Harburg. Entwickler stellen Ideen für Tunnel zwischen Innenstadt und Binnenhafen vor. Krummholzberg soll sicherer werden.

Längst nicht jeder Weg, den Radfahrer in Harburg gerne nutzen, wird in Zukunft eine Veloroute werden. Gerade in der Harburger Innenstadt kommen Radfahrer vielerorts in Konkurrenz und Konflikt mit anderen Verkehrsteilnehmern, mal als Schwächere mit Autofahrern, mal als Stärkere – mit Fußgängern. Diese Konflikte sind auch derzeit Thema der Bezirkspolitik: Die CDU beantragt, das Radfahrverbot auf dem Rathausplatz schärfer durchzusetzen, die Grünen nehmen in ihrem Radverkehrskonzept unter anderem die Konfliktzone Krummholzberg ins Visier und im Mobilitätsausschuss wurde gerade eine Machbarkeitsstudie zur Optimierung des Binnenhafentunnels vorgestellt.

Das in Harburg ansässige Stadtplanungsbüro Orange Edge hat im Auftrag des Bezirksamts Ideen entwickelt, wie man den Tunnel benutzerfreundlicher gestalten könnte. Stadtplaner und Orange-Edge-Chef Henrik Sander skizzierte zu Beginn die Problemlage: Die enge und niedrige Bauweise des Tunnels lässt die Passage beängstigend wirken, Radfahrer und Fußgänger kommen sich regelmäßig und fast zwangsläufig in die Quere, die Beleuchtung ist ebenfalls unzureichend für das Wohlgefühl der Tunnelnutzer. Radfahrer sind in dem Tunnel, der zwischen Neuer Straße und Harburger Schlossstraße eine Bahnlinie und zwei Hauptverkehrsstraßen quert, theoretisch nur geduldet.

Tunnel ist der komfortabelste Weg in den Binnenhafen

Praktisch ist der Tunnel weit und breit die einzige Möglichkeit, ohne abzusteigen in den Binnenhafen zu radeln. Das Problem dabei: Kommen die Radfahrer mit Schwung die Rampen herunter, die eigentlich für Kinderwagen und Rollstühle angelegt wurden, reicht ihr Kurvenradius bis zur gegenüberliegenden Tunnelseite. Um am anderen Tunnelende wieder auf die Rampe zu gelangen, müssen sie noch einmal den Weg queren. Will man Fußgänger und Radverkehr räumlich trennen, muss man dafür sorgen, dass die Radfahrer abbremsen. Das wiederum lässt sich nicht durch Hindernisse bewerkstelligen, weil diese auch Kinderwagen und Rollstühle einschränken würden.

„Es gibt da in anderen Städten gute Erfahrungen mit grafischen Hinweisen“, sagt Sander. „Das könnte man hier auch probieren. Denkbar ist es auch, den Radfahrern, die ja von der Rampe aus keinen Einblick in den Tunnel haben, ber sensorgesteuertem Lichtsignal schon im Voraus anzuzeigen, ob andere im Tunnel sind, oder ob der Tunnel frei ist.“ Der Enge des Raums müsse man auf verschiedene Arten begegnen: „Zum einen sind da die Betongeländer über den Eingängen, teilweise mit Pflanzkübeln versehen“, sagt Sander. „Sie lassen den Eingang noch enger wirken. Könnte man sie wegnehmen, würde tagsüber schon viel mehr natürliches Licht im Durchgang strahlen.“

Mit freundlicherer Beleuchtung und hellerer Farbgebung könne man noch mehr erreichen, so Sander. Er unterstrich das mit dem Beispiel Alter Elbtunnel und einer Unterführung in Nijmegen, wo man mittels weißer Lochbleche auch noch den Schall im Tunnel reduzieren konnte. Außerdem konnte man mit den Löchern als Rasterpunkte grafische Effekte gestalten.

Neue Straße benötigt eine Gesamtlösung

Von den Ausführungen waren die Ausschussmitglieder angetan. Sowohl Frank Wiesner (SPD), als auch Rainer Bliefernicht (CDU) kündigten an, sich mit den Möglichkeiten, die Sander aufgezeigt hatte, auseinanderzusetzen und Forderungen daraus abzuleiten. Ansonsten, so Wiesner, sei der Tunnel nur ein Ende der langen Problemzone Neue Straße, für die eine Gesamtlösung nötig sei.

Am Krummholzberg gibt es nur zwei schmale Fußwege und keinen Radweg, Radfahrer sind gezwungen, die Fahrbahn zu nutzen, denn eine Alternative zum Krummholzberg gibt es für sie nicht. Wegen der teils rücksichtslosen Autofahrer weichen Radler aber häufig auf den Fußweg aus und sind dort dann selbst selten rücksichtsvoll.

Die Grünen schlagen in ihrem Radverkehrskonzept deshalb vor, den Krummholzberg zur Einbahnstraße zu erklären und so eine Fahrspur für zwei Radspuren zu gewinnen. Verkehrsplaner Sander hat da einen anderen Vorschlag: „Schneller als ein Umbau ginge eine Geschwindigkeitsreduzierung für Autos“, sagt er.

„Außerdem ein Fußgängerüberweg vor dem Parkhaus und Piktogramme auf der Fahrbahn, die anzeigen, dass hier Radfahrer gleichberechtigt unterwegs sind. Dann werden wieder mehr Radfahrer tatsächlich die Fahrbahn nutzen.“