Hamburg. Erste Keller sind bereits durchfeuchtet. Investor verspricht Abhilfe. Doch mit der ist allzu schnell nicht zu rechnen.
Der Blick in die Baugrube des abgerissenen Karstadt-Hauses am Bergedorfer Markt weckt bei den Nachbarn im Sachsentor ein mulmiges Gefühl: Seit der 60er-Jahre-Bau verschwunden ist, verwandelt sich das Areal an der Fußgängerzone in eine Seen-Landschaft. Während Pflanzen im Bauschutt offenbar keine einzige Nische zum Wachsen finden, steigt der Wasser-Pegel kontinuierlich auf mittlerweile gut einen Meter – samt einer ersten Algenblüte im vergangenen Juli.
Doch im Untergrund scheint sich das Regenwasser mittlerweile einen Weg aus der Baugrube gesucht zu haben. Erste Nachbarn klagen über Durchfeuchtungen ihrer Keller. Betroffen ist etwa das rund 300 Jahre alte Soltau-Haus mit der Filiale der Drogerie-Kette Douglas. „Wir haben erheblichen Wassereintritt. Und zwar im mittleren Teil des Kellers, der sich unter dem gesamten Gebäude vom Sachsentor bis zum Hof an der Straße Hinterm Graben erstreckt“, sagt Grundeigentümerin Elke Holder-Kurkowski.
Baustellen-Nachbar Willhoeft in Rechtsstreit mit Karstadt-Investor
Ihre Immobilie ist von der Karstadt-Baugrube aus gesehen zwar erst der vierte Altbau. Aber der erste, mit komplettem Untergeschoss. Die anderen Gründerzeitbauten verfügen nur über kleine Keller und sind nach Informationen unserer Redaktion bisher nicht vom Wasser in Mitleidenschaft gezogen. „Aber wir beobachten das genau“, sagt Martina Willhoeft vom gleichnamigen Herrenausstatter direkt neben dem Karstadt-See.
Sie hat bis heute mit den Folgen des Abrisses zu kämpfen, obwohl der im Oktober 2022 abgeschlossen war. „Es läuft noch immer ein Rechtsstreit zur Kostenübernahme für das Dämmen und Verputzen unserer Außenwand zum ehemaligen Kaufhaus-Gebäude. Die stand nämlich vor einem Jahr plötzlich als ungeschütztes, teils beschädigtes Mauerwerk da.“ Familie Willhoeft ließ sie zunächst auf eigene Kosten winterfest machen – und wartet bis heute nun auf eine Beteiligung des Karstadt-Investors.
„Nach meinem Eindruck steigt der Pegel des Karstadt-Sees kontinuierlich“
Entsprechend aufmerksam wird nun die Wasser-Problematik verfolgt: „Nach meinem Eindruck steigt der Pegel kontinuierlich“, sagt Martina Willhoeft. „Das dürfte auch den Druck im unterirdischen Abfluss erhöhen.“ Ob das so ist, ob die ersten Kellerdurchfeuchtungen ihre Ursache überhaupt im Karstadt-See haben, mag das Bezirksamt bisher nicht bewerten: „Diese Frage ist rein spekulativer Natur“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion.
Mittlerweile wurde vonseiten der Verwaltung Kontakt zum Eigentümer aufgenommen, der sich laut Rathaussprecher Lennart Hellmessen nun der Sache annehmen will. Ob er den See tatsächlich abpumpen lasse, stehe aber noch nicht fest. Auch gebe es bisher keine solche Vorgabe durch das Bezirksamt.
Im Untergrund schlummert das komplette Untergeschoss des Kaufhauses
Dass sich in der Baugrube seit dem Abriss das Regenwasser staut, ist nach den Worten von Hellmessen keine Überraschung: „Das komplette Untergeschoss des Kaufhaus-Baus ist noch vorhanden“, bestätigt er auf Nachfrage. „Das wurde seinerzeit vom Investor so beantragt und ist vom Bezirksamt entsprechend genehmigt worden.“
Die Baugrube selbst bleibt den Bergedorfern noch mindestens ein Jahr erhalten, erreicht der sogenannte vorhabenbezogene Bebauungsplan doch nicht vor Herbst 2024 die Vorweggenehmigungsreife. Laut Bezirksamt wird der Siegerentwurf des Architekten-Wettbewerbs aus dem Januar derzeit noch mit den öffentlichen Vorgaben in Einklang gebracht.
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„In diesem Zuge wird auch die Dimension des Baukörpers betrachtet“, ergänzt Lennart Hellmessen mit Blick auf Kritik von Sachsentor-Geschäftsleuten wie Dieter Willhoeft. Der sorgt sich um die Höhe des bisher siebengeschossigen Wohnkomplexes, der im westlichen Teil der Baugrube am Wiebekingweg entstehen soll: „Ein solcher Klotz würde den Bergedorfer Markt ab mittags komplett verschatten“, warnt Willhoeft.
Nach Informationen unserer Redaktion will der Investor sogar noch höher bauen. Ob Dieter Willhoefts Warnruf Eingang in das Genehmigungsverfahren gefunden hat, lässt das Bezirksamt auf Nachfrage offen. Da heißt es nur: „Zur Funktionsplanung und fachgutachterlichen Betrachtungen finden Abstimmungen mit dem Bezirksamt statt.“