Warstein. . Ein Programm des Kreises Soest zur Schonung landwirtschaftlicher Flächen zugunsten von Wildtieren findet bei Warsteins Bauern Zuspruch.

  • 36 Landwirte aus Warstein beteiligen sich am Programm des Kreises Soest zum Natur- und Artenschutz
  • Das ist mehr als im Durchschnitt des Kreises
  • Landwirt Berthold Risse lässt auf seiner Fläche Hochland-Rinder weiden

Warsteins Landwirten ist Natur- und Artenschutz wichtig. Das geht aus ihrer Beteiligung am Programm des Kreises Soest zur Schaffung von Ruhezonen für (geschützte) Tiere hervor. 36 Bauern mit insgesamt 192 Hektar auf 130 Flächen haben sich im Stadtgebiet an der Aktion beteiligt, die eine Vergütung für zeitweise stillgelegte Ackerflächen oder schonende Nutzung von Grünlandflächen und Streuobstwiesen vorsieht und von der EU bezuschusst wird.

„Damit liegt Warstein kreisweit knapp über dem Durchschnitt“, sagt Marko Kneisz von der Unteren Naturschutzbehörde in Soest. Schwerpunkte seien Hirschberg mit Grünland, aber auch die Möhneaue mit einer laut Kneisz „ordentlichen Beteiligung“ und die Haarhöhe. Die Haar hat dem Experten zufolge aber noch Nachholbedarf wegen ihrer Eigenschaft als Vogelschutzgebiet: „Dieses Gebiet ist noch weit vom Ziel des Kreises entfernt.“ Bis vor rund zwei Jahren zählte nur dieser nördliche Streifen der Stadt zum Fördergebiet, seitdem ist auch die Kernstadt mit allen Ortsteilen eingeschlossen.

Schottische Hochlandrinder

Bei Grünland sieht der so genannte Vertragsnaturschutz eine „schonende Nutzung“ vor. Daran beteiligt hat sich Nebenerwerbs-Landwirt Berthold Risse aus Allagen, der auf neun Hektar seines Pachtlandes insgesamt 30 schottische Hochlandrinder weiden lässt und dafür rund 300 Euro pro Hektar erhält. Unter zahlreichen Auflagen: welche Flächen, wieviel Tiere, wann der Schnitt für Heu und Silage gesetzt werden darf, nämlich erst ab 1. Juli, nach der Vogelbrut, berichtet Risse bei einem Besuch einer Fünf-Hektar-Weide in Niederbergheim.

Auch noch aus einem anderen Grund ist frühes Mähen schwierig. Gerade geborene Rehkitze sind dann kaum aufzuspüren, ihren Geruch können selbst Hunde nicht schnuppern. „Ab Anfang Juli können sie von selbst flüchten“, so der Landwirt. Kreisweit liegt die Beteiligung bei 350 Betrieben, die den Vertrag zur Bildung von Ruhezonen geschlossen haben. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt eine Million Euro an Prämien für die Flächenstilllegung ausgezahlt. Diese sind unterschiedlich gestaffelt: Auf einer Streuobstwiese müssen 55 Bäume auf einer Fläche vorhanden sein, um eine Prämie von 1000 Euro im Jahr zu erwirtschaften, rechnet Kneisz vor. Für stillgelegte Ackerbauflächen gibt es mehr Geld, aber weniger Landwirte sind bereit dazu.

Nicht immer ein Geschäft

„Man muss Flächen übrig haben“, sagt Christoph Gosmann, Bauer aus Allagen, der nicht an dem Programm beteiligt ist, es aber für eine „gute Sache“ hält. „Das ist interessant für jemanden, der viele Schattenlagen hat, etwa an Waldrändern. Wer Rüben anbaut in der Soester Börde, der überlegt sich das.“ Ein Geschäft seien die Ausgleichszahlungen nicht. Er selbst habe mal eine Wiesenweihe (Greifvogel) in der Gerste gehabt, 50 mal 50 Meter abgezäunt und dort erst später abgedroschen. „Das war ein Geschäft.“

Nicht alle der 36 Warsteiner Teilnehmer möchten ihren Namen in der Zeitung lesen. Ein Landwirt aus Mülheim, der Flächen an der B 516 bewirtschaftet, hat zwei Prozent seines Landes, das sind drei Hektar, stillgelegt. „Dort ist es schattig, das tat mir nicht weh.“ Pro Hektar gab es eine Prämie von 1000 Euro.

Vom Vertragsnaturschutz-Abkommens mit den Bauern sollen viele Vogelarten profitieren, die auch auf der Haar heimisch sind: Unter anderem Wiesenweihe, Kiebitz oder Goldammer. Die Lebensräume schutzwürdiger Tier- und Pflanzenarten gehen insgesamt zurück. Der Kreis Soest stellt einer Mitteilung zufolge den beteiligten Landwirten Schilder zur Verfügung, die auf Naturschutzflächen dieser Art aufmerksam machen sollen. Darauf steht: „Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam gegen den Artenrückgang. Ruhezone der heimischen Tierwelt. Bitte nicht stören.“