Bergedorf. Beim Wirtschaftsverband WSB mahnt Cornelia Schmidt-Hoffmann, die Chancen, aber auch die Risiken der Bezirkswahl zu sehen.
Sogar gleich zwei Wahlen werden 2024 die Weichen stellen für den Bezirk Bergedorf – und ganz besonders auch seine Wirtschaft: Am 9. Juni, dem Tag der Europawahl, stimmen die Bergedorfer auch über die Zusammensetzung der Bezirksversammlung für die kommenden fünf Jahre ab. Und beim hiesigen Wirtschaftsverband WSB tritt das langjährige Führungs-Duo Thomas Buhck und Malte Landmann nicht mehr zu Wiederwahl an.
„Gerade weil wir uns in turbulenten Zeiten befinden, sind beides entscheidende Weichenstellungen für die zweite Hälfte der 2020er-Jahre in Bergedorf“, riefen Verbandschef Landmann und Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann am Freitag beim WSB-Neujahrsempfang alle Wähler zu „einem verantwortungsvollen Umgang mit diesen Chancen“ auf. Denn zumindest bei der Bezirkswahl stellten sie angesichts des dramatischen Zuspruchs für extreme politische Positionen auch ein Risiko dar.
2024 wird auch für die Zukunft der Bergedorfer City ein entscheidendes Jahr
„Wenn ich mir etwas wünschen darf“, ergänzte die Rathauschefin, „dann einen fairen Wahlkampf, damit auch die künftige Arbeit in unserem Bezirk auf einer soliden demokratischen Basis steht.“ Bergedorf brauche seinen traditionellen Zusammenhalt, um etwas zu erreichen, „nicht die Verstärkung gesellschaftlicher Spannungen“. Das gelte in 2024 neben der Wahl ganz besonders auch für die Entwicklung der City: „Beteiligen Sie sich möglichst zahlreich an den Diskussionen, bringen Sie sich ein in allen jetzt anstehenden Formaten zur Mitwirkung ein, etwa für die Zukunft des Einzelhandels oder bei Wegen, die Kultur ins Bergedorfer Zentrum zu holen.“
Hier wird der Blick in diesem Jahr nicht nur ins Sachsentor gehen, sondern auch weit darüber hinaus. „Dazu gehört die Neugestaltung der Alten Holstenstraße zwischen Kirche und City-Kreisel“, schaut Cornelia Schmidt-Hoffmann auch weiter nach Lohbrügge: „Jetzt steht die Konzeptentwicklung für den Sander Markt an, der bisher eher als Großparkplatz neben der dortigen Fußgängerzone wahrgenommen wird. Zudem machen wir uns an die Ideen für einen innovativen Bahnhofsplatz in Lohbrügge samt seiner Parkpalette – und ganz nebenbei steht auch die Umgestaltung unseres Rathausparks an.“
Viel Lob für schnelle Genehmigung der neuen Hauni – doch anderswo geht es langsamer
Viel Lob für die seit Oktober 2021 amtierende Bezirksamtsleiterin gab es bei ihrem ersten Auftritt auf dem WSB-Neujahrsempfang vor allem für ihr eingelöstes Versprechen, den Neubau der Hauni als „Fabrik der Zukunft“ im künftigen Innovationspark an der A25 Ende 2023 zu genehmigen. „Es gebührt ihnen großer Respekt, ein solches Genehmigungsverfahren in kaum mehr als einem Jahr zu erledigen“, sagte Niels Bonn, Gastgeber des Empfangs in seiner Kanzlei Bonn & Partner am Reetwerder. „Ein echter Lichtblick in einer Zeit, in der es Deutschlands Wirtschaft zwischen ,geht so‘ und schlecht geht.“
Vorstellungen, dass es nun bei allen großen Bergedorfer Projekten so schnell geht, erteilte Schmidt-Hoffmann allerdings eine Absage: „Körbers ,Fabrik der Zukunft‘ war für das Bezirksamt und alle anderen beteiligten Behörden ein Kraftakt, der so nicht einfach wiederholt werden kann. Tatsächlich haben wir weder für den Altstandort der Hauni an der Kurt-A.-Körber-Chaussee einen Zukunftsplan in der Schublade, noch für den der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Lohbrügge, wenn die HAW etwa 2030 nach Oberbillwerder zieht.“
Ideen für Zukunft des alten Hauni-Geländes und der HAW in Lohbrügge gesucht
Allerdings werde daran in 2024 sehr wohl gearbeitet. Und auch hier sind wieder die Bergedorfer gefragt: „Wir werden in offenen Verfahren Ideen aus dem Bezirk sammeln und sie zur Basis dieser Zukunftspläne machen.“ Dass es nicht schneller geht, liege auch an den vielen anderen aktuell laufenden Verfahren, zu denen neben der Überplanung der Bergedorfer City und ihrer ehemaligen Karstadt-Häuser unter anderem auch das wieder angefachte Stuhlrohr-Quartier und der Ausbau des BG Klinikums in Boberg gehören.
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„Zudem stellt uns die Reaktivierung der Schienenverbindung nach Geesthacht in diesem Jahr vor große Herausforderungen. Denn Bergedorf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt, weshalb Wohnungen an die alten Gleise herangewachsen sind und der Straßenverkehr an den Bahnübergängen massiv zugenommen hat.“ Die Reaktivierung der Schiene werde also etliche Kapazitäten im Bezirksamt binden.
Bei den 120 Gästen des WSB-Empfangs warb Bergedorfs Verwaltungschefin dafür, alle diese Entwicklungen nicht als Problem, sondern als Chancen für den Bezirk zu verstehen. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam und konstruktiv an diesen Projekten arbeiten. Nur dann finden wir Lösungen, die für alle gut sind“, sagte sie – und will das am Freitag, 26. Januar, vor allen Bergedorfern wiederholen: Erstmals seit 2020 wird es dann wieder einen Neujahrsempfang im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses geben. Los geht es an der Wentorfer Straße 38 dann um 16 Uhr.