Die Videoüberwachung von Reeperbahn, Hansaplatz und - zeitweise - dem Heiligengeistfeld hat seit der Einführung im Jahr 2005 insgesamt 1,4 Millionen Euro verschlungen.

Die Videoüberwachung von Reeperbahn, Hansaplatz und - zeitweise - dem Heiligengeistfeld hat seit der Einführung im Jahr 2005 insgesamt 1,4 Millionen Euro verschlungen. Eine nennenswerte Verbesserung der Kriminalitätslage, insbesondere auf dem Kiez, ist durch die Installation der 23 Kameras nicht eingetreten (wir berichteten). Trotzdem ist das Konzept kein Flop, sagen CDU, GAL und - mit Abstrichen - die SPD. Unter der Hand heißt es in der Behörde: Der Plan, eventuelle Straftäter mit Kameras abschrecken zu können, sei wohl gescheitert. Doch die Kameras machten sich gut bei der Täterverfolgung.

Probleme, wie sie der britische Scotland Yard jüngst anprangerte, werde es in Hamburg gewiss nicht geben, sagt Innensenator Christoph Ahlhaus. Der bei Scotland Yard für die Videoüberwachung zuständige Experte Mike Neville, sagte laut dem britischen "Guardian", die komplette Überwachung, in die Milliarden investiert wurden, sei ein einziges Fiasko, ihr Beitrag zur Verbrechensbekämpfung minimal. Laut Neville ertrinke die Polizei, vor allem in London, in einer Bilderflut. 4,5 Millionen Kameras sind in Straßen, Bahnhöfen, Einkaufszentren Großbritanniens montiert. Ein Passant, der sich einen Tag in London aufhält, wird im Schnitt 300-mal vom CCTV (Closed Circuit Television) gefilmt. Die Kameras senden ihre Bilder in die jeweilige Einsatzzentrale bei Polizei, Bahn privaten Sicherheitsfirmen. Und dort schaut dann nur in den seltensten Fällen ein Beamter auf den Monitor. In einem englischen Stadtzentrum hängen laut Neville im Schnitt 200 Kameras. Von einer gefilmten Stunde würden die zuständigen Beamten aber im Schnitt jeweils nur eine Minute sehen. Trotz allem: England will kameratechnisch weiter aufrüsten. Jüngst testete die Regierung sogenannte Drohnenkameras auf Minihelikoptern.

Derartiger Video-Aktionismus ist in Hamburg unter dem Schwarz-Grün-Senat nicht zu erwarten. Ahlhaus: "Hamburg ist nicht London. Wir werden weiterhin mit Augenmaß vorgehen. Eine Informationsfülle wie die der Kameras in der englischen Hauptstadt ist nicht zu verarbeiten. Und mit dem bloßen Aufzeichnen von Straftaten ist es nicht getan." Auch GAL-Innenexpertin Antje Möller kann sich kaum vorstellen, dass die Videoüberwachung allein jemals für mehr Sicherheit sorgen könnte: "Das kann immer nur im Gesamtkonzept Sinn machen. Nach der Evaluierung der Ergebnisse zum Jahresende werden wir uns gemeinsam Gedanken machen, wie das Sicherheitskonzept für die Reeperbahn noch verbessert werden kann."

Die SPD hatte in einer Senatsanfrage aktuelle Zahlen zur Erfolgsquote der Videoüberwachung abgefordert. Dabei hatte sich herausgestellt, dass die Zahl der Straftaten im überwachten Bereich gestiegen ist (wir berichteten). SPD-Innenexperte Andreas Dressel greift den Innensenator an: "Nach den ernüchternden Zahlen muss das Sicherheitskonzept auf den Prüfstand. Wie der Innensenator das Hamburger Agieren gegen Jugendgewalt als bundesweit vorbildlich deklarieren kann, wenn er den schlimmsten Jugendgewalt-Brennpunkt nicht in den Griff bekommt, bleibt sein Geheimnis."