spekulation auf dem Immobilienmarkt zu entreißen“, sagte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) zur Eröffnung der Ausstellung – es ist nun einmal Wahlkampf.
Viele kreative Köpfe arbeiten derzeit an Konzepten für die Zwischennutzung
„Jetzt geht es darum, mit einem neuen Konzept neues Leben in diese Immobilie zu bringen. Dafür sind wir mit verschiedenen Akteuren in einem engen Austausch“, so der Senator. Und stellte in Aussicht, dass die Türen des ehemaligen Karstadt-Hauses bereits im Frühjahr 2025 wieder für Flohmärkte öffnen könnten. Weitere Zwischennutzungskonzepte mit vielen kreativen Köpfen aus dem Stadtteil seien ebenfalls in Vorbereitung.
In einem zweiten Schritt solle das Haus erhalten bleiben. Allerdings, so der Senator, müsste es mittelfristig umgebaut werden, um eine dauerhafte Nutzung zu gewährleisten und finanzstarke Unternehmen nach Harburg zu holen. Er freue sich sehr über die Schaufenstergalerie, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten im Bezirk präsentiert. Denn viele Menschen, die erstmals nach Harburg kämen, würden durch die neue Galerie mit freundlichen Bildern und allerhand Wissenswertem zum Bezirk empfangen.
Stadtteil mit stolzer Geschichte: Harburg im Wandel der Zeit
„Wenn man sich diese Galerie hier anschaut, wird einem unmittelbar bewusst: Harburg fußt auf einer großen, stolzen Geschichte und kann eines ganz besonders gut: den Wandel gestalten“, sagte auch Ralf Grote, Chef von Harburg Marketing. Er sei sich sicher, dass es gelingen kann, durch den Ankauf der Karstadt-Immobilie und dem mutigen Handeln der Politik auch beim Freudenberger-Areal eine positive Zukunft Harburgs zu gestalten.
„Mit der Schaufenstergalerie beleben wir den Leerstand sichtbar und verwandeln das ehemalige Kaufhaus in einen lebendigen Teil der Stadt. Sie zeigt nicht nur die Geschichte Harburgs, sondern regt auch dazu an, über den ständigen Wandel unserer Stadt nachzudenken“, freute sich Citymanagerin Antonia Marmon.
Räume und Orte in der Stadt werden immer wieder neu erfunden
Nach anderthalb Jahren sei sie froh, endlich Harburgs Schaufenstergalerie zu eröffnen. „Ich freue mich, dass es gelungen ist, mit den gestalteten Schaufenstern den Stadtraum aufzuwerten und den Wandel Harburgs in der Geschichte zu zeigen“, so Marmon. Die Citymanagerin bedankte sich für das Engagement der beteiligten Künstler, für die Finanzierung durch das Bezirksamt mit rund 32.000 Euro und beim Archäologischen Museum Harburg für die zahlreichen Illustrationen.
Für das Harburger Museum hatte der Finanzsenator noch ein besonderes Geschenk parat: 300.000 Euro gab es für ein fertiges Konzept mit dem Titel „Archäologisches- und Stadtmuseum on Tour“, das ebenfalls ins Karstadt-Haus einziehen soll. Er habe eben von dem Vorhaben erfahren, und da man gerade dabei sei, einen Förderantrag für ein anderes ehemaliges Kaufhaus vorzubereiten – gemeint ist offenbar das Kreativzentrum Jupiter in der Mönckebergstraße – habe man sich, abgestimmt dieses Fördervorhaben ebenfalls mit in den Antrag aufzunehmen.
Das Museum plant mit dem Konzept „Museum on Tour“ auch einen Mulifunktionsraum, in dem Diskussionsveranstaltungen stattfinden und Vereine wie andere Institutionen ihre Sitzungen abhalten können.
Kritik und Lob an unerwartetem Geldsegen
Während Linken-Kulturpolitiker Heiko Langanke in einer ersten Reaktion die Finanzierungszusage des Senators positiv bewertete, gab es von Seiten der CDU auch Kritik. „Die Zusage durch Senator Dressel von 300.000 Euro für Harburg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Karstadt-Immobilie in der Planung zügigst vorangetrieben werden muss“, sagte die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver.
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Dies gelte für die Zwischennutzung, aber vor allem für die dauerhafte Weiterentwicklung der Immobilie am Herbert-und-Greta-Wehner-Platz. „Diese darf nicht im Klein-Klein versauern. Die Vorschläge, die aus dem Bezirksamt kommen, werden dem Standort im Herzen Harburgs deutlich nicht gerecht. Die CDU erwartet eine Konzeptausschreibung für Investoren mit attraktiven Ideen, wie beispielsweise einer Ikea-Filiale oder einer Schwimmhalle“, so Stöver die betont, „Harburg verdient das beste Konzept für diesen Standort.“