Campleben: Die Organisation CISV veranstaltet internationale Ferienlager für Kinder

Die meisten elfjährigen Kinder werden von ihren Eltern sehr behütet und wollen meistens nicht allzu lange von ihnen getrennt sein. Meine Eltern und ich hatten das große Glück, daß uns dieser Schritt einfach gemacht wurde. Als ich zehn Jahre alt war, hörten meine Eltern von einer Organisation, die sich um Internationale Kinderbegegnungen kümmert. Sie heißt CISV (Childrens International Summer Villages). Diese bietet Elfjährigen die Teilnahme an so einem Camp an.

Dieses Camp gibt es in verschiedenen Ländern und dauert vier Wochen. Es besteht aus zwölf Kindergruppen, die aus der ganzen Welt kommen. Die Gruppe (Delegation) eines Landes besteht aus zwei Mädchen, zwei Jungen und einem erwachsenen Begleiter. Zusätzlich gibt es Erwachsene vor Ort, die das Camp organisieren, sowie sechs internationale Jugendliche (16- bis 18jährige), die das Verhältnis und die Verständigung zwischen Begleitern und Kindern auflockern sollen. Meine Eltern wußten, daß ein solches Camp für mich eine riesige Chance darstellte, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und um andere Länder und Kulturen kennenzulernen.

Ich wäre von ihnen längere Zeit getrennt und dabei doch noch ein wenig behütet. Wir meldeten mich also an, und ich wurde in eine Gruppe gelost.

Meine Gruppe war für einen Aufenthalt in Sao Paulo in Brasilien vorgesehen. Vor dem Camp gab es mehrere Vorbereitungstreffen. Bei diesen Treffen bereiteten wir uns auch auf einen Abend im Camp vor, an dem wir Hamburg und Deutschland mit Tanz und Essen repräsentieren sollten. Wir sammelten Süßigkeiten und andere Kleinigkeiten, um sie im Camp mit den Sachen der anderen Kinder zu tauschen.

Nach viel Aufregung und einem traurigem Abschied von unseren Eltern ging es dann los. Nach einem langen Flug wurden wir für eine Nacht in einer netten Gastfamilie untergebracht, die auch Mitglied der Organisation war und sich ganz lieb um uns kümmerte. In dem Camp stießen wir dann auf die anderen Delegationen.

Im Laufe des Aufenthaltes wurden alle Länder detailliert und mit viel Spaß vorgestellt, und jeden Tag erlebten wir alle zusammen viel Neues und Aufregendes. Wir diskutierten oft über Probleme zwischen Menschen und deren Gefühle, wir lernten jeden Tag wieder, anderen zuzuhören und deren Meinung zu respektieren und zu beachten. Es entwickelten sich Freundschaften, die unvergänglich sind.

Ich empfand es als die schönste Zeit meines Lebens. Die vier Wochen vergingen wie im Fluge, und keiner von uns bekam Heimweh. Als das Camp dann aber zu Ende gehen sollte, liefen die Tränen nur so. Wir hatten unsere besten Freunde in diesem Camp gefunden und wollten diese nicht verlieren.

Wieder zu Hause angekommen, war es für viele Eltern schwer zu verstehen, daß ihre Kinder lieber noch länger im Camp geblieben wären.

Ich kann mich noch genau an den ersten Schultag nach dem Camp erinnern. Ich fühlte mich stärker und selbstbewußter, aber auch trauriger. Ich fand heraus, daß alles anders war, auch meine Freunde.

Ich dachte, sie hätten sich verändert in der Zeit, bis mir auffiel, daß ich es war, die sich verändert hatte. Ich brauchte noch einige Tage, um mich an mein altes Leben wieder zu gewöhnen.

Mir hatte dieses Camp so viel Spaß gebracht, daß ich danach noch zwei weitere Camps mitgemacht habe. Und jedesmal fand ich wieder neue Freunde auf der ganzen Welt und jedesmal habe ich mich verändert, wurde offener und habe etwas gelernt, was ich nie vergessen werde.

Ronja Markworth, 9/3

Heinrich-Heine-Gymnasium