Bergedorf. Fördermittel in Millionen-Euro-Höhe liegen bereit. Bürger sollen mitbestimmen, wohin sie fließen. Auch Kinder und Jugendliche gefragt.

Noch liegt Bergedorfs und Lohbrügges Innenstadt im Dornröschenschlaf. Doch in diesem Frühjahr soll sie wachgeküsst werden – von Experten ebenso wie von Geschäftsinhabern, der Politik und möglichst vielen Bürgern: Es geht um konkrete Projekte für die City der Zukunft, um die Neubauten auf den alten Karstadt-Flächen genauso wie um frische Ideen, mit Kunst, Kultur, Sport, Gastronomie, Bildung dafür zu sorgen, dass die Fußgängerzonen und ihre Umgebung das Herz des Bezirks bleiben – oder wieder werden.

Tatsächlich liegen mit dem Förderprogramm „Lebendige Zentren“ des Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) nahezu unbegrenzte Fördermillionen bereit, die jedes Projekt mit bis zu 50 Prozent der Kosten unterstützen. Und diese zunächst bis Ende 2029 genehmigten Bundesmittel können, wenn Bezirksamt und Stadtentwicklungsbehörde jeweils zustimmen, ab sofort fließen. Ein beachtlicher Vorsprung für Bergedorf gegenüber anderen Stadtzentren Deutschlands, wo die Karstadt-Pleite erst jetzt die Folgen des Kaufhaus-Sterbens verdeutlicht.

Durch Karstadt-Aus 2021 hat Bergedorf jetzt drei Jahre Vorsprung in der City-Entwicklung

Bergedorf hat die drei Jahre seit seinem Karstadt-Schock vom Januar 2021 genutzt, ist zum Rise-Gebiet geworden. Wie diese komfortable Grundlage nun genutzt werden soll, ist Thema des kommenden Frühjahrs. Mitbestimmen sollen neben Grundeigentümern und Unternehmern der Innenstadt sowie Vereinen, Verbänden und Politik ausdrücklich auch Kinder und Jugendliche sowie alle interessierten erwachsenen Bergedorfer.

Im rot umrandeten Gebiet rund um die Bergedorfer und Lohbrügger Innenstadt können Projekte durch das „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung“, kurz Rise, finanziell gefördert werden. Möglich sind Unterstützungen von bis zu 50 Prozent der Kosten, bezahlt aus dem Rise- Förderetat „Lebendige Zentren“ der Bundesregierung.
Im rot umrandeten Gebiet rund um die Bergedorfer und Lohbrügger Innenstadt können Projekte durch das „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung“, kurz Rise, finanziell gefördert werden. Möglich sind Unterstützungen von bis zu 50 Prozent der Kosten, bezahlt aus dem Rise- Förderetat „Lebendige Zentren“ der Bundesregierung. © bgz | Bezirksamt Bergedorf

Damit bis zum Juni ein möglichst vielfältiges „Integriertes Entwicklungskonzept Zentrum Bergedorf“ entsteht und bis Jahresende vom Bezirksamt mit der Stadtentwicklungsbehörde abgestimmt werden kann, beginnt nun die Suche nach bisher unentdeckten Potenzialen und Projekten. Angelaufen sind bereits die Gespräche mit den bekannten Akteuren der Innenstadt, deren Projekte dann ab März in themenbezogenen Werkstattgesprächen vertieft werden.

Im April werden Kinder und Jugendliche befragt – im Mai kommen interessierte Bürger zu Wort

Für April ist dann eine umfangreiche Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geplant, schließlich sind sie die Besucher der Bergedorfer City der Zukunft. Der Mai steht dann im Zeichen aller Bergedorfer, die in einem großen Werkstattverfahren ihre Vorschläge einbringen und die bereits erfassten Ideen und Projekte bewerten sollen. Treffpunkt dafür wird voraussichtlich das Plietsch im Sachsentor 23 sein, wo neben den frisch eingezogenen Rise-Koordinatoren auch Bergedorfs City-Managerinnen ihren Sitz haben.

Carolin Wandzik und Simon Kropshofer von der „Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung“ (GOS) koordinieren die Entwicklung des Rise-Gebiets „Zentrum Bergedorf“, das zunächst bis Ende 2029 läuft.
Carolin Wandzik und Simon Kropshofer von der „Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung“ (GOS) koordinieren die Entwicklung des Rise-Gebiets „Zentrum Bergedorf“, das zunächst bis Ende 2029 läuft. © bgz | nh

Wer sich angesichts derart vieler Akteure die Augen reibt und bei etlichen weiteren Beteiligten, wie etwa den Eigentümern der ehemaligen Karstadt-Areale, dem Bergedorfer Wirtschaftsverband WSB, den Grundeigentümer-Zusammenschlüssen BID Sachsentor und BID Alte Holstenstraße, eher Chaos als Konkretes für die City der Zukunft erwartet, wird von der Wirtschaftsförderung des Bezirksamts eines Besseren belehrt: „Es liegen bereits sehr umfassende Situationsanalysen und auch Ergebnisse vor“, heißt es in einer Mitteilung an den Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung. Ihre Urheber sollen nun im weiteren Prozess „zielgerichtet eingebunden“ werden. „Zudem dient das Beteiligungsverfahren dazu, bisher nicht aktive Zielgruppen und Teile der Bevölkerung zu aktivieren.“

Mitten in der Fußgängerzone: das Plietsch am Sachsentor 23, Ecke Bergedorfer Markt.
Mitten in der Fußgängerzone: das Plietsch am Sachsentor 23, Ecke Bergedorfer Markt. © BGDZ | Luis Bolte

Wie das alles gelingen kann und welche Mitwirkungsmöglichkeiten es gibt, erklären Bergdorfs City-Entwickler ab sofort immer montags von 15 bis 17 Uhr und mittwochs von 10 bis 12 Uhr im Plietsch. Zudem ist hier für Mittwoch, 14. Februar, ein Info-Abend geplant.

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Dass Bergedorf auch heute schon erheblich von den Rise-Fördermillionen profitiert hat, zeigen die Erfolge der beiden direkten Vorgänger der nun startenden City-Entwicklung: Durch das Rise-Gebiet Bergedorf-Süd wurden Projekte wie die Weihnachtsbeleuchtung des Sachsentors, der Bau des Jugendclubs an der Vierlandenstraße und nicht zuletzt auch das Körberhaus erst möglich. Und die Rise-Förderung für den Bergedorfer Hafen/Serrahn bildete die Basis für den Umbau der Serrahnstraße zur Gastromeile, die Sanierung des alten Hafenkrans und die Audiotour, die in die Geschichte des Hafens und seiner Umgebung einführt.

Als Weiterführung der Serrahn-Projekte stehen die ersten Maßnahmen der City-der-Zukunft-Belebung übrigens schon fest. So wird die Alte Holstenstraße zwischen Kirche und City-Kreisel zu einer echten Fußgängerzone mit abgetrennter Radler-Passage umgebaut. Auch die Renovierung des historischen Hasse-Turms steht an, ebenso wie die Umgestaltung des Uferbereichs an der Fischtreppe im Serrahn.