Wingeshausen. . Die Kita Berghausen besucht den Naturhof von Heike und Jochen Born in Wingeshausen. Zwischen Hochlandrindern und Bentheimer Schweinen erlernen sie den Umgang mit Tieren.

  • Heike Born hat eine Zusatzqualifikation als Bauernhofpädagogin
  • Kinder füttern, streicheln und lernen dabei
  • Philosophie des Hofs: artgerechte Haltung und kein genmanipuliertes Futter

Mit Mini-Schubkarren rasen sie zwischen Heuhaufen und Gehege. „Die Natascha braucht auch noch Heu!“ ruft Isabella und kommt mit einer neuen Futterportion angerannt. Natascha ist etwas zurückhaltender als ihre Geschwister Brenda und Frieda. Mit Toastbrotscheiben lassen sich die beiden aber von dem Gras weglocken. „Das Brot ist für die wie eine Süßigkeit“, sagt Heike Born. Und jetzt ist auch endlich mal Natascha dran.

Die Bauernhofpädagogik

Einen Tag lang ganz nah bei den Tieren sein, Abenteuer, aber auch ein respektvolles Miteinander von Mensch und Tier in der Natur erleben: Darum geht es Heike Born, die eine Zusatzqualifikation als Bauernhofpädagogin hat. Aktuell waren die Kinder der Kita Berghausen zu Besuch – und kaum in ihrem Elan zu bremsen. Mit Sonnencreme-verschmierten Gesichtern und tief gezogenen Cappys wuseln sie über das Gelände. Erzieherinnen Kerstin Schneider-Förster und Mara Birkenstock müssen die Kleinen immer mal wieder für eine Trinkpause in den Schatten schicken. Die würden sie sonst vergessen. Es gibt aber auch so viel zu sehen.

Die Hochlandrinder

Frieda schmeckt’s.
Frieda schmeckt’s. © Britta Prasse

Die hochschwangere Samira, zum Beispiel. Heike Born hatte ursprünglich damit gerechnet, dass die Hochlandkuh am frühen Donnerstagmorgen ihr Kalb zur Welt bringen würde. „Das wäre natürlich echt schön für die Kinder gewesen.“ Samira und ihr Nachwuchs brauchen aber noch ein bisschen Zeit. Katharina versucht es ihr deshalb so angenehm wie möglich zu machen. „Soll ich ihr noch etwas Stroh hineinlegen?“, fragt sie Heike Born. „Klar, das kannst du gerne machen.“ Katharina kniet sich vor das Gatter, steckt das Stroh zwischen die Stäbe und beobachtet konzentriert, wie sich Samiras Bauch schnell hebt und senkt. „Schau mal, die ist ganz aufgeregt“, sagt sie. „Die bekommt bestimmt bald ihr Baby!“ Katharina würde so gerne die Geburt miterleben. Aber heute wird das nichts.

Die Bentheimer Schweine

Ein paar Meter weiter: das Gehege der Bentheimer Schweine. „Ihh, ihr Stinker!“ – Konstantins Beleidigung geht im fröhlichen Grunzen fast unter. Er bringt schließlich Futter mit, damit macht man sich grundsätzlich bei den Schweinen beliebt. Isabella kennt das Geräusch ziemlich gut: „So hört sich mein Papa auch immer an, wenn er schläft.“

Katharina sorgt für Abkühlung bei den Schweinen.
Katharina sorgt für Abkühlung bei den Schweinen. © Britta Prasse

„Wisst ihr, womit ihr den Schweinen eine echt Freude machen könnt? Wenn ihr die ein wenig nass spritzt. Die können nämlich nicht schwitzen und freuen sich über eine Abkühlung“, erklärt Heike Born. Ratzfatz stehen die Kinder am Wassertank, befüllen ihre Eimer und kippen sie über den borstigen Rücken der Schweine aus. Ab und zu geht auch mal etwas daneben. Aber Abkühlung kann heute jeder gebrauchen.

Bio-Bauernhof in Wingeshausen

Alma ist eine 16 Wochen alte Collie-Hündin und sollte später mal die Hochlandrinder-Herde zusammenhalten.
Alma ist eine 16 Wochen alte Collie-Hündin und sollte später mal die Hochlandrinder-Herde zusammenhalten. © Britta Prasse
Imposanter Nasenschmuck: Bulle Angus
Imposanter Nasenschmuck: Bulle Angus © Britta Prasse
Frieda kaut am liebsten Gras. Eine Scheibe Brot darf es zwischendurch aber auch mal sein.
Frieda kaut am liebsten Gras. Eine Scheibe Brot darf es zwischendurch aber auch mal sein. © Britta Prasse
Heike Born erklärt, dass die Kuh Samira gerade ein bisschen Ruhe braucht. Diese könnte nämlich noch heute kalben.
Heike Born erklärt, dass die Kuh Samira gerade ein bisschen Ruhe braucht. Diese könnte nämlich noch heute kalben. © Britta Prasse
Brenda frisst den Kindern aus der Hand.
Brenda frisst den Kindern aus der Hand. © Britta Prasse
Schweine sind ganz schön neugierig.
Schweine sind ganz schön neugierig. © Britta Prasse
Isabella und Katharina wollen den Schweinen was Gutes tun - und geben ihnen eine Eimerdusche.
Isabella und Katharina wollen den Schweinen was Gutes tun - und geben ihnen eine Eimerdusche. © Britta Prasse
Die Schweine lieben es, nass gespritzt zu werden. Vor allem, weil sie genetisch bedingt nicht schwitzen können.
Die Schweine lieben es, nass gespritzt zu werden. Vor allem, weil sie genetisch bedingt nicht schwitzen können. © Britta Prasse
Rindsdame Samira genießt die Streicheleinheiten.
Rindsdame Samira genießt die Streicheleinheiten. © Britta Prasse
So viel frisches Heu muss erstmal zu den Tieren kommen.
So viel frisches Heu muss erstmal zu den Tieren kommen. © Britta Prasse
Konstantin füttert die Schweine.
Konstantin füttert die Schweine. © Britta Prasse
Alle wollen Samira einmal streicheln. Und wie fühlt sich wohl das Horn an?
Alle wollen Samira einmal streicheln. Und wie fühlt sich wohl das Horn an? © Britta Prasse
Ganz schön heiß heute.
Ganz schön heiß heute. © Britta Prasse
Noch mehr Heu für die Tiere. Sie haben ja so großen Hunger.
Noch mehr Heu für die Tiere. Sie haben ja so großen Hunger. © Britta Prasse
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VON DER HALTUNG BIS ZUR SCHLACHTUNG

Heike und Jochen Born züchten auf ihrem Naturhof Hochlandrinder und Bentheimer Schweine – und das weit entfernt von wirtschaftlichem Profit. „Vielleicht sind wir ein bisschen ‘crazy’“, sagt Jochen Born. Sein Naturhof lebt nämlich von einer Vision; dass die Tiere artgerecht gehalten werden und kein genmanipuliertes Futter bekommen. Rund 70 Rinder und elf Schweine leben derzeit auf dem Hof – damit zählt sich Wisentranger Jochen Born zu den Hobbyisten. Als Gegenpol zu der auf Masse ausgelegten Fleischindustrie.

„Ich könnte es mir nicht mehr anders vorstellen, als nach Bio-Richtlinien zu züchten“, sagt er. Auch wenn es dafür höhere bürokratische Auflagen gebe. „Ich möchte die anderen Bauern aber nicht verteufeln, die es nicht tun.“

Borns Bentheimer dürfen mindestens ihren ersten Geburtstag erleben. Konventionelle Schweine werden meist nur fünf bis sechs Monate alt. „Für einen Betriebswirt macht das keinen Sinn“, so Jochen Born. Doch ihm geht es um den Respekt für die Tiere. Das fängt bei der Haltung an und hört bei der Vollverwertung nach der Schlachtung auf. Das hat seinen Preis. Doch die Borns haben Kunden, die diese Philosophie mittragen.

Von Hühnerstall bis Nachwuchssuche