Mehr als 20 Messer und andere Waffen wurden sichergestellt, zahlreiche Gewalttäter festgenommen. Sicherheitskräfte sind zufrieden.
Um kurz vor 23 Uhr fuhren die Mannschaftsbusse vor. Rund 430 Beamte der Landes- und Bundespolizei verteilten sich in der Nacht zu Sonntag auf dem Kiez. Nur wenige Minuten später waren die Uniformierten an fast jeder Ecke der Reeperbahn zu sehen. Es war der Beginn eines der größten Schwerpunkteinsätze der Polizei auf St. Pauli. Bilanz: Mehr als 20 Messer und andere Waffen wurden sichergestellt, fast 40 Gewalttäter fest- oder in Gewahrsam genommen.
"Ziel der Aktion war es, das Waffenverbot auf St. Pauli durchzusetzen und die Gewaltkriminalität zu bekämpfen", so Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Zwar verstärkt die Polizei ohnehin jedes Wochenende die Zahl der eingesetzten Beamten auf St. Pauli - üblicherweise sind es 60 bis 100 Beamte. Doch mit Einsätzen wie jetzt will sie ein Zeichen setzen. "Seit zwei, drei Wochen wird es mit bis zu 50 000 Besuchern wieder sehr voll auf dem Kiez", sagt der leitende Polizeidirektor Kuno Lehmann. "Wir wollen damit das Vergnügungsviertel nicht trockenlegen, sondern sicherer machen."
Seit es in den vergangenen Jahren immer wieder zu schweren und teilweise tödlichen Messerstechereien auf St. Pauli gekommen war, führt die Polizei derartige Großkontrollen durch. Wie ernst die Beamten es meinten, zeigte sich am Nobistor und am Millerntorplatz. Fast jeder Kiezgänger musste sich dort einer Waffenkontrolle unterziehen. Die Polizisten durchsuchten Verdächtige mit Metalldetektoren - ähnlich wie am Flughafen.
Während die Landespolizei mit 330 Kollegen auf der Reeperbahn im Einsatz waren, verrichteten rund 100 Beamte der Bundespolizei auf dem S-Bahnhof Reeperbahn ihren Dienst. Zusammen stellten sie 23 Messer, vier Teleskopschlagstöcke, drei Reizgassprühdosen sowie zwei Schlagringe sicher. Den Betroffenen droht nun ein Bußgeld von bis 250 Euro. Rund 2500 Menschen wurden bis sechs Uhr überprüft. Die Polizisten nahmen 17 Schläger vorläufig fest und 21 Randalierer in Gewahrsam.
Den Beamten ging zudem ein 24 Jahre alter Kieler ins Netz, der mit drei Haftbefehlen wegen Diebstahls, Betrugs und Leistungserschleichungen gesucht wurde. Einen 20 Jahre alten Hamburger erwartet außerdem ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Er hatte rund 100 Ecstasy-Tabletten und neun Beutel mit Marihuana bei sich. Offenbar wollte er das Rauschgift auf der Vergnügungsmeile verkaufen.
Beamte postierten sich auch rund um den Kiez, um den Verkehr zu kontrollieren. 600 Autofahrer wurden an der Königstraße, Holstenstraße, Ludwig-Erhard-Straße, Breite Straße und am Holstenwall gestoppt. Neun von ihnen waren betrunken, drei hatten Drogen genommen.
Die Polizei zog eine positive Bilanz. "Es kam zu vergleichsweise wenigen Körperverletzungen, und durch die Beschlagnahmung der Waffen haben wir weitere mögliche Straftaten verhindert", so Sprecher Schöpflin. Er kündigte weitere Schwerpunkteinsätze für dieses Jahr an.