Hamburg. Umweltbehörde und Bergedorfer Zeitung unterstützen Projekt des Anglervereins: Ausgesetzte Tiere sollen später zum Laichen zurückkehren.
Zuwachs für die Bille oberhalb des Bergedorfer Wehrs: 100.000 Meerforellen will der Bergedorfer Anglerverein hier in den kommenden Wochen aussetzen – überwiegend in kleinen Gewässern wie dem Bornmühlenbach, die im Bereich Lohbrügge in die Bille münden. Die Maßnahme läuft in enger Kooperation mit der Hamburger Umweltbehörde und wird präsentiert von der Bergedorfer Zeitung, als Umweltprojekt zu unserem 150-jährigen Jubiläum.
Die kaum einen Zentimeter kleinen Jungfische werden in der Bille allerdings nur Gäste auf Zeit sein: „Wir hoffen, dass sich die Tiere in etwa einem Jahr auf den Weg in die Nordsee machen, um dann nach weiteren drei bis vier Jahren zum Laichen in die Obere Bille zurückkehren“, sagt Jens Kiesel, Vize-Vorsitzender des Anglervereins, der hier bereits in den Jahren 2017 bis 2020 Meerforellen ausgesetzt hat. Damals allerdings nur jeweils 3000 bis 6000 Stück. Ob allerdings einzelne dieser Tiere nach ihrem Abwandern in die Nordsee schon wieder zurückgekehrt sind, ist unbekannt.
Regelmäßiges Monitoring in der Fischtreppe am Bergedorfer Hafen
Genau das soll sich jetzt ändern, denn die Umweltbehörde plant ein regelmäßiges Fischmonitoring in der Bille. Im Bergedorfer Hafen, dem sogenannten Serrahn, wird das der Bergedorfer Anglerverein übernehmen. „Die Fischtreppe von hier hinauf zum Schlossteich verfügt über einen Fangkorb zur Fischzählung, den wir nun jeweils von Mitte Oktober bis Mitte Dezember alle zwei Tage zur Kontrolle einsetzen werden“, sagt Jens Kiesel. „Ich bin sehr gespannt, ob hier tatsächlich schon erste aufsteigende Meerforellen nachgewiesen werden können.“
Tatsächlich dürfte das ein Glücksfall sein, liegt die Zahl der überlebenden Tiere doch bei deutlich unter einem Prozent. Die meisten werden schon in ihren ersten Lebensmonaten Opfer von Fressfeinden wie Hechten und Barschen, also wenn sie noch in der Oberen Bille leben. Erst nach etwa einem Jahr, wenn die Meerforellen 10 bis 15 Zentimeter lang sind, machen sie sich auf ihre Reise in die Nordsee. „Dann müssen sie unter anderem den Hamburger Hafen passieren, was für unerfahrene Tiere auf dem Durchzug wegen der vielen unbekannten Geräusche und etlicher Raubfische lebensgefährlich ist“, sagt Jens Kiesel, der deshalb Zweifel hat, dass es bei bisher kaum 15.000 ausgesetzten Meerforellen überhaupt schon Rückkehrer nach Bergedorf gibt.
Meerforellen stammen von einem Züchter aus Garstedt bei Winsen/Luhe
Auch deshalb wird jetzt geklotzt, sind 100.000 Tiere bei einem Züchter in Garstedt bei Winsen/Luhe bestellt. Voraussichtlich Anfang März, sofern es dann weder Eis noch Hochwasser gibt, werden sie an der Oberen Bille ausgesetzt. Das soll nun nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in Höhe der Pionierbrücke im eigentlichen Flusslauf geschehen wird, sondern in kleinen Gewässern, die wie der Bornmühlenbach in die Bille münden. Dort ist es so flach, dass sie vor großen Raubfischen sicher sind.
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Sind die Meerforellen schließlich ein Jahr alt, machen sie sich flussabwärts auf Wanderschaft. „Es handelt sich um die Brut aus einem Nordseestamm. Damit ist das genetisch vorprogrammiert“, sagt Jens Kiesel, der einige Wochen gebraucht hat, einen passenden Züchter mit ausreichend vielen Tieren zu finden. „Es gibt etliche mit Brutfischen aus Ostseestämmen. Aber die hätten in der Bille Orientierungsschwierigkeiten, zumindest bei der Rückkehr in ein paar Jahren.“ Vom ebenfalls geplanten Einsatz von Lachsen wurde zunächst Abstand genommen, weil sie noch schwieriger zu bekommen sind.
Ohnehin gelten Meerforellen im Vergleich aus robuster. So kehren sie nicht nur einmal zum Laichen an den Ort ihrer ersten Lebensmonate zurück. „Die meisten sterben nicht, sondern ziehen wieder flussabwärts in die Nordsee“, sagt Jens Kiesel. „Gut möglich, dass einige von ihnen noch ein zweites Mal nach Bergdorf zurückkehren. Denn Meerforellen können zehn oder sogar zwölf Jahre alt werden.“