Schalksmühle. . Bei Mühlhoffs ist die Frage der Nachfolge geklärt. Tochter Vera übernimmt den Hof. Übergabe an die nächste Generation ist bundesweit ein großes Problem

Es fängt dramatisch an: Das Sterben der Bauernhöfe hört nicht auf. Vor einem Vierteljahrhundert gab es in Deutschland 302 200 Milchviehbetriebe. Heute sind es 78 800. Täglich schluckt die Landschaft einen mehr. Warum?

Weil der Preiskampf mörderisch ist, weil der technische Fortschritt den Großen hilft und die Kleinen um ihre Existenz bringt. Wer viel Vieh hat und viel Fläche, der überlebt. Gründe, die es nicht leichter machen, den Hof an die nachfolgende Generation zu übergeben. Ein Teufelskreis.

Grünes Licht für Zukunftspläne

In Schalksmühle-Winkeln im Märkischen Kreis steht die nächste Generation mit beiden Beinen in Stiefeln im Stall. Vera Mühlhoff will in die Fußstapfen ihrer Eltern, Jürgen und Almut und ihrer Großeltern, Karl-Gustav und Marlies, treten. Ganz bewusst. Die schlechten Nachrichten der aktuellen Entwicklung erschüttern die 23-Jährige nicht. Sie weiß, was sie will: „Den Hof kann man doch nicht einfach hergeben. Auch wollte ich nicht woanders wohnen als hier.“

Blauäugig tritt die junge Frau das Erbe in Zukunft nicht an. Sie bereitet sich seit Jahren auf diese Aufgabe vor. Drehen wir die Zeit zurück.

Ob sie immer schon Bäuerin werden wollte? „Nein, im Leben nicht. Lange habe ich keinen Gedanken daran verschwendet. Als Kind habe ich bei der Ernte mitgeholfen und saß gerne auf dem Traktor. Ich habe gesehen, wie viel mein Vater geackert hat. Mehr nicht.“

Nach dem Wirtschaftsabitur am Berufskolleg in Halver reift der Gedanke, später auf dem Hof arbeiten zu wollen: „Gedrängt hat mich niemand.“ Zwei Jahre lang absolviert sie im Anschluss eine Ausbildung auf einem Hof in der Nachbarschaft zur Landwirtin. Ihr reicht dies nicht. Sie weiß: „Die Arbeit ist anspruchsvoller, als viele vermuten.“

Ein Grund mit, warum sie gegenwärtig die Fachschule für Agrarwirtschaft in Meschede besucht. „Am Ende bin ich staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin. Ein Schwerpunkt der Ausbildung ist eben Betriebswirtschaft, die muss man drauf haben. Landwirt bedeutet mehr als ein Kuhwirt zu sein.“

Schlüsselmoment ihres beruflichen Werdegangs war das praktische Jahr im elterlichen Betrieb nach der Lehre. „Hier konnte ich bei der Arbeit viel selbst in die Hand nehmen, war nicht fremdbestimmt. Es hat mir schlichtweg Spaß gemacht. Heute kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen.“

Ihrem Vater Jürgen, 56 Jahre alt, steht die Erleichterung über die Nachfolgerin ins Gesicht geschrieben. „Für die Weiterentwicklung des Hofes ist das ein Glück. Es gibt Klarheit. Und wir können in die Zukunft planen.“

Dämpft der niedrige Milchpreis den Optimismus nicht? „Einfacher wird es nicht“, sagt Mühlhoff. „Im vergangenen Monat haben wir pro Liter 30 Cent von der Molkerei bekommen. Die Herstellungskosten liegen bei 40 Cent. Wir können unsere Pläne aber nicht an den Preisschwankungen orientieren. Wir müssen weiter denken.“ Seine Tochter Vera pflichtet ihm bei bei: „Es wird beim Preis für Milch immer rauf und runter gehen.“

Aufstockung auf 120 Milchkühe

Ein Vorgang, der auch ihr längst vertraut ist. Ein Grund mit, dass es ihr auf lange Sicht nicht bange um ihre Existenz ist. Der Hof (75 Hektar Grünland/15 Hektar Maisanbau) soll zudem von 80 Milchkühen auf 120 aufgestockt werden. Ein neuer Stall, eine 500 000-Euro-Investition, ist bereits in Bau.

Eine andere Baustelle, salopp formuliert, ist der Mann fürs Leben an der Seite der jungen Frau. Noch ist er nicht gefunden. „Das hat Zeit.“ Eines aber ist gewiss: „Er muss anpacken. Wir sind ein Familienbetrieb. Und das macht alles nicht einfacher.“ Vera Mühlhoff lacht, als die Sprache auf die RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“ mit Ilka Bause kommt: „Da suchen sie ja immer schräge Vögel aus.“

Ein Fan dieser schlichten Landlust-Folgen mit tiefen Gefühlen, viel Herz und Schmerz im Stall ist sie nicht. Überhaupt, zu viel Privates gehört aus ihrer Sicht nicht in die Zeitung. Ob sie ein Hobby hat? „Ja, mein Pferd. Ich reite gerne.“