Hamburg. Die Kopfsteinpflaster-Diskussion ist nicht neu in Hamburg – und doch ungewöhnlich. Wer von den Plänen nun profitieren soll.

Es schüttelt Radfahrer kräftig durch und bringt den ein oder anderen Radler, der mit dünnen Reifen unterwegs ist, zu Fall: Kopfsteinpflaster. Um diesem zum entgehen, nutzen in Hamburg viele Radfahrer den Fußweg statt der Straße – was wiederum zu Konflikten mit Fußgängern führt. In Ottensen fordern deshalb nun die Altonaer Bezirksfraktionen von SPD und Linken, das Kopfsteinpflaster in der Ottenser Hauptstraße und Bahrenfelder Straße abzuschleifen – damit Radfahrer es leichter haben und Rad- und Fußverkehr getrennt sind.

In der Hauptausschusssitzung am Donnerstag reichen SPD und Linke unter dem Betreff "Mehr Freiraum für ein lebenswertes Ottensen" einen entsprechenden Antrag ein, bei dem es um ein autoarmes Ottensen und die Gestaltung des öffentlichen Raums geht. Bereits seit dem Modellprojekt „Ottensen macht Platz“ aus dem Jahr 2019 beschäftigt die Frage der Gestaltung die Bezirksversammlung Altona und die Bewohner des Stadtteils.

Verkehr Hamburg: Kopfsteinpflaster erhalten, aber abschleifen

Nach der Beteiligung aller Betroffenen liegen demnach nun erste Ergebnisse und Variantenvorschläge vor, die als Nächstes bewertet und zu einem "ganzheitlichen Ansatz" weiterentwickelt werden müssen, heißt es in dem Antrag von SPD und Linken, der durchaus ungewöhnlich ist. "Angesichts der weitreichenden Veränderungen, die mit der Umgestaltung einhergeht, muss die Öffentlichkeit auch nach der ersten Variantenbewertung umfangreich beteiligt werden."

SPD und Linke fordern das Bezirksamt auf, im weiteren Projektverlauf und der anstehenden Detailplanung einige Dinge zu berücksichtigen. "Aus Gründen des Milieu- und Denkmalschutzes des gewachsenen Quartiers soll das Kopfsteinpflaster der Ottenser Hauptstraße und Bahrenfelder Straße erhalten bleiben", heißt es in dem Antrag. Jedoch soll ein Abschleifen des Kopfsteinpflasters geprüft werden. Zudem soll das Kopfsteinpflaster des Alma-Wartenberg-Platzes zwar erhalten bleiben, aber in der Fläche begradigt werden.

Kopfsteinpflaster in Hamburg: Auch in Eimsbüttel wurde geschliffen

Die Kopfsteinpflasterdiskussion ist nicht neu in Hamburg. Zuletzt war der Straßenbelag im Februar in Harburg Thema. Dort soll der nördliche Teil der Neuen Straße umgebaut werden – um die Attraktivität der Neuen Straße als Radwegeverbindung in den Binnenhafen zu steigern. Das historische denkmalgeschütze Kopfsteinpflaster in der Straße darf dabei jedoch nicht entfernt werden. Daher wurde auf rund 50 Metern bereits im Oktober 2020 ein Teil der Steine gegen geschliffene ausgetauscht. Durch die rund 55.000 Euro teure Maßnahme habe sich eine deutliche Verbesserung des Fahrkomforts der Radfahrenden eingestellt, berichteten Politik und Bezirk.

Der ADFC ist davon überzeugt, dass es inzwischen technische Lösungen für Velorouten gibt, die Fahrkomfort und Denkmalschutz vereinbaren. Ein gutes Beispiel dafür sei die Veloroute 2 am Weidenstieg in Eimsbüttel. Dieser wurde mit geschliffenem und sanftem Pflaster umgebaut. Die Folge: Dort können Radfahrer auch mit schmalen Reifen auf der Fahrbahn fahren.

Kopfsteinpflaster auch im Eulenkamp für Radfahrer entfernt

Und auch an anderen Orten in Hamburg wurde Kopfsteinpflaster für eine sichere Radinfrastruktur entfernt, wie die Verkehrsbehörde auf Anfrage mitteilte. Zum Beispiel ein Abschnitt im Eulenkamp, der Teil der Veloroute 6 ist. Umgebaut wurde die Straße vom Bezirksamt Wandsbek.

Die Hartungstraße, Teil der Veloroute 3, hat das Bezirksamt Eimsbüttel umbauen lassen. Nach Angaben der Verkehrsbehörde sei dies gestalterisch gut gelungen, da das Natursteinpflaster unter den Parkplätzen beibehalten wurde. Bereits vor einigen Jahren wurde ein ganz kurzes, aber zuvor nahezu unbefahrbares Stück in der Angerstraße (Veloroute 7) in Hohenfelde umgebaut.