Siegen. Die Weiß in Siegen soll künftig keine Keller unter Wasser setzen können. Die Renaturierung beginnt im Bereich des Hauses der Musik.

Für den Umzug der Uni auf den Campus Unteres Schloss Süd spielt die Weiß eine wichtige Rolle: Der Bach soll mehr Platz bekommen, Menschen sollen am Ufer entlanggehen und verweilen können. Es geht allerdings nicht nur um Aufenthaltsqualität. Bei einem hundertjährigen Hochwasser würden derzeit auch Bereiche überflutet, die für Neubauten der Universität am Häutebachweg und am Löhrtor vorgesehen sind.

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Erste Maßnahme ist die Renaturierung der Weiß im Bereich des Hauses der Musik, das an der Oranienstraße errichtet und demnächst bezogen wird; mit seiner Tiefgarage läge das Gebäude sonst ebenfalls im Überflutungsbereich. 296.000 Euro stehen im Entwurf des Haushaltsplans für dieses Jahr bereit. Hinzu kommen 1,1 Millionen Euro, die im nächsten Jahr für die Renaturierung der Weiß im Bereich des Löhrtors finanziert werden; dort liegt der Bach noch streckenweise in einem Kanal.

18,1 Kilometer lang

Die Quelle der Weiß liegt südlich von Wilgersdorf in der Nähe der Kalteiche. Sie fließt durch Wilgersdorf, an der Anzhäuser Mühle vorbei durch Anzhausen, Flammersbach und Niederdielfen, wo die Dielfe in die Weiß mündet.

Über Kaan-Marienborn erreicht der Bach Siegen, wo er nach 18,1 Kilometern in der Nähe des Apollo-Theaters in die Sieg mündet.

„Ich sehe hier keine vier oder sechs Meter hohe Flutwelle“, sagte Stephan Roth, technischer Betriebsleiter des Entsorgungsbetriebs der Stadt Siegen (ESi), als er jetzt im Umweltausschuss die Planung für den Weiß-Ausbau vorstellte und Befürchtungen von Hochwässern wie im Ahrtal dämpfte. Der Bach verlaufe allerdings zwischen Löhrtor und Koblenzer Straße „sehr eingeengt“.

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Treppenanlage und Sitzmauer

Bei dem Ausbau wird das Flussbett erweitert, durch Steinschüttungen und Anpflanzungen wird die Geschwindigkeit des Gewässers abgebremst. Im Bereich des jetzigen Stadtbades wird die Überbauung des Bachs entfernt, es entsteht eine Treppenanlage mit Sitzgelegenheiten. Im weiteren Verkauf Richtung Koblenzer Straße entsteht, vor allem auf der Seite des Häutebachswegs, hinter der Bebauung in Grünstreifen, der durch eine Ufermauer vom Bach abgetrennt wird. Ein Teil des Grünstreifens ist als Flutwiese ausgewiesen, die bei Hochwasser überflutet sind. Auch am Ufer des Häutebachwegs soll es eine Treppenanlage und eine Sitzmauer geben. Damit werde das Gewässer, wie schon bei den neuen Ufern der Sieg, für Menschen erlebbar, sagte der ESi-Betriebsleiter.

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„Wir werden dem Wasser deutlich mehr Raum geben“, sagte Stephan Roth. Das werde zu einer „deutlichen Entspannung und einer deutlich höheren Hochwassersicherheit“ führen. Die Unterführung unter der Koblenzer Straße, hinter der die Weiß in die Sieg mündet, wird nicht erweitert. „Das Hochwasser kann abfließen.“ Ursache für bisherige Überflutungen sei auch nicht die Weiß selbst gewesen, sondern das Hangwasser aus der Oberstadt.

Nur am Rande klimaneutral?

Der Weiß-Ausbau war in der Sitzung auch Thema, als es im das Gestaltungshandbuch für den Uni-Umzug („Wissen verbindet“) ging. Walter Schneider (FDP) riet dazu, für technische Anlagen die Obergeschosse und nicht die Keller der Gebäude vorzusehen. Überflutungen wie in der Eifel „können uns auch mal passieren. Dort haben die Rathäuser bis heute noch nicht wieder ihre Technik.“

Den Anspruch auf einen „klimaneutralen“ Campus sehe ihre Fraktion „nur am Rande“ verwirklicht, sagte Julia Shirley (Grüne). Gerade der Bereich Nord um die Friedrichstraße sei „sehr grau in grau“. Stadtbaurat Henrik Schumann sah dagegen eine „deutliche Verbesserung“: Es werde einen Anger, begrünte Innenhöfe und neue Bäume geben. Ob diese Gestaltung als klimaneutral zu bewerten sein, sei allerdings „eine spannende Frage“, räumte Schumann ein: Das hänge letztlich davon ab, „wie das Land Klimaneutralität für sich definiert“.

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