Allein auf den Cayman-Inseln in der Karibik hat das Institut 20 Tochterfirmen. Experte: “Nicht normal für eine Landesbank.“

Hamburg. Die in Schieflage geratene HSH Nordbank hat riskante Geschäfte offensichtlich in fast allen Steuerparadiesen weltweit gemacht. Die Landesbank, mehrheitlich im Besitz von Hamburg und Schleswig-Holstein, ist mit mehr als 160 Tochterunternehmen und Beteiligungen in allen Kontinenten bis auf Australien engagiert. Das ergibt sich aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Thomas Böwer.

Allein auf den karibischen Cayman Islands, die für ihre günstigen Steuersätze bekannt sind, ist die HSH Nordbank mit 20 Firmen vertreten, die Spekulanten offenbar steuergünstig hohe Renditen sichern sollten. Außerdem unterhält die Bank dort eine eigene Niederlassung.

Auch auf den Marshallinseln im Pazifik, einem anderen Steuerparadies, sind die Landesbanker vertreten. Tochterunternehmen mit so klingenden Namen wie "Permira Europe III Limited" oder "Alchemy Plan (HLB) LP" finden sich auch auf den für ihre günstigen Steuersätze bekannten Kanalinseln Jersey und Guernsey, den Bermudas sowie in Luxemburg.

Scharfe Kritik an der Geschäftspraxis des Kreditinstituts, das eigentlich für die Förderung der regionalen Wirtschaft zuständig ist, kommt von dem renommierten Banken-Experten Prof. Wolfgang Gerke. "Eine derart hohe Zahl von Tochterunternehmen und Beteiligungen ist nicht normal für eine Landesbank", sagte Gerke dem Abendblatt.

Um das Spezialgeschäft der HSH Nordbank, die Schiffsfinanzierung, zu betreiben, "muss man nicht auf die Cayman Islands". Offensichtlich sei es bei dem Engagement vielmehr darum gegangen, "Steuersparmodelle zulasten der Freien und Hansestadt Hamburg" zu entwickeln, so Gerke. "Eine Landesbank hat auf den Cayman Islands eigentlich nichts zu suchen. Es steht aber auch nirgends, dass es verboten ist, sich dort zu engagieren", sagt der Hochschullehrer.

Es sei eben "aus steuerlichen Gründen attraktiv", auf den Cayman Islands oder den Kanalinseln Geschäfte zu machen, räumt HSH-Nordbank-Sprecher Christian Buchholz unumwunden ein. Die Bank habe unter großem Konkurrenzdruck gestanden. Es sei "ein marktübliches Vorgehen", Zweckgesellschaften dieser Art zu gründen.

Die HSH Nordbank muss Abschreibungen von mindestens 2,75 Milliarden Euro vornehmen. Das für den Januar angekündigte Gutachten der Wirtschaftsprüfer von KPMG soll das ganze Ausmaß der Misere beziffern.