Hamburg. Schon vor sieben Jahren waren die Arbeiten angekündigt worden, jetzt soll es endlich losgehen. Wobei die Kosten noch nicht feststehen.

Es scheint zumindest schon mal ein zeitlich anspruchsvolles Projekt zu sein: Bereits im Jahr 2016 hatte der damalige Bezirksamtsleiter Arne Dornquast (SPD) bei Hamburgs Kulturbehörde 580.000 Euro eingeworben, damit der schöne Park hinter dem Bergedorfer Rathaus noch schöner wird. Jetzt endlich könnte die Idee umgesetzt werden: Kommenden Sommer soll es losgehen.

Dabei soll der zwei Hektar große Park nicht unbedingt „neuer“ aussehen, sondern sich am alten Vorbild orientieren, schließlich ist er denkmalgeschützt: „Wir wollen den Rathauspark zu der repräsentativen Anlage machen, die er in den 1920er­-Jahren war“, begründete einst Dornquast den Antrag für den Hamburger Doppelhaushalt 2017/18. Denn das Rathaus an der Wentorfer Straße 38 ist 1927 nach dreijährigem Umbau aus der Villa „Hohentann“, dem bis dahin größten privaten Anwesen der Stadt, entstanden.

Bergedorf: Im Sommer wird der Rathauspark saniert

Während im Inneren hübsche Räume wie der Spiegelsaal, das Bürgermeisterzimmer oder die repräsentative Treppe erhalten blieben, lag draußen ein nach italienischem Vorbild angelegter herrschaftlicher Garten. Vorbesitzer Friedrich Messtorff, ein reicher Hamburger Kaufmann (gest. 1915), hatte sich in Bergedorf niedergelassen, „um nicht in Hamburg einer unter vielen, sondern in Bergedorf der Erste“ zu sein.

Der Park erstreckte sich bis zur August­-Bebel-­Straße. Wobei Messtorff auch noch ein Liebhaber von Plastiken war, die er zahlreich aufstellen ließ. Aus seinem Wintergarten zum Beispiel konnte er auf eine Kopie des „Betenden Knaben“ schauen, dessen Bronzeoriginal sich heute in der Berliner Antikensammlung findet.

So sah es um 1900 an der Villa Messtorff aus.
So sah es um 1900 an der Villa Messtorff aus. © bgz | Museum Bergedorf

Nackte Männer werden jetzt wohl kaum aufgestellt, so weit wird es nicht kommen. Da geht es weniger um feingeistige Kunst als um Asphaltflächen, Betonplatten und Wege, die überarbeitet werden müssen. Sowohl die Ziegelsteinmauer am Eingang als auch die Findlingsmauer zum Schulenbrooksweg brauchen eine Auffrischung. Nicht zuletzt bittet die Feuerwehr darum, das Rathaus künftig besser von hinten aus erreichen zu können.

Historische Bestandteile des Parks sollen erhalten bleiben

Die Landschaftsarchitekten Dittloff und Paschburg waren beauftragt, sich Gedanken zu machen und erstellten ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten. Demnach, so Rathaussprecher Lennart Hellmessen, sei man „momentan noch mitten in der Planung“, aber grundsätzlich „sollen alle Wege, Mauern sowie Pflanz- und Rasenflächen um das Rathaus herum erneuert oder überarbeitet werden. Die Bänke werden nicht gestrichen, dafür aber durch neue ersetzt und teilweise neu gruppiert“.

Ziel der zukünftigen Pflege und Entwicklung ist es, die mehrschichtige Geschichte des Gartendenkmals zu zeigen – vom Messtorffschen Villengarten bis zur öffentlichen Parkanlage der 1950er/60er-Jahre, seit den 70ern auch im südöstlichen Bereich. In den 1980er- bis 2000er-Jahren erfolgte manche Umgestaltung, kam etwa der Bolzplatz hinzu, wurde die Spielfläche umgestaltet – nicht zu vergessen der große Neubau für das Zentrum für Wirtschaft und Bauen (WBZ). Jetzt geht es also um den Erhalt der noch vorhandenen historischen Bestandteile des Parks.

Das Projekt: Nur ein hübscher Ausblick für die Rathauschefs?

Warum aber dauert so etwas so schrecklich lange? Zunächst hatten die Grünen schon 2016 eine Bürgerbeteiligung gefordert – was indes schwierig ist, wenn das Denkmalschutzamt recht genaue Vorgaben liefert. Zum anderen kritisierte die CDU von Anfang an, das Projekt sei zu teuer, die Bergedorfer könnten meinen, es sei nur für den hübschen Ausblick der Rathauschefs gedacht. Inzwischen wird es, nicht zuletzt auch durch das Gutachten, das im Mai 2021 im Umweltausschuss vorgestellt wurde, alles viel teurer.

Auch interessant

„Die Kostenberechnung wird derzeit erarbeitet. Aber sicher werden die Baukosten über den vor sieben Jahren angepeilten 580.000 Euro liegen“, ahnt Lennart Hellmessen und kündigt an, dass sich Umweltbehörde und die Behörde für Stadtentwicklung die Rechnung teilen werden: „Wir haben noch auf das Rise-Gebiet Bergedorf-Zentrum gewartet, um uns die Kofinanzierung zu sichern“, lautet eine weitere Begründung für den Zeitverzug.

Immerhin kann es jetzt losgehen – wenngleich die Bergedorfer im Sommer auf Teile ihres Parks werden verzichten müssen: Die Bauarbeiter werden voraussichtlich im Juni oder Juli mit den Arbeiten starten.