Hamburg. Konzept „Innenstadt Bergedorf 2035“ für erweiterte City vorgestellt. Das sollte zügig umgesetzt werden, aber zwei Parteien blocken.
Viel Grün und abwechslungsreiche Gastronomie, dazu ein Hotel, reichlich Platz für Fahrräder und natürlich schönes Pflaster statt Asphalt: So könnte Lohbrügges Bahnhofsplatz seinem ziemlich einfallslosen Pendant auf der anderen Seite des Bergedorfer Bahnhofs Konkurrenz machen. „Das ist zwar noch keine fest gefügte Planung, aber ein durchaus ernst gemeinter und umsetzbarer Vorschlag“, sagte Jan Krimson von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg am Dienstag in einer Sondersitzung des zuständigen Fachausschusses der Bezirksversammlung.
Tatsächlich ist „Lohbrügges lebendiges Entrée“, wie die Steg diese Visualisierung nennt, eine von zunächst vier Visionen für sogenannte Lupenräume in der erweiterten Bergedorfer City. Zusammen sollen sie eine Initialzündung für die Innenstadt der Zukunft sein, auf der Suche nach neuer Attraktivität ohne die Dominanz des Shoppings. „Lassen Sie uns auf dieser Basis so schnell wie möglich die nächsten Schritte für unser neues Bergedorf angehen“, warb Baudezernent Lars Rosinski für die zügige Umsetzung des Konzepts „Innenstadt Bergedorf 2035“.
Bahnhofsvorplatz als „Lohbrügges lebendiges Entrée“
Unter dem Titel sind zwei Jahre Arbeit zusammengefasst. Seit 2021 haben die Steg und ihre Partner yellowZ (Berlin) und schöne aussichten Landschaftsarchitekten (Hamburg) mit Bergedorfs Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden in diversen Workshops eine Zukunftsperspektive für die Fußgängerzonen und ihr erweitertes Umfeld vom Mohnhof bis zum Lohbrügger Markt entwickelt.
Es geht um laufende Projekte wie die Neugestaltung des Ufers rund um den Bergedorfer Hafen, konkret beschlossene wie die Entwicklung der alten Karstadt-Standorte und neue, wie die Zukunft des Reetwerders, der Straße Hinterm Graben, des Sander Markts und eben auch um den Lohbrügger Bahnhofsplatz. Zudem wird das Innenstadtkonzept dem bereits angelaufenen, aber noch irrlichternden Citymanagement einen Orientierungsrahmen geben. Ferner soll es den Weg zu den Millionen-Euro-Förderungen der regionalen integrierten Stadtteilentwicklung (Rise) ebnen und sogar noch weitere finanzielle Unterstützung bei Hamburgs Behörden locker machen.
Zehn Wochen Leerlauf, weil Grüne und SPD Beratungsbedarf haben
Tolle Aussichten, denen Grüne und SPD am Dienstag aber erstmal einen Dämpfer versetzten: Mit ihrer Stimmenmehrheit sorgten sie dafür, dass der Beschluss über das Innenstadtkonzept auf nach der Sommerpause in den September vertagt wurde. „Damit gehen zehn Wochen ungenutzt ins Land“, ärgerte sich CDU-Fraktionschef Julian Emrich. „Das Bezirksamt hatte im Antrag ausdrücklich um einen Beschluss gebeten, um sofort Geld und Unterstützung bei den Behörden für Wirtschaft, für Stadtentwicklung und für Verkehr einzuwerben. Jetzt sind unserem Baudezernenten und seinem Team da die Hände gebunden.“
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SPD und Grüne begründeten ihr Votum mit dem Umfang des Projektes: Man brauche noch Zeit, alles durchzuarbeiten. Für Emrich ist das nicht nachvollziehbar: „Die waren doch in allen Workshops dabei und haben an der Entstehung des Konzepts sogar aktiv mitgewirkt.“ Ob wegen der Verzögerung nun auch die für September geplante Gründung vom „Stadtteilbeirat Zentrum Bergedorf“ verschoben werden muss, durch den auch Bürger an der Cityplanung beteiligt werden, ist bisher offen.