Bergedorf. Was passierte im 19. Jahrhundert am Serrahn? Die kleinen Hörspiele werden auf dem Handy abgespielt – und verraten spannende Details.

Im Hintergrund ertönt leiser Hafenlärm, dann Stühlerücken, klirrendes Geschirr. Eine tiefe Stimme erklingt – und lässt die Hörer in Bergedorfs Vergangenheit eintauchen. Ins Jahr 1814, als am Serrahn noch Hafenarbeiter schufteten und der Zimmermeister und Holzhändler Ludwig Ahrens nach Bergedorf kam. Er erbaute das SerrahnEins – heute eins der ältesten noch erhaltenen Gebäude.

Jeder, der am Serrahn entlang schlendert, kann ab sofort in dieses Hörerlebnis eintauchen. Denn nach jahrelanger Planung des Projekts hat das Kultur- & Geschichtskontor am Donnerstag die Audiotour Serrahn offiziell eröffnet.

Über Informationstafeln an sieben Orten können Interessierte nun in der Bergedorfer City etwa fünfminütigen Audiodateien auf dem eigenen Smartphone lauschen.

Stadtentwicklung: Ein weiterer Schritt für die Belebung der Bergedorfer City

Mit dabei sind neben dem Serrahn die Kirche St. Petri und Pauli, das früher existente Holstentor in der Alten Holstenstraße, der alte Hafen am heutige Körberhaus, der Schleusengraben, die Kornwassermühle und das Bergedorfer Schloss. Die Audiodateien offenbaren dabei spannende Geschichten und Informationen über den Stadtkern.

Die Audiotour ist eröffnet: Jörn Lindemann (v. l.), Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann, Geerd Dahms und Caroline Bergen vom Kultur- & Geschichtskontor, freuen sich.
Die Audiotour ist eröffnet: Jörn Lindemann (v. l.), Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann, Geerd Dahms und Caroline Bergen vom Kultur- & Geschichtskontor, freuen sich. © Alexandra Schrader

So etwa, warum die Müller in der Lohmühle und in der Kornwassermühle sich nach jahrelanger Feindschaft und Streit um das Wasser in der Bille eines Tages vertragen konnten. Oder wie ab 1891 jeden Tag etwa 50 Hafenarbeiter in der „Bergedorfer Kaffee- und Speisehalle“ im SerrahnEins zu Mittag aßen. Denn dort waren die Gerichte günstiger, als in anderen Lokalen und kosteten nur 40 Pfennig.

Bei der kleinen Eröffnung zeigte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann sich begeistert. „Diese Tour ist ein weiteres Puzzlestück, das zur Belebung und der touristischen Entwicklung unserer Innenstadt beiträgt“, sagte Schmidt-Hoffmann.

Mit dem Projekt sei es gelungen, mit relativ geringem Aufwand „etwas Erlebbares“ zu schaffen. Zudem sei es ein tolles Beispiel dafür, was mit den Rise-Mitteln (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung) möglich ist.

Auch eine Fortsetzung des Projekts wäre möglich

Der Kultur- & Geschichtskontor hatte für die Audiotour 5000 Euro Förderung aus dem Fonds des Programms erhalten. Jörn Lindemann vom Vorstand des Kultur- & Geschichtskontors betonte am Donnerstag: „Ich hoffe, dass diese Art von Audiotour noch um weitere Teile ergänzt werden kann – Bergedorf hat schließlich genügend spannende Ecken.“

Aber wie funktioniert das Ganze? Die Audiodateien sind im Internet zu finden und über einen QR-abrufbar. Um darauf zuzugreifen, muss die Kamera auf dem Smartphone geöffnet und der Code auf den Info-Tafeln gescannt werden.

Dann ploppt die Internetseite mit dem kleinen Hörspiel auf. Eingesprochen wurden die Texte vom Plattdeutsch-Autoren und ehemaligen NDR-Redakteur Gerd Spiekermann. Bei der Eröffnung im SerrahnEins trug der 71-Jährige den Text der Serrahn-Audiostation live vor.

Alle Infotafeln bestehen aus Emaille und sind sehr robust

Anschließend machten sich die etwa 20 Besucher der Premiere mit dem Team des Geschichtskontors und Cornelia Schmidt-Hoffmann auf den Weg, um zwei weitere Audiostationen zu testen. An der Kirche St. Petri und Pauli und an der Kornwassermühle wurde das Prinzip direkt ausprobiert. „Toll!“, lobte Cornelia Schmidt-Hoffmann mit dem Handy am Ohr.

Diskussionen hatte es zuvor über die Haltbarkeit der neuen Installationen gegeben. Die Sorge, dass die Tafeln mit den QR-Codes und kurzen Texten beschmiert und dadurch ruiniert werden könnten, kann Jörn Lindemann den Gästen nun nehmen.

„Die Platten bestehen aus Emaille. Farbe oder Schrift-Schmierereien sollten wir ohne viel Aufwand abwischen können“, so Lindemann. Emaille ist ein Glas, das aus verschiedenen Rohstoffen besteht, die bei hoher Temperatur auf einem Eisenkern verschmolzen werden. So ist es besonders langlebig.

Sieben Standorte in der Bergedorfer City können bei der Audiotour entdeckt werden.
Sieben Standorte in der Bergedorfer City können bei der Audiotour entdeckt werden. © Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf | Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf

Stadtentwicklung: Auch das Bezirksamt entwickelte das Projekt mit

Bereits 2018 war die Idee entstanden, eine Audiotour zu gestalten. Bevor das Projekt – damals in Bergedorf-Süd – konkret werden konnte, endete jedoch der Zeitraum der Förderung durch die Rise-Mittel des Stadtteils. 2020 kam dann der Entwurf für die neue Audiotour.

Auch das Bezirksamt Bergedorf, sowie die Stadtentwicklungsgesellschaft Steg Hamburg mbH waren an dem Projekt beteiligt. Finanziell unterstützten es auch der Grundeigentümerzusammenschluss BID Sachsentor und der Verein Bergedorfer Hafen.

Besonders freute sich auch Caroline Bergen, Leiterin des Kultur- & Geschichtskontors, das das Projekt nun richtig starten kann. „Wenn wir noch weitere Infotafeln installieren könnten, wären Bergedorf-Süd und das Sachsentor für die Erweiterung der Audiotour spannend. Aber das müssen wir erst mal noch abwarten.“