Siegen. „Wir wollten immer schon nach Siegen“, sagt Alexander Kremer. Nach 17 Jahren geht es los: „Naturcampus“ soll viel mehr sein als ein Pflanzenmarkt

Ein knappes Jahr noch bis zur Eröffnung im März 2025. Bislang sieht auf dem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück auf dem Heidenberg noch nicht viel nach Gartencenter aus. Die ersten drei Bäume sind jetzt aber gepflanzt - und das soll noch erheblich mehr werden. Größere, dickere Bäume; solche, die Teile des Gebäude tragen können, sagt Designer Marvin Hüttermann, der für die Lennestädter Garten-Center Kremer GmbH den neuen Naturcampus neben Ikea entworfen hat. Und weiter entwirft: Kein Detail werde dem Zufall überlassen. Was hier entstehen soll, kündigt Firmenchef Alexander Kremer an, werde einzigartig sein. Ein „grünes Ausflugsziel“ in Deutschlands grünster Großstadt.

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Am Montag, 6. Mai, ist Spatenstich. Vor Häppchen, Sekt und den obligatorischen Spaten-Fotos erinnert Alexander Kremer an die durchaus lange und nicht ganz einfacheVorgeschichte des 10-Millionen-Euro-Projekts. „Wir wollten immer schon nach Siegen“, sagt er, Bürgermeister Mues nickt bestätigend. Er hat das Vorhaben von seinem Amtsvorgänger Ulf Stötzel übernommen, vor 17 Jahren, „eine der unerledigten Aufgaben, die ich gerne schnell ins Ziel gebracht hätte.“ Das Konzept habe damals schon überzeugt, aber daraus wurde erstmal nichts.

Am Schleifmühlchen in Siegen klappte Kremer-Gartenmarkt nicht - Jahre später dann bei Ikea

Kremer hatte ein Grundstück auf dem Roland-Gelände gekauft, in der Nähe des Schleifmühlchen-Kreisels, wo heute unter anderem die Freie Christliche Schule steht. Viel Herzblut und auch Geld habe man dort hineingesteckt - dass es hier baurechtlich am Ende nicht gelang, sei ein schwerer Schlag ins Kontor gewesen. Aber die Stadt, damals noch unter Stötzels Federführung, habe das Projekt weiter begleitet und geholfen, zum Beispiel den Kontakt zu Ikea hergestellt. Der schwedische Möbelriese hatte das Grundstück auf dem Heidenberg seinerzeit von einem Konkurrenten gekauft, der dort eigentlich nur großflächig Werbung für sich machen wollte, erinnert Steffen Mues. Seither, sagt Alexander Kremer, habe man „13 Jahre lang freundschaftliche Verhandlungen“ mit Ikea geführt. Es dauerte lange und sei gut geworden: Dass es passt auf dem Heidenberg zeige sich auch daran, dass das Möbelhaus die Verkehrseinschränkungen durch die Baustelle hinnehme. „Nicht selbstverständlich“, lobt Kremer. „Für uns fühlt es sich gut gut an.“ Und man habe immer das Gefühl vermittel bekommen: „Man möchte uns gern in Siegen haben.“ Daher der lange Atem.

Drei Bäume und ein Schild: Noch sieht auf der Brache neben Ikea Siegen am Heidenberg nicht viel nach dem neuen „Naturcampus“-Markt aus - aber das ändert sich jetzt.
Drei Bäume und ein Schild: Noch sieht auf der Brache neben Ikea Siegen am Heidenberg nicht viel nach dem neuen „Naturcampus“-Markt aus - aber das ändert sich jetzt. © WP | Hendrik Schulz

Eine Bereicherung für die Stadt.
Steffen Mues - Bürgermeister

Nach so langer Zeit - 25 Jahre Brache Heidenberg, 17 Jahre Kremer-Standort in Siegen - sei das ein besonderer Moment, findet der Firmenchef, der schon etliche „Naturfreunde“ (neue Beschäftigte) für den Standort habe gewinnen können. Mehr als 60 Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Er sei ein „ungeduldiger Bauherr“, sagt Kremer: Siegen sei mit dem hohen Waldanteil nun einmal grünste deutsche Großstadt, habe die Uni - und, wie der Bürgermeister anmerkt, im Bereich Pflanzen eine ziemlich deutliche Unterversorgung im Handel. „Ein Naturcampus drängt sich geradezu auf!“, betont Kremer - nicht zuletzt an dieser Stelle, die auf dem Sporn des Heidenbergs über dem Siegtal eine hervorragende Panorama-Aussicht ins Grüne bietet. Entsprechend ist ein Gartencafé geplant, mit zwei Terrassen und bis zu 150 Plätzen.

Jeder Kremer-Gartenmarkt ein Unikat - Panorama-Blick auf Siegener Wälder

„Wir kommen, um Wurzeln zu schlagen und heimisch zu werden“, versichert Alexander Kremer. Näher an der Natur bedeute auch näher an den Menschen, die wolle man zusammenbringen, Heimatgefühl stärken. Seine Firma sei Mittelständler aus dem Sauerland, kein Großkonzern: „Wir kopieren nichts“, für die bislang vier Gartenmärkte gab es keine Konzepte von der Stange, auch für den fünften nicht. „Wir spüren uns in Stadt und Standort hinein“, jeder Markt ein Original. Denn auch mit dem Campus, so das Thema des Standorts in Siegen, gehe es nicht nur ums Verkaufen rund um Garten, Pflanzen und Natur, sondern ums Begegnen, um ein „einzigartiges grünes Ausflugsziel“. So etwas zu planen und zu bauen mache auch viel mehr Spaß.

Wir kommen, um Wurzeln zu schlagen und heimisch zu werden.
Alexander Kremer - Geschäftsführer

Das ist für Kremer der Job von Prof. Philipp Teufel und Marvin Hüttermann. Verkaufen: Auch, sagt Teufel, aber eben auch Garten, Park, Wildnis, Attraktionen, Workshops, Kinder-Angebote. „Unsere Mission ist, die Menschen näher an die Natur zu bringen“, so der Grafik-Designer der Hochschule Düsseldorf; „für die Schönheit der Natur sensibilisieren und gemeinsam etwas zu machen“. Daher, mit Bezug zur Uni Siegen, der Campus-Gedanke. „Wir beschäftigen uns mit jedem Quadratmeter“, erzählt Co-Designer Hüttermann, jeder Baum werde für jeden Standort genau ausgewählt. Gerade sei man dabei, ein Audiosystem für die 7500 Quadratmeter zu entwerfen, denn es solle sprechende Bäume und hustende Regenwürmer geben. „Alles soll so spannend wie möglich werden, mehr als ein Ort zum Einkaufen.“

Siegen hofft durch Kremer-Naturcampus neben Ikea auf mehr Besucher von außerhalb

Bürgermeister Mues ist froh, dass Kremer bei der Stange gehalten werden konnte. Alle hätten das Konzept immer unterstützt - meistens jedenfalls - und der Standort sei nun einmal, schon verkehrstechnisch, besser geeignet als der innenstadtnahe Schleifmühlchen-Bereich. Die Anbindung an die Autobahn ist da, man verspreche sich von einem Gartenmarkt, der auch Erlebnis-Attraktion sei, noch mehr Besucher aus weitem Umkreis, als wegen Ikea ohnehin schon dort hinkommen. Die dann, so die Hoffnung, auch noch den Weg nach Siegen hinein finden. „Eine Bereicherung für die Stadt.“

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Durchaus auch in technischer Hinsicht: Die Energie für das Gebäude, das mit einer spezielle Glasfassade enorm sparsam sei, kommt aus ins Dach integrierten Photovoltaiksystemen, geheizt wird mit Geothermie. Ein Klimacomputer soll die Ressourcen möglichst schonend und effizient einsetzen. Pflanzen, besonders klima- und artenfreundlich werden über ein vollautomatisches Ebbe-Flut-System bewässert - mit Regen.

Eine erste Visualisierung des künftigen Naturcampus Siegen (Archiv): „Mehr als ein Ort zum Einkaufen“.
Eine erste Visualisierung des künftigen Naturcampus Siegen (Archiv): „Mehr als ein Ort zum Einkaufen“. © Stadt Siegen | Gartencenter Kremer