Bergedorf. Bergedorfer können sich vor St. Petri und Pauli informieren und Vorschläge machen. Was die Umfrage im Internet bislang ergeben hat.

Eine riesige Karte der Bergedorfer Innenstadt wird am Freitag und Sonnabend vor St. Petri und Pauli aufgestellt. Dazu gibt es bunte Fähnchen und reichlich Experten-Rat für jeden Bergedorfer, der Lust verspürt, aktiv in die Planung der City der Zukunft einzugreifen. Die „Mitmachveranstaltung“ auf dem Kirchenvorplatz wird Höhepunkt der dreiwöchigen Bürgerbeteiligung sein, die online bereits seit 11. September läuft.

Im Fokus steht die Neugestaltung des rund 200 Meter kurzen Abschnitts der Alten Holstenstraße zwischen City-Kreisel und Kirche – und zwar einschließlich des gesamten Kirchengrundstücks und der Übergänge zu Bergedorfer Schlossstraße, Sachsentor und Vierlandenstraße. Ein zentrales Stück Bergedorf, das viele Menschen bewegt: „Wir sind begeistert über die Resonanz“, fasst Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen die ersten zehn Tage der noch bis 1. Oktober laufenden Online-Beteiligung zusammen: Schon jetzt gibt es dort mehr als 60 Beiträge.

Streit über Sinn des Kopfsteinpflasters – Viel Ärger über Radler und E-Scooter

Sie alle sind anonymisiert für jeden Internet-Nutzer sichtbar. Wer sich durch die teils kurzen, teils auch ausführlichen Beiträge klickt, findet diverse Anregungen für die Zukunft, aber natürlich auch einzelne Einträge, die lieber gar nichts verändern wollen. So wird die Frage des heutigen Kopfsteinpflasters aufgeworfen: Ist es für Fußgänger und Rollifahrer eine Zumutung oder sind die runden Steine unverzichtbar, um den historischen Charakter der Straße zu erhalten?

Überhaupt dreht sich vieles um den heute schon ziemlich chaotischen Mix an Nutzern: Radfahrer und E-Scooter bahnen sich ihren Weg über den kunstvoll geschwungenen asphaltierten Streifen mitten auf der Alten Holstenstraße, der aber in Wirklichkeit gar kein Radweg ist. Hinzu kommen Fahrzeuge, die Geschäfte und Gastronomie beliefern und teils spielende Kinder – ergänzt natürlich um das Heer der Fußgänger.

Alle Bürger wünschen sich mehr Grün: Heute sterben schon die ersten Bäume

Die bisherigen Lösungsvorschläge reichen von klarer Trennung aller Nutzer bis zu Umleitungen, etwa für E-Scooter. Und mancher wünscht sich sogar die Sperrung der benachbarten Bergedorfer Schlossstraße für Autos, um das Chaos zu entzerren.

Einhelliger Appell aller Beteiligen im Netz an die Planer ist die Erweiterung des Grüns auf der Alten Holstenstraße, mindestens aber die Zahl der Bäume und Büsche auf dem heutigen Stand zu erhalten. Schließlich fordert der Klimawandel hier längst schon sichtbar die ersten Opfer: Mehr als zehn Weißdorn-Bäume sind bereits abgestorben oder haben auffällig wenig Blätter. Als Ergänzung werden Hochbeete im Straßenraum vorgeschlagen. Zudem neue Rosen in den ja bereits vorhandenen Rankgittern – und neues Grün an den unbedingt zu öffnenden Zugängen zum Schlossteich.

Bürger hoffen auf mehr Gastronomie – besonders ein Kinder-Café

Gewünscht wird mehr Gastronomie, gern in Anlehnung an die erfolgreiche Serrahnstraße, die seit ihrer Eröffnung im Mai 2022 aus dem Stand zu Bergedorfs beliebtester Café- und Restaurant-Meile wurde. An der Alten Holstenstraße könnte sie unter anderem durch ein Kinder-Café ergänzt werden – einschließlich eines WLAN-Hotspots für Jugendliche.

Ohnehin fehlen vielen Bürgern Sitzmöglichkeiten entlang der Alten Holstenstraße, erfüllt sie auf ihren zentralen 200 Metern doch eine wichtige Funktion als Zugang zur Fußgängerzone Sachsentor. Um das erforderliche neue Mobiliar nicht gleich wieder Schmierereien ausgesetzt zu sehen, empfiehlt ein Bürger den Einsatz von Überwachungskameras und eines Sicherheitsdienstes. Ein anderer hält eine bessere Verbindung zum Schlosspark für wichtig – per neuem Steg, der neben dem Hasseturm bis hinüber zur Schlosswiese führt.

Freitag sind Bergedorfs Baudezernent und Stadtplanungschef am Infostand

Wer seine Vorschläge lieber persönlich an den Planungsstab des Bezirksamtes tragen möchte, hat dazu nun am Freitag, 22. September, von 14 bis 17 Uhr sowie am Sonnabend, 23. September, von 10 bis 13 Uhr auf der großen Innenstadt-Karte vor St. Petri und Pauli Gelegenheit. Betreut wird der Stand von der Stadtentwicklungsgesellschaft steg Hamburg. Am Freitag sind von 15 bis 16 Uhr zudem Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski und Stadtplanungschef Oliver Panz vor Ort, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Alle Ideen und Anregungen sollen in den weiteren Planungsprozess einfließen, der auf Schautafeln am Stand der steg erklärt ist: Zunächst bilden sie die Grundlage für die Auslobung eines Wettbewerbs zur Umgestaltung der Alten Holstenstraße, an dem sich sieben Fachbüros beteiligen sollen. Sie haben dann von Frühjahr bis Sommer 2024 Zeit, konkrete Zukunftsentwürfe für die betreffenden 200 Meter samt ihres Umfelds zu entwickeln.

Im September wird eine Jury aus Bezirksamt, Politik und dem Büro des Oberbaudirektors den Sieger küren – eventuell nachdem erneut die Bürger um ihr Votum gebeten wurden. Die tatsächliche Umgestaltung des zentralen Stücks der Alten Holstenstraße beginnt dann vielleicht schon im Herbst, spätestens aber im Frühjahr 2025.