Lohbrügge. Die HAW zieht um das Jahr 2030 herum nach Oberbillwerder um. Doch Behörden und Politiker kommen nur langsam aus der Deckung.

Manche würden sie wohl als hässlichen Klotz bezeichnen. Doch die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge hat ihre Fans – beispielsweise im Denkmalschutzamt der Kulturbehörde. Deshalb wird es wohl kompliziert, wenn die Hochschule um das Jahr 2030 herum nach Oberbillwerder umzieht und sich somit die große Frage stellt: Was wird denn nun aus dem alten Gebäude samt dem riesigen Gelände zwischen Lohbrügger Kirchstraße, Ulmenliet und Höperfeld? Soll es erhalten bleiben? Oder trotz bestehenden Denkmalschutzes Platz machen für etwas Neues?

2024 soll die Frage nach der Zukunft voranbringen. Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann verspricht: „Zur Entwicklung des heutigen Hochschulstandorts werden wir voraussichtlich schon im nächsten Jahr einen Ideenworkshop durchführen.“ Die Verwaltungschefin kann sich am Standort „vieles vorstellen“, sieht aber „vor allem eine Nutzungsmischung aus Wohnen und Gewerbe“. Der neuen Nutzung müsse „eine bessere Vernetzung mit der Umgebung gelingen“ als der Hochschule in den 50 Jahren ihres Bestehens, meint sie. Tatsächlich pilgern viele Studenten nur vom Bergedorfer Bahnhof zur HAW und zurück, blieben die Impulse durch studentisches Leben somit weitgehend aus.

2024 sollen erste Ideen für die HAW Lohbrügge entwickelt werden

Ausschlaggebend für alle Ideen wird sein, was aus dem Gebäude wird. Mit knapp 32.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ist der 1972 fertiggestellte Komplex kein Objekt, das mal so eben abgerissen wird. Zumal sich unter der HAW drei Kellergeschosse befinden, von denen zwei durch die Speicherbibliothek der Uni Hamburg genutzt werden. Außerdem gibt einen Neubau, der erst vor wenigen Jahren für Labore errichtet wurde. Einige Stimmen fordern deshalb die Weiternutzung des Komplexes. Andere verweisen darauf, dass das Objekt energetisch eine Katastrophe ist und somit quasi unsanierbar.

Aktuell zuständig für die HAW und somit auch ihre Zukunft ist allerdings nicht das Bezirksamt, sondern Hamburg. „Die Liegenschaft liegt im Verwaltungsvermögen der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke“, bestätigt dessen Sprecherin Aileen Pinkert. Doch dort gibt es keine Überlegungen, wie es nach 2030 weitergehen soll. Denn „mit Fertigstellung der neuen Hochschulgebäude in Oberbillwerder“ werde die Wissenschaftsbehörde „die Liegenschaft in Lohbrügge an den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen“, kurz LIG, abgeben. „Der LIG ist daher dann zuständig, was weitere Gespräche und Planungen zur Folgenutzung angeht.“ Ob es dort bereits Überlegungen gebe, konnte die Wissenschaftsbehörde nicht mitteilen.

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Dabei drängt das Thema angesichts langer Planungsphasen durchaus. Bereits 2021 hatte die Bergedorfer FDP zu einem Ideenaustausch eingeladen. Und schon damals hatte auch der Denkmalsachverständige Dr. Geerd Dahms dafür geworben, sehr zeitnah Ideen für die neue Nutzung zu entwickeln: „Es ist eine komplexe Aufgabe, Wünsche der Öffentlichkeit mit dem Charakter eines Baudenkmals und den Beschränkungen in Einklang zu bringen, denen es bei möglichen Umbauten unterliegt“, so Dahms damals.

Die Fraktionen der CDU und SPD in Bergedorf halten sich bisher aus verschiedenen Gründen noch zurück. „Wenn wir das angehen, brauchen wir nicht nur Ideen. Wir brauchen ausreichend Geld, und das muss im Haushalt hinterlegt sein“, stellt SPD-Fraktionschefin Katja Kramer fest. CDU-Fraktionschef Julian Emrich sieht die Zukunft des Standortes frühestens nach den Bezirksversammlungswahlen im Juni 2024 auf der Agenda: „Denn das sind ja die neu gewählten Fraktionen, die das Thema dann auch bewegen müssen.“ Persönlich ist er der Meinung, dass es schwierig wird, das Gelände mitsamt dem schwer zu sanierenden Altbau neu zu denken. „Wenn die Gebäude stehen bleiben, mache ich mir etwas Sorgen.“ Denn eigentlich bleibe an dem Standort nur das Thema Wohnen.