Harburg. Hübsch, aber hinderlich: Bezirk geht Kopfsteinpflaster auf wichtiger Achse an. Welche Schikane danach als nächstes dran ist.
Die Neue Straße erzählt Harburger Geschichte. Hier siedelten sich 1651 bis 1659 Bürger an, die in Folge des Festungsbaus im nördlichen Bereich der heutigen Harburger Schloßstraße ihre Häuser und Grundstücke verloren hatten.
Das historische Kopfsteinpflaster ist vielleicht etwas jünger, aber aus Sicht des Denkmalschutzes erhaltenswert. Viele Radfahrerinnen und Radfahrer sehen das anders. Sie quälen sich auf dem Weg zum Binnenhafen oder zurück über das unebene Pflaster. Doch das hat bald ein Ende.
Neue Straße in Harburg: Kopfsteinpflaster ist hübsch, aber hinderlich
Auf einem kleinen Abschnitt der Neuen Straße ist seit Oktober 2020 zu erfahren, wie ein gelungener Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Fahrradfreundlichkeit aussehen kann: Damals wurden die Holpersteine zwischen dem Sand und der Hermann-Maul-Straße auf 50 Metern testweise durch sogenannte gesägte Pflastersteine ersetzt. Sie haben eine glatte Oberfläche.
„Die ersten Rückmeldungen, die uns erreicht haben, lassen darauf schließen, dass das veränderte Pflaster eine deutliche Verbesserung der Straßennutzung für Fahrradfahrer darstellt“, stand im März 2021 im Antrag der SPD und Grünen, den Rest der Neuen Straße möglichst bald ebenso umzubauen.
Baustelle am Sand ließ Arbeiten an der Neuen Straße nicht zu
„Auch dem Bezirksamt wurden in erster Linie positive Rückmeldungen zu der Teststrecke zugetragen“, antwortete im Oktober 2021 der Bezirk auf den Antrag und stellte in Aussicht, dass „möglichst bald“ der Rest der Straße bis zur B73 geglättet werde.
Doch geschehen ist nichts. „Aufgrund des Hochbaus am Sand im Süden der Neuen Straße (Westrandbebauung) wurde der Beginn der Pflasterarbeiten auf das erste Quartal 2024 verschoben“, antwortete das Bezirksamt im Februar 2023 auf eine Abendblatt-Anfrage.
Die Baustelle am Sand ist verschwunden; mit leichter Verspätung wird der Umbau nun kommen: „Die Maßnahme soll im 3. Quartal 2024 durchgeführt werden“, kündigt das Bezirksamt an. Drei bis vier Monate wird der Austausch der Steine voraussichtlich dauern. In dieser Zeit „wird die Neue Straße für den Verkehr in mehreren Bauabschnitten voll gesperrt, auch für den Radverkehr“, so die Verwaltung. Die Aussicht auf Besserung mag über die zeitweiligen Unannehmlichkeiten hinwegtrösten.
Nach dem Kopfsteinpflaster kommt gleich die nächste Radler-Schikane
Auf dem Weg von der Harburger City zum Binnenhafen folgt für den Radverkehr nach dem Kopfsteinpflaster gleich die nächste Schikane: die Unterführung der Buxtehuder Straße/B73 und der Bahntrasse.
Der enge Tunnel wurde von Teilnehmern eines Beteiligungsverfahrens via Internet gleich mehrfach bemängelt. Die Bürgerbeteiligung erfolgte im Rahmen des RISE-Fördergebiets Harburger Binnenhafen/Neuland Nordwest und ist unter binnenhafen.beteiligung.hamburg zu finden. RISE steht für Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung, ein Förderprogramm der Stadt.
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Bürger fordern: Konflikt zwischen Fußgängern und Radlern entschärfen
Ein Beitrag lautet: „Seit Jahren scheint es nicht realisierbar, im Tunnel zwischen Binnenhafen und Neue Straße eine irgendwie geartete Kennzeichnung, z. B. auf dem Boden, zu realisieren, damit es für rücksichtsvolle und willige Nutzer des Tunnels einfacher wird, sich nicht ins Gehege zu kommen. Der Tunnel ist ausdrücklich auch für Radfahrer freigegeben, die leider häufig Kamikaze-mäßig die Rampen nehmen.“
Zu dem Beitrag gab es einen Kommentar: „Ebenfalls seit Jahren wird versprochen, die Unterführung heller und freundlicher zu gestalten. Eine Trennung von Radlern und Passanten ist wohl baulich nicht möglich (zu schmale Spuren). Aber zumindest gestalterisch sollte sich endlich etwas tun!“
Furchtort: Dunkler Tunnel soll künstlerisch aufgewertet werden
Baulich lässt sich die Enge tatsächlich nicht beheben. Immerhin will der Bezirk die Unterführung aufwerten: „Im Tunnel sollen nach einem künstlerischen Konzept Wandpanels angebracht werden. Die Rampenbereiche sollen ebenfalls durch das künstlerische Konzept mittels Malerarbeiten aufgewertet werden.“
Wann das geschehen wird, ist noch offen. „Die Umsetzungsplanung befindet sich derzeit in der Entwurfsphase“, heißt es im Behördendeutsch.
Tunnel nach Regen oft überschwemmt: Wie sieht die Lösung für Fußgänger aus?
Ein weiteres Problem lässt sich nicht mit künstlerischen Mitteln lösen. Es wurde ebenfalls bei der RISE-Beteiligung angesprochen: „Gerade gestern Abend war der Tunnel nach stärkerem Regen mal wieder überschwemmt. Wenn man keine nassen Füße bekommen möchte, bleibt nur die Fußgängerbrücke, die nicht nebenan ist und für alte Menschen eine extreme Hürde darstellt.“
Hier sind die Radfahrer klar im Vorteil: Sie können auf dem Sattel bleiben und die Füße beim Durchfahren der Wasserlache einfach hochnehmen.