Harfeld.. Es wird wärmer auf der Erde. Auch bei uns. Verkraftet der Wald in Wittgenstein den Klimawandel? Antworten gibt es beim Waldspaziergang mit Regionalforstamt.

Kann der Wald in Wittgenstein den Klimawandel verkraften? „Wir müssen ihn umbauen zu einem Bergmischwald und ihn auf höhere Temperaturen einrichten“ - so beschreibt Forstdirektor Diethard Altrogge das Konzept des Regionalforstamtes Siegen-Wittgenstein. Auf den Weg zu diesem selbst gesteckten Ziel haben sich am Mittwoch – bildlich – knapp 20 Vertreter aus den Bereichen Naturschutz, Waldbauern, Tourismus, Forstamt und Jagdverwaltung begeben. Sie alle waren der Einladung zum jährlichen Waldspaziergang des Forstamtes zum Harfeld gefolgt.

Förster stellen das Konzept vor

Pro multifunktionale Forstwirtschaft (von links): Revierförster Klaus Daum, Forstdirektor Diethard Altrogge und Jagdaufseher Hartmut Blöcher.
Pro multifunktionale Forstwirtschaft (von links): Revierförster Klaus Daum, Forstdirektor Diethard Altrogge und Jagdaufseher Hartmut Blöcher. © Christoph Vetter | WP

Denn dort oben, in den Gemarkungen Richstein und Laasphe, können Alt­rogge und die zuständigen Revierförster Klaus Daum und Arnd Wolzenburg anhand zahlreicher Beispiele demonstrieren, dass diese Waldbewirtschaftung weder betriebswirtschaftlichen Anforderungen noch dem Naturschutz oder der Jagd nicht im Wege stehen muss. Dort oben, mehr als 600 Meter über dem Meeresspiegel, hat der Breidenbacher Maschinenbau-Unternehmer Günther Weber nicht nur das Jagdhaus, sondern im Umfeld auch noch 164 Hektar Wald und wiesen gekauft. Dann habe er gesagt: „Ich gebe den Wald über die Forstbetriebsgemeinschaft in die Hände des Forstamtes“, berichtet Altrogge.

Weber, der den Waldspaziergang aus beruflichen Gründen absagen musste, hat damit die komplette Betreuung seines Waldbesitzes inklusive der Betriebsführung abgegeben. Dass er sich darauf gern einlässt, versicherte sein Jagdaufseher Hartmut Blöcher, der in erster Linie als Geschäftsführer in der Weber Maschinenbau GmbH arbeitet. Günther Weber sei offen für die Vermischung von Baumarten und die Verjüngung in den Fichtenbeständen.

Bergahorn an der Schweinskaute

Was die Natur daraus macht, wenn der Forstmann beim Wachsen und Ernten ein wenig Regie führt, haben die „Spaziergänger“ gezeigt bekommenen. Klaus Daum erläuterte, dass das Forstamt dort in vier Blöcken arbeitet von der Verjüngung durch Anpflanzen, über die Durchforstung und Betreuung bis hin zur Produktion und Ernte. Das Prinzip bedingt, dass etwa nur alle vier bis fünf Jahre in den bestimmten Parzellen gearbeitet wird. Und so sehen die Wanderer im Bereich „Schweinskaute“ drei Meter hohen Buchen-Nachwuchs vor mächtigen Fichtenstämmen, dort wächst der Bergahorn neben der Eberesche. Lärche, Douglasie und Birke kommen ebenfalls vor.

Wo ist das Reh? Lina spitzt die Ohren; aber das Wild ist geflüchtet. Vielleicht hinten in den jungen Buchenbestand, der zwischen den alten Fichtenstämmen nachwächst.
Wo ist das Reh? Lina spitzt die Ohren; aber das Wild ist geflüchtet. Vielleicht hinten in den jungen Buchenbestand, der zwischen den alten Fichtenstämmen nachwächst. © Christoph Vetter | WP

„Man darf allerdings nicht ungeduldig sein“, betont Förster Daum, „es kann bis zu 50 Jahre dauern bis hin zum Bergmischwald“. Eine Investition für Generationen in den nächsten Jahrzehnten. „Nur ernten und nur Geld machen, das geht nicht“, untermauert Diethard Altrogge; aber das müsse man den Wittgensteinern ja nicht erklären. Sie wissen ja, dass der Wald, wenn er nicht von Kyrill zerstört wird, das Brot und die Sparkasse der kleinen und großen Besitzer ist. Und dabei müsse der Laubholzanteil die nächste Generation sichern.

NABU-Vorsitzende Helga Düben wollte „die Fichte nicht nur verteufeln, aber hier im Weber’schen Wald kann ich nur frohlocken “, lobte sie die Vorgehensweise, die „seit 30 Jahren NABU-These“ sei. Auch Dr. Heinz Meyer, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis Siegen-Wittgenstein, war vom Konzept am Harfeld angetan: „Es ist sehr positiv,, was sich hier im Privatwald tut, das kenne ich bislang eher aus Staatswäldern rund um Heidelberg.“

Günther Weber ist nicht nur Unternehmer und Waldbauer, sondern auch Waidmann. „Nachhaltig“ sei die Jagd am Harfeld angelegt, erläutert Hartmut Blöcher: „Durch das Anlegen von Wildwiesen haben wir erreicht, dass sich die Schälschäden an den Bäumen deutlich verringert haben. Auf den Wiesen schießen wir das Wild übrigens nicht.“ Gejagt werde übers Jahr „nur in ganz wenigen Zeiten“. Gefallen sind insgesamt erst zwei Hirsche.