Harburg. Serie im Abendblatt zur Hamburger Bezirkswahl 2024: Was sagt die Politik zu den drängendsten Fragen im Bezirk Harburg? Teil 1: Verkehr.
- Am kommenden Sonntag haben die Harburgerinnen und Harburger die Wahl
- Dann wird eine neue Bezirksversammlung gewählt – ein politisches Gremium, das über viele wichtige Themen entscheidet
- Das Abendblatt bietet in einer Serie den großen Check zur Wahl: Was planen die einzelnen Parteien zu den wichtigsten Themen?
Vor der Bezirkswahl hat das Abendblatt die Parteien, die derzeit im Harburger Rathaus vertreten sind, nach ihren Ideen in vier Themenbereichen gefragt: Verkehr, Vielfalt, Wohnungsbau und Sicherheitsgefühl. An vier Tagen präsentieren wir die Antworten von fünf der sechs Parteien, sortiert nach Fraktionsgröße. Die AfD hat nicht geantwortet.
Den Anfang macht das Thema, das gefühlt die meisten Harburger umtreibt: Der Verkehr. Jeder muss von A nach B, nur wie? Egal, welches Verkehrsmittel man bevorzugt, überall gibt es Probleme: Staus, Zugausfälle, lückenhafte Radwege, zugeparkte Gehsteige. Und je nachdem, wie man sich fortbewegt, möchte man auch Platz dafür haben. Gerade die Vereteilung des Straßenraums ist ein großes Politikum
Verkehr und Mobilitätswende: Das sagen die Harburger Grünen
„Unser Ziel ist die Mobilitätswende hin zu einem klimagerechten Verkehr in einer lebenswerten Stadt“, sagt Grünen-Spitzenkandidatin Bianca Blomenkamp. „Dafür müssen wir den Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß- und Radverkehr stärken. Das beinhaltet auch, dass bisherige Flächen des Kfz-Verkehrs umgenutzt werden.“
Mehr Kapazitäten bei der S-Bahn, HVV-hop, Switch-Stationen
Die Alternativen zur Nutzung privater PKW wollen die Grünen stärken und sehen sich dabei ein gutes Stück vorangekommen, etwa durch mehr Kapazitäten bei der S-Bahn, von HVV-hop, die Switch-Stationen und den Fortschritt beim Bau von Veloroutenabschnitten. In diese Richtung wollen die Grünen weitermachen.
Den Bau der A 26 Ost lehnen die Grünen auf der derzeit geplanten Trasse ab und verweisen auf die geplante Köhlbrandquerung, die eine Nordtrasse ermöglichen würde. Trotzdem fordern sie den Rückbau der B 73, sobald die A26 bis zur A7 fertiggestellt ist. Außerdem wollen die Grünen vereinfachte Tempo-30-Anordnungen und mehr Platz für den nicht-motorisierten Verkehr. „Das würde die Menschen vor Lärm, Abgasen und Unfällen besser schützen“., sagt Blomenkamp, „und die Entsiegelung von Flächen, könnte gegen die Folgen des Klimawandels helfen.“
SPD: Mehr Kapazitäten auf der Schiene, Ja zur A26 Ost, festhalten an hop
„Wichtig ist es, dafür zu sorgen, dass die Digitalisierung der S-Bahnstrecke zeitnah kommt“, sagt der SPD-Spitzenkandidat Frank Richter, „damit die S-Bahnverbindung leistungsfähiger und zuverlässiger wird und mit der neuen Linie S6 ein 3-Minuten-Takt möglich wird“
Fertigstellung der A26 West und der Bau der A26 Ost werden Verkehr reduzieren
HVV-hop habe sich als effektive Ergänzung des Busverkehrs erwiesen, so Richter. Deshalb denkt die SPD schon über den End-Termin des Modellversuchs Ende 2025 hinaus: „Wir setzen uns dafür ein, dass es über den 31. Dezember. 2025 hinaus in Harburg bleibt und auf Süderelbe erweitert wird.“
Die Fertigstellung der A26 West und der Bau der A26 Ost werden den Verkehr auf der hoch belasteten B73 deutlich reduzieren, glauben Richter und Genossen. Das würde neue Möglichkeiten für die Magistrale B73 und die beiden Zentren von Harburg und Süderelbe eröffnen.
CDU: Kein Verkehrsmittel darf gegen andere ausgespielt werden
„Unser Augenmerk gilt dem Erhalt der individuellen Mobilität insbesondere in der Metropolregion Hamburg“, sagt CDU-Spitzenkandidat Rainer Bliefernicht „Der Bezirk Harburg mit seinen vielfältigen Sozialräumen und Durchfahrtsgebiet für Pendler hat da vielfältige Anforderungen. Insgesamt bedarf es einer ideologiefreien, objektiven Diskussion des Themas Mobilität und Verkehr bei guter Ausbalancierung des Verkehrsmittelmixes. Kein Verkehrsmittel darf gegen andere ausgespielt werden.“
Die weitere Reduzierung von Parkplätzen auf öffentlichem Grund sehen Bliefernicht und seine Parteifreunde kritisch. Beim Wohnungsneubau müsse weiterhin auf ausreichend Parkraum geachtet werden. Der Bau neuer Radwege müsste Teil eines umfassenden Mobilitätskonzeptes sein. Bestehende Radwegeverbindungen müssen allerdings vorrangig ertüchtigt werden. Außer Radwegen fordert die CDU auch sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.
Langfristig fordert die CDU eine westliche Elbquerung der S-Bahn
Auf der Schiene streben Christdemokraten einen Halt der Start-Regionalbahn in Neugraben an. Außerdem soll die U4 bis nach Harburg verlängert werden. Langfristig fordert die CDU eine westliche Elbquerung der S-Bahn. „Die CDU Harburg hält weiterhin an einer zusätzlichen S-Bahnstation Bostelbek fest, um den Anschluss des HIT Technologieparks, des Krankenhauses Mariahilf sowie Möglichkeiten des P&R zu optimieren“, sagt Bliefernicht.
Die CDU will einen Ausbau des Busverkehrs im Alten Land sowie Expressbuslinien nach Altona und Finkenwerder durchsetzen.Für eine langfristige ÖPNV Verbesserung streben wir eine weitere Elbquerung für den schienengebundenen ÖPNV zwischen Altona und dem Harburger Westen an.
Die Linke: Verkehrswende darf nicht an der Elbe hängenbleiben
„Wir stehen für eine Verkehrspolitik ohne ideologische Engstirnigkeit, zurzeit bleibt die Verkehrswende an der Elbe hängen“, sagt Linken-Kandidat Jörn Lohmann. „Für eine deutliche Reduzierung des individuellen motorisierten Verkehrs ist die Voraussetzung ein engerer Takt beim ÖPNV, mit barrierefreien Haltestellen, allzeit guter Anbindung der städtischen Randlagen und des Umlandes.“
Die Linken lehnen die A26 Ost ab
Zwingend erforderlich sei weiterhin eine zweite Elbquerung und die kurzfristige Digitalisierung der S-Bahn, um die Anbindung an die Innenstadt deutlich zu verbessern. Die Linken lehnen die A26 Ost ab und fordern, die dafür verplanten Mittel in in die Sanierung der Infrastruktur zu investieren.
Vorhandene und teilweise stark sanierungsbedürftige Fuß- und Radwege sollen lieber kostengünstig ertüchtigt werden, als alles Geld in teure Prestigeprojekte mit teils wenig Nutzen zu stecken.
FDP im Abendblatt-Check: „Menschen sollen Verkehrsmittel frei wählen dürfen“
FDP-Chefkandidat Dirk Kannengießer grüßt mit „Glück auf!“ und fordert eine Verkehrspolitik ohne Beschränkungen: „Ich setze mich dafür ein, dass alle Menschen frei entscheiden können, welches Verkehrsmittel sie nutzen wollen. Statt Menschen umzuerziehen, sollen Straßen, Fuß- und Radwege und der ÖPNV nachfrageorientiert ausgebaut werden“, sagt er.
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Dabei müssten besonders die Schwächsten berücksichtigt werden, so Kannengießer. Jeder Radweg solle beispielsweise auch von Kindern genutzt werden können, ebenso muss es flächendeckend einen barrierefreien ÖPNV geben.