Harburg. Die Neue Straße erhält abgeflachtes Kopfsteinpflaster zum Radfahren, der Tunnel wird entschärft. In Planung ist eine größere Lösung.
Sie ist die einzige barrierearme Verbindung zwischen der Harburger City und dem Binnenhafen: die Neue Straße mit der Fußgänger-Unterführung zur Harburger Schloßstraße, die auch Fahrradfahrer benutzen dürfen. Doch das grobe Kopfsteinpflaster der Neuen Straße lässt viele Radler verbotenerweise auf die Fußwege ausweichen. Und im schmalen Tunnel wird es durch die zunehmende Zahl der Hafenbewohner und die Erweiterung des HafenCampus der Technischen Universität Hamburg (TUHH) immer enger. Abhilfe ist in Sicht – aber erst 2024.
„Das Fahrrad ist ein ganz tolles Verkehrsmittel; für uns ist das Kopfsteinpflaster der Neuen Straße ein echtes Ärgernis“, sagt Ralf Grote, Leiter des Präsidialbereichs der TUHH. Erst kürzlich sei ein Bekannter, der auf einem Brompton-Klapprad unterwegs war, auf dem unebenen Pflaster gestürzt. „Das abgeflachte Pflaster im südlichen Teil der Straße ist in Ordnung, der Rest eine Zumutung.“
50 Straßenmeter wurden im Herbst 2020 mit besser befahrbarem Pflaster versehen
Mit dieser Einschätzung steht Grote nicht allein. Nachdem im Herbst 2020 die ersten 50 Straßenmeter auf der Seite des Wochenmarktes mit gesägtem, sehr viel besser befahrbarem Pflaster versehen worden waren, forderte die Harburger Politik, zügig den Straßenabschnitt bis zur Buxtehuder Straße mit den flachen Kopfsteinen zu pflastern. Einen entsprechenden Antrag der Fraktionen SPD und Grüne beantwortete das Bezirksamt im Oktober 2021. Demnach sei „der weitere Verlauf der Neuen Straße (...) in genau dieser Bauweise bereits geplant und soll möglichst bald umgesetzt werden“.
Doch das neue Pflaster lässt auf sich warten. Der Grund ist die Baustelle zwischen der Neuen Straße und der Marktfläche im Bereich des ehemaligen Bar-Restaurants Bolero (später Southside). „Aufgrund des Hochbaus am Sand im Süden der Neuen Straße (Westrandbebauung) wurde der Beginn der Pflasterarbeiten auf das erste Quartal 2024 verschoben“, sagt Bezirksamtssprecher Dennis Imhäuser.
Umgestaltung des Fußgängertunnels unter der B73 lässt auf sich warten
Auch die Umgestaltung des Fußgängertunnels, der einzigen Querung von B 73 und Bahntrasse in Höhe der Innenstadt, die mit Fahrrädern, Rollern, Kinderwagen und Rollatoren nutzbar ist, lässt auf sich warten. „Der Tunnel ist ein Angstraum. Er braucht mehr Helligkeit. Zudem muss der Konflikt zwischen Fußgängern, Fahrrad- und Rollerfahrern entschärft werden“, sagt Bianca Blomenkamp, Fraktionschefin der Grünen. „Eine Aufwertung der Tunnel-Anlage (...) ist bereits in Planung. Dabei soll durch künstlerisch-gestalterische Mittel zusammen mit einer erneuerten Beleuchtung eine verkehrssicherere und angenehmere Atmosphäre geschaffen werden“, antwortete das Bezirksamt im Oktober 2021.
„Das Konzept für die Gestaltung des Tunnels wurde vor zwei Jahren vorgestellt, es liegt in der Schublade“, sagt Frank Richter, Fraktionschef der SPD. Die Umsetzung scheitere nicht am Willen, auch nicht am Geld, sondern am Personalmangel in der Harburger Tiefbauabteilung. Die Stellen seien zwar vorhanden, könnten aber nur schwer besetzt werden, so der Sozialdemokrat. Das Bezirksamt sieht sich auf einem guten Weg: Die Planung der „Aufwertung des Tunnels durch künstlerische Gestaltung sowie leichte Anpassungen im Rampenbereich Süd (Geländerführung, aufmerksamkeitsfördernde Markierungen am Boden, um den Konflikt Fahrradfahrer/Fußgänger zu entschärfen)“ sei inzwischen beschlussreif.
Konzept für die Gestaltung des Tunnels liegt in der Schublade
Für diesen März sei vorgesehen, dass sich die politischen Gremien mit dem Entwurf befassen, sagt Imhäuser und ergänzt: „Mit einer Umsetzung ist voraussichtlich frühestens Ende 2023 zu rechnen.“ Die Tunnelbeleuchtung wird sich demnach wohl nur in den Rampenbereichen verbessern: Es sei vorgesehen, sie „im Rahmen der Standardausstattung der Hamburger öffentlichen Beleuchtung“ anzupassen, so der Bezirksamtssprecher.
Der ganz große Wurf wird es wohl nicht werden, denn den erhoffen sich die Stadtplaner des Bezirks und die Lokalpolitiker einige hundert Meter weiter östlich: Sie möchten die historische Achse vom Binnenhafen über die Harburger Schloßstraße, den Schloßmühlendamm und die Lüneburger Straße wieder herstellen. In Form einer Unterführung, die die Schloßstraße mit dem Schloßmühlendamm verbindet. Sie könnte nicht nur für Radfahrer und Fußgänger ausgelegt sein, sondern auch Linienbusse unter der B 73 und den Bahngleisen hindurchführen.
Große Lösung: Unterführung von Harburger Schloßstraße zum Schloßmühlendamm
So würde es gelingen, die harte Trennung der Harburger Innenstadt von dem sich weiter entwickelnden Binnenhafen zu überwinden. Der Bezirk lässt gerade eine Machbarkeitsstudie erstellen, die die favorisierte Lösung einer Unterführung und alternativ einen Brückenbau untersucht. Voraussichtlich im März wird sie dem Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung vorgestellt. Doch um eine solche Querung bauen zu können, braucht der Bezirk viel Geld von der Stadt. Daran seien frühere Projekte bislang immer gescheitert, so der Ausschussvorsitzende Richter.
„Wenn wir jetzt mit einer Machbarkeitsstudie kommen, die genau aufzeigt, wie es geht und was es kosten wird, könnte uns das weiterhelfen. Wenn wir das Geld bekommen, dann wird relativ zügig gebaut werden.“ Den Hinweis auf Personalmangel im Bezirksamt kontert Richter: „Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.“