Nach menschlichem Ermessen surreale Bluttaten, wie die des Messerstechers Leon M. kann keine Videoüberwachung der Welt verhindern. Nie wird es gelingen, mit Waffenverboten und Polizeipräsenz auch den letzten Verwirrten zur Vernunft zu bringen. Das ist - leider - die Realität. Und die ist kaum irgendwo härter als auf der längst nicht waffenfreien Reeperbahn.
Es sind jedoch nicht diese spektakulären Einzeltaten, die den Hauptanlass zur Sorge geben. Alltäglich, vielmehr allnächtlich, werden auf der Amüsiermeile Menschen verletzt, ausgeraubt, bedroht. Und das liegt nicht nur daran, dass sich dort so viele Betrunkene ballen. Das Grundproblem ist die Bereitschaft vieler Kiezgäste, andere zu verletzen. Wer mit dem Messer in der Tasche feiern geht, der schert sich nicht darum, ob Videokameras installiert sind. Wird man dieser Lage Herr? Sicher nicht kurzfristig. Massive Polizeipräsenz hilft, mehr Licht vielleicht, schnelle Verurteilung der meist jungen Täter sicher. Senat und Innenbehörde sind gefordert, ihr Konzept zur Kriminalitätsbekämpfung neu zu überdenken - auch wenn die Bekämpfung der Gewalt auf dem Kiez beizeiten hoffungslos erscheint.