Siegen. Drei Netphener Garten-Märkte könnten durch neues Garten-Center Kremer bei Ikea in Siegen bedroht sein, fürchtet die Stadt: Sogar Betriebsaufgaben
Die Stadt Netphen hat Bedenken. Das neue Garten-Center Kremer auf dem Siegener Heidenberg, unmittelbar neben dem Ikea-Möbelhaus gelegen, könnte Auswirkungen auf drei Netphener Unternehmen haben. Befürchtet werden Umsatzeinbußen, im schlimmsten Falle in erheblichem Ausmaß, womöglich sogar Schließungen. Das geht aus der Stellungnahme der Netphener Verwaltung hervor, die der Erste Beigeordnete Andreas Fresen zu den entsprechenden Bebauungs- und Flächennutzungsplänen in Siegen abgegeben hat: Demnach solle das Gutachten zur „Einhandelsverträglichkeitsuntersuchung“ überarbeitet werden, so die Forderung.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Wie berichtet will das Lennestädter Unternehmen Kremer auf der Brache neben dem schwedischen Möbelhaus ein Garten-Center errichten. Das hatte in Siegen bereits für Unmut gesorgt; vor allem bei den Grünen – das Grundstück ist eigentlich nicht als Fläche für den Handel gedacht, sondern für Gewerbe und Industrie. Siegens Flächenreserve für diesen Bereich schmilzt. An Kunden aus diesem Segment verkaufte Ikea aber nicht, neue Nachbarn sollten zum eigenen Betrieb passen. Teils zähneknirschend stimmte die Siegener Politik zu – die Lage außerhalb der Innenstadt würde Kaufkraft aus dem Zentrum abziehen, gemäß Einzelhandelskonzept passe der Gartenmarkt nicht an diesen Standort.
Netphen fürchtet Umsatzeinbußen und im schlimmsten Fall Betriebsaufgaben
Auch die Stadt Netphen argumentiert nun mit ihrem Einzelhandelskonzept. Im Kernsortiment „Gartenfachmarkt“ bieten demnach drei Unternehmen ihre Waren in Netphen an: Pflanzenhof La Creativa, Gärtnerei Knöbel und Agravis-Raiffeisen-Markt mit zusammen 2620 Quadratmetern Verkaufsfläche. Sie bedienen das gleiche Segment wie das geplante Garten-Center in Siegen. Wenn das eröffnet, fließt dorthin Kaufkraft ab, zum Nachteil der Netphener Unternehmen – insbesondere des Pflanzenhofs und der Gärtnerei, die entsprechende Waren nicht nur im Rand, sondern im Kernsortiment zum Verkauf anbieten, heißt es weiter in der Stellungnahme.
Die Stadt Netphen vertritt eine andere Auffassung als das entsprechende Gutachten aus Siegen: Umsatzeinbußen durch einen neuen Anbieter am Markt könnten demnach sehr wohl zur Aufgabe von Betrieben führen. Einen Schutzanspruch gibt es nicht, weil hier keine „zentren- oder nahversorgungsrelevanten Kernsortimente“ betroffen sind. Dennoch appelliert die Verwaltung in Richtung Oberzentrum, diesen Aspekt zu berücksichtigen.
Gutachter: Durch Siegener Garten-Center keine Gefährdung für Märkte in Netphen
Das dürfte indes folgenlos bleiben: Das Büro Cima weist in einer ergänzenden Stellungnahme darauf hin, dass es keinen Änderungsbedarf an seinem Gutachten sehe. Bewertet werden sollten die Verträglichkeit für Stadt und Region, primär die zentralen Versorgungsbereiche – da gebe es in Netphen eben keine wettbewerbsrelevanten Anbieter. Die drei genannten Unternehmen seien im Gutachten berücksichtigt worden, es gehe um eine Umverteilung in Höhe von rund 400.000 Euro – man gehe nicht davon aus, dass es zu Betriebsaufgaben der drei Märkte komme, diese seien durch den Mitbewerber nicht gefährdet. Diese würden sich untereinander und vom Garten-Center Kremer in Siegen auch unterscheiden, sowohl was Sortiment als auch Zielgruppen angehe.
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++
Der Bauausschuss befasst sich Mittwoch, 8. November, mit städtebaulichem Vertrag, Änderung des Flächennutzungsplans und Beschluss des Bebauungsplans; abschließend entscheidet der Rat am Mittwoch, 22. November.