Nach der ersten tödlichen Messerstecherei seit dem Waffenverbot auf dem Kiez fordern die Arbeitnehmervertreter der Polizei mehr Personal auf St. Pauli. Schließlich müsse das Waffenverbot auch kontrolliert werden. Die Videoüberwachung sei zudem kein Allheilmittel, sagten Joachim Lenders, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und Andre Bunkowsky, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Wie berichtet, sind die Brüder Kim (26) und Danny A. (27) am Pfingstsonnabend von dem 20 Jahre alten Leon M. mit einem Messer angegriffen worden. Sie hatten zuvor auf dem Hafengeburtstag gefeiert. Auf dem Nachhauseweg an der Silbersackstraße gerieten sie dann mit dem 20-Jährigen aneinander. Plötzlich zückte der ein Messer und zog es Danny A. durch das Gesicht. Dabei trennte er ihm einen Teil seiner Nase ab. Als sein Bruder Kim ihm zu Hilfe kommen wollte, rammte Leon M. ihm die Waffe in die Brust. Der 26-Jährige verblutete noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
GdP-Chef Bunkowsky kritisiert, dass die Videoüberwachung nicht ausreichend sei. "Wir wollen keine Straftaten beobachten, sondern bekämpfen." Dafür sei mehr Personal als bislang nötig. Das seit Dezember geltende Waffenverbot hält er für Wahlkampfgetöse. "Das Verbot kann nur umgesetzt werden, wenn es auch Beamte gibt, die es überprüfen."
Das meint auch DPolG-Chef Joachim Lenders. "Nur wenn regelmäßig kontrolliert wird, kann es einen präventiven Charakter geben." Die Videoüberwachung sieht er lediglich als technisches Hilfsmittel, das ergänzend eingesetzt werden könne. "Aber sie ersetzt keine Polizisten." Das sei wie mit Alarmanlagen. "Die melden zwar, dass eingebrochen wurde, aber sie fangen den Einbrecher nicht." Allein zusätzliche Beamte wären in der Lage, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Unterdessen warten die Hamburger Ermittler auf die Auslieferung des mutmaßlichen Messerstechers aus London. Leon M., der Sohn eines Reggae-Stars, wollte sich von dort offenbar in die jamaikanische Heimat seines Vaters absetzen. Wann er nach Hamburg übergeführt wird, ist unklar.