Balve. . Der Balver Junglandwirt Thomas Fabry informiert über seine Arbeit online in sozialen Netzwerken- dafür wurde er in Berlin ausgezeichnet.

  • Thomas Fabry erzählt im Onlinetagebuch über seine Arbeit
  • Kurze Geschichten rund um den Schweinezuchtbetrieb
  • Dafür ist der Junglandwirt aus Balve jetzt in Berlin ausgezeichnet worden

AGRICULTURE, das englische Wort für Landwirtschaft, steht in schwarzen Buchstaben auf dem grauen Kapuzenpulli. Keine typische Berufsbekleidung, aber dennoch extrem passend für Thomas Fabry. Er trägt seine Berufung vor sich her: „Landwirt zu sein, ist toll. Es ist ein Privileg“, sagt der 23-Jährige über seinen Beruf. Dabei huscht ein zufriedenes, nicht gekünsteltes Lächeln über sein ­Gesicht. Und weil er möglichst viele Menschen an seinem Glück teilhaben lassen möchte, nutzt der Landwirt das Onlinetagebuch Snapchat (@Landwirtzukunft), um über seine Arbeit zu erzählen. Jeden Tag eine Geschichte. Geschichten vom Hof eines Schweinezüchters in Balve.

„Ich kann jeden Aspekt meines Alltags darstellen und mit Verbrauchern in einen Dialog kommen“, erklärt Thomas Fabry seine offensive Öffentlichkeitsarbeit und die Vorteile, die die Digitalisierung und mit ihr die sozialen Netzwerke der Landwirtschaft aus seiner Sicht gebracht haben. Sein Forum: das Onlinetagebuch Snapchat.

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„Snapchat ist gut geeignet für Momentaufnahmen einer Alltagssituation. Und es wird vor allem von jungen Menschen genutzt“, erklärt der Junglandwirt die Wahl des Mediums. Die Geschichte ergibt sich über die Zeitabfolge, in der die Fotos entstehen. Welche Geschichte er erzählen will, legt er sich jeweils morgens früh zurecht. Ähnlich einem Storyboard wie bei einem Film. Nur weniger aufwändig. Oft spontaner.

Snapchat-Schnappschuss von Thomas Fabry.
Snapchat-Schnappschuss von Thomas Fabry. © privat/Thomas Fabry | privat/Thomas Fabry

Snapchat im Alltag integriert

„Ich nutze meine Wege über den Hof zum Snappen. Oder auch die Gelegenheit, wenn ich mit dem Trecker auf dem Feld eine lange Bahn geradeaus fahre“, erzählt der junge Mann, wie selbstverständlich die Bilder mit dem Mobiltelefon samt kurzem Begleittext inzwischen entstehen. Und flugs veröffentlicht werden. Wenn denn die fehlende Netzabdeckung beim Internet im Sauerland nicht zur zeitlichen Verzögerung zwingt. – Ein Schwein liegt wohlig in der wärmenden Frühsommersonne; Fabry zückt das Handy und fotografiert sich mit der Muttersau – die davon und von der Tatsache, dass ihr launiges Sonnenbad von Balve gleich durchs weltweite Netz geht, kaum Notiz nimmt. Anders die 1000 Interessierten aus ganz Deutschland, die Fabrys Geschichten inzwischen auf Snapchat verfolgen.

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Zu tun und damit zu erzählen gibt es reichlich: 190 Muttertiere im Stall wollen versorgt werden, dazu kommt die Aufzucht. Alle 14 Tage ferkeln Sauen, kommt rosa Nachwuchs für ein kurzes Leben zur Welt. Denn nach acht Monaten geht es zum Schlachter. Auf 95 Hektar Ackerfläche wird das Tierfutter angebaut: „Gerste, Weizen, Mais“, zählt Thomas Fabry auf, der den Hof, einen Vollerwerbsbetrieb, in dritter Generation von seinem Vater übernehmen will. An ruhigeren Tagen, wenn der Hof am Übergang vom Märkischem zum Hochsauerlandkreis nicht zu viel Arbeit macht, lädt Fabry zur Fragestunde auf Snapchat ein.

Auch mal kritischer

„Wie alt wird ein Schwein, welche Maschinen gibt es auf dem Hof?“, nennt der 23-Jährige typische Fragen, die ihn dabei erreichen. Bisweilen wird es auch tiefgründiger – und kritischer. Wenn es etwa um den Antibiotikaeinsatz in der Tierzucht und -mast geht. Auch damit geht der Landwirt „offen um“. Eine Antwort: „Ein krankes Tier muss halt behandelt werden.“ Fabry spricht von „positiven Rückmeldungen“, die er auch auf solche Antworten bekomme.

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Als weiteren Vorteil sieht er die Möglichkeit, über Verbraucherthemen aufzuklären, mit Klischees aufzuräumen und Einblicke zu geben, wie Nahrungsmittel entstehen. „Das kann sich auf das Einkaufsverhalten der Menschen auswirken“, hofft der angehende Agrarwissenschaftler auf mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte.

Für seine Aktivität hat Fabry jetzt den mit 3000 Euro dotierten Gerd-Sonnleitner-Preis der landwirtschaftlichen Rentenbank in Berlin erhalten. „Jeder muss mit der Zeit gehen“, sagt Thomas Fabry – und gibt damit einen Einblick, wie sich die Urform der Wirtschaft, die Versorgung der Menschen mit Nahrung, Errungenschaften der Moderne zu Nutze machen kann.

>> Hintergrund: Landwirtschaft 4.0: Alarm aufs Handy

  • Die Digitalisierung hat auch die Landwirtschaft längst erreicht: Das Herdenbuch, eine Datensammlung über jedes Tier im Stall, etwa liegt nicht mehr auf dem Schreibtisch, sondern ist online mit dem Smartphone abrufbar.
  • „Wenn die Fütterungsanlage ausfällt, bekomme ich einen Alarm aufs Handy und erhalte die Information umgehend, auch wenn ich gerade auf dem Feld bin“, berichtet Thomas Fabry eine weitere Anwendung in der Landwirtschaft 4.0.