Hamburg. Grünes Licht für Planstart und Wettbewerb. Auch ein möglicher Standort auf dem Boberger Areal ist bereits gefunden – trotz Platznot.
Sie ist neben der Hauni der größte Arbeitgeber im Bezirk. Entsprechend groß ist die Bedeutung der BG-Klinik Boberg für den Bezirk. Und so war im Jahr 2021 die Erleichterung riesig, als sich das Unfallkrankenhaus nach aufwendiger Machbarkeitsstudie und komplizierter Suche dafür entschied, trotz ihres Platzmangels in Bergedorf zu bleiben und am Boberger Standort neu zu bauen. Nun wird dieses Vorhaben konkret: Der Stadtentwicklungsausschuss hat zugestimmt, einen entsprechenden B-Plan einzuleiten und einen planerischen Wettbewerb für den Neubau anzugehen.
Das Projekt, das wurde noch einmal im Ausschuss deutlich, ist knifflig. Denn die 1959 errichtete Klinik ist über die Jahre immer weiter gewachsen, hat ihren Standort quasi zugebaut. Umgeben ist sie teilweise von Landschafts- und Naturschutzgebieten und Wald. Wohin also mit einem Neubau? Um die Versorgung als Akutklinik aufrechterhalten zu können, muss im laufenden Betrieb neu gebaut werden.
Der Neubau der Unfallklinik Boberg könnte direkt an der Bergedorfer Straße liegen
Es sei „keine ganz einfache Aufgabe, dort ein neues Krankenhaus zu organisieren“, stellte auch Oliver Panz, Bergedorfer Fachamtsleiter Stadt- und Landschaftsplanung, im Ausschuss fest. Er verwies auf die Größe der Klinik, die mit ihren mehr als 2200 Beschäftigten schon eine „Maschine in sich“ sei. Hinzu kommt, dass die neue Klinik eine viel modernere Struktur haben soll. Aus vielen einzelnen Gebäuden soll quasi ein großes werden. Ältere Gebäude könnten dann später teilweise zurückgebaut werden.
Doch die Planer haben sich bereits Gedanken gemacht. Die Machbarkeitsstudie der Klinik in 2020/21 hatte zunächst einen Neubau-Standort auf relativ kleiner Fläche neben dem östlichen Parkplatz vorgeschlagen. Dort verläuft aber recht nah eine Hochspannungsleitung und der Rettungshubschrauber hätte Landungsprobleme. Zudem hätte das Klinikgebäude auf der kleinen Fläche ein Hochhaus werden müssen. Das habe sich in der Krankenhauslogistik als nicht praktikabel erwiesen, sagte Panz. Denn dann seien „die Patienten mehr in Aufzügen als in Anwendungen“ unterwegs, so auch die Einschätzung der Klinikleitung. Das Hochhaus wurde verworfen.
Aktuell wird deshalb eine andere Variante – auch gemeinsam mit Hamburgs Oberbaudirektor – genauer betrachtet. Demnach könnte der Neubau ziemlich direkt an der B5 entstehen, grob gesagt auf der Fläche des jetzigen Parkhauses. Variante 1 sieht dort einen kompakten Bau vor, Variante 2 eine lang gestrecktere Form. Auch dieser Standort ist bisher aber nur ein Vorschlag – erst im Sommer soll das Baufeld vorläufig festgelegt werden, um dann einen hochbaulichen Wettbewerb für das Areal starten zu können.
Bliebe es bei diesem Standort, wäre das Gelände der Unfallklinik künftig wohl ganz neu aufgeteilt. Einige Flächen müssten neu als Baugrund ausgewiesen werden, andere könnten der Natur zurückgegeben werden, wenn dort einige der alten Gebäude weichen. Sicher ist, neben dem Neubau soll es auf dem Areal Flächen für Personalwohnungen sowie viel Platz für die Reha geben.
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„Diverse Fachplaner“ werden sich mit diesen und zahlreichen anderen Fragen noch beschäftigen müssen, das Verfahren sei „komplex“, so Panz. Beispielsweise müsse für den Neubau an der B5 auch über die Lärmbelastung für Patienten geredet werden. Bergedorfs Bezirkspolitiker zeigten sich nur zu gern bereit, an den Lösungen mitzuarbeiten. „Die Sicherung des Klinikums Boberg am Standort ist in diesem Jahr eines der wichtigsten Projekte, die wir auf den Weg bringen müssen“, stellte CDU-Fraktionschef Julian Emrich fest: „Nachdem der Innovationspark fast abgeschlossen ist, haben wir hier den nächsten Brocken vor der Brust.“ Von der CDU werde es „volle Unterstützung“ für ein Planrecht geben, das der Klinik eine gute Zukunft in den nächsten Jahrzehnten ermögliche.
Skeptisch zeigte sich Emrich nur, dass die neue Klinik kaum mehr Planbetten haben soll als jetzt: 750 statt 730. Die Erfahrung zeige, dass sich Kliniken in der Größe eher verdoppeln. Stadtplaner Panz betonte jedoch, dass der Neubau mehr Bruttogeschossfläche haben werde als der jetzige Bestand. Es würden durchaus Reserven bestehen. Sicher sei es aber klug, eine „Erschließungsfigur zu wählen, die nicht schon auf Kante genäht ist“. Aber auch das könne ja Teil des Wettbewerbs sein.