Alle Informationen zur Amprion-Stromtrasse in Herdecke
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Herdecke. Amprion will die Stromtrasse bis 2022 in Herdecke bauen. Hier finden Sie zahlreiche Artikel und Informationen rund um die geplante Trasse.
Bis 2022 will Amprion die knapp 113 Kilometer lange Stromtrasse von Dortmund-Kruckel bis ins rheinland-pfälzische Dauersberg bauen, und zwar weitestgehend im Raum der bestehenden 220- und 110-kV-Freileitungen, um die Auswirkungen laut Hammes möglichst gering zu halten.
Das trifft auch auf den rund zehn Kilometer langen Abschnitt durch Herdecke bis Hagen-Garenfeld – im weiteren Verlauf ist der Trassenraum weniger besiedelt – zu.
Fakten zum Stromtrassen-Neubau in Herdecke
Worum geht es?
Der Netzbetreiber Amprion will vom Umspannwerk Kruckel bis Dauersberg in Rheinland-Pfalz auf 113 Kilometern eine vorhandene Stromtrasse ausbauen – die neue Freileitung soll statt 110/220 eine Spannung von 380 Kilovolt führen. Das Unternehmen beruft sich auf das 2009 verabschiedete Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG). Projektziel: das Stromnetz flexibler und leistungsfähiger machen. Oder anders: Durch den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung gebe es bundesweit einen erheblichen Ausbaubedarf bei Stromtrassen. Angestrebt ist, den Bau dieser Höchstspannungsleitung 2022 abzuschließen.
Wie stark ist Herdecke betroffen?
Sehr. Elf Kilometer lang ist der Abschnitt von Dortmund bis zum Umspannwerk in Garenfeld, die Trasse führt durch die Wohngebiete am Schnee, Schraberg und Semberg. Nach Schätzungen der Bürgerinitiative Semberg wären mehr als 1500 Herdecker, die im Trassenkorridor leben, vom Bau betroffen. Mehr als 900 Einsprüche aus Herdecke und damit vergleichbar viele gingen im Herbst 2015 bei der Bezirksregierung Arnsberg ein, die über das Projekt befinden muss.
Wie stehen die Chancen, den Trassenbau in Herdecke zu verhindern?
Das ist schwer einzuschätzen, da sich die Bezirksregierung nicht in die Karten schauen lässt. In den Antwortschreiben an Einwender hat sie Stellungnahmen von Amprion angefügt und selbst noch keine Bewertung vorgenommen.
Gibt es eine Alternative zum Trassenverlauf durch Herdecke?
Ja, und zwar entlang zweier Autobahnen, was die Stadt Herdecke und Bürger-Vertreter bevorzugen. Dazu hat Amprion eine 72-seitige Stellungnahme verfasst, die die Bezirksregierung im Internet veröffentlicht hat. Tenor: Technisch wäre die im Vergleich etwas längere Trasse an der A45 und A1 umsetzbar, es gebe dadurch aber neue Betroffenheiten von einigen (im Vergleich zu Herdecke deutlich weniger) Bürgern in insgesamt vier Stadtteilen von Dortmund und Schwerte. 60 Wohngebäude hätten dort weniger als 200 Meter Abstand zur Trasse. Schutzgüter wie Boden, Tiere, Wasser oder Wald seien dadurch stärker belastet. Laut Landesentwicklungsplan sollen vorhandene Trassen Vorrang haben, um Leitungen zu bündeln. Im Stadtgebiet Herdecke verbleiben Leitungen von AVU und Deutscher Bahn, zum Koepchenwerk-Anschluss bräuchte es bei der Autobahn-Variante eine neue 110-kv-Leitung durch die Ortschaft. Laut höchstrichterlicher Urteile sollen Höchstspannungsleitungen vorrangig in vorbelasteten Bereichen gebaut werden, so Amprion.
Gesundheitsgefahren
Keine allseits anerkannten Erkenntnisse liegen bezüglich der Gesundheitsrisiken durch Stromtrassen vor. Zwar gibt es verschiedene Studien zu elektrischen und magnetischen Feldern mit entsprechenden Folgen (u.a. Krebs), doch sind die Rückschlüsse mit der Festlegung von Grenzwerten oder Abständen zu Häusern umstritten. Amprion beruft sich darauf, gesetzlich erforderliche Grenzwerte einzuhalten.
Erdverkabelung
Komplex ist auch die Debatte um Leitungsverlegungen unter der Erde. Amprion meint, dass es zu wenige Erfahrungen für solche Wechselstrom-Projekte gibt. Dem entgegnen Befürworter, dass dies wie in Bayern bei entsprechendem Willen dennoch möglich sei. Womöglich kommt das kurz vor dem Abschluss stehende Verfahren rund um Herdecke zu früh für Erdverkabelung.
380 000 Volt beträgt die Spannung dann statt der bislang üblichen 220 000 Volt. „Wir müssen die Masten höher bauen, auch weil wir zwei Leitungen auf einem Mast unterbringen wollen“, erläuterte ein Sprecher.
Planfeststellungsverfahren: Prüfung der Trassenführung entlang der A 45/A 1.
Im Planfeststellungsverfahren für den Neubau der 380-kV-Höchstspannungsfreileitung von Kruckel nach Dauersberg hat der Netzbetreiber Amprion für den Herdecker Abschnitt eine Variantenbetrachtung entlang zweier Autobahnen bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht.
SPD-Politiker aus Land und Bund, Bürgerinitiative und Prozessgemeinschaft haben sich ausgetauscht. In Arnsberg wollen sie sich Gehör verschaffen. Nadja Büteführ (MdL) und Ralf Kapschack (MdB) unterstützen die Vertreter der BI Semberg und der Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom im Kampf gegen die Trasse des Netzbetreibers Amprion.
Bürgerinitiative Semberg und Prozessgemeinschaft„Herdecke unter Strom“
Amprion habe Großes vor: Masten mit bis zu 87 Metern Höhe überragen alles bisher Dagewesene und zerschneiden die Landschaft, heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative Semberg. „Seit 2009 wusste die große Politik von den geplanten Projekten. Warum hat sie damals nicht reagiert?“, fragte der Vorsitzende. Populistisch wirke es, wenn heute die damals für Herdecke positiven Beschlüsse der Jamaika-Koalition und die amtlichen Stellungnahmen der Bürgermeisterin als große Verdienste heraufbeschworen würden.
Während sich die Bezirksregierung Arnsberg und der Netzbetreiber Amprion mit vielen Einwendungen gegen die geplante Höchstspannungsleitung beschäftigen, haben betroffene Anwohner kurz nach Ostern vorsorglich eine Prozessgemeinschaft gegründet. „Herdecke unter Strom“ ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Sollte die Bezirksregierung grünes Licht für den Bau der 380-kv-Trasse mit bis zu 87 Meter hohen Masten geben, will die Gruppe klagende Herdecker unterstützen, um das Vorhaben zu verhindern.
Hier finden Sie weitere Artikel rund um die Proteste der Bürger:
Erörterungstermin - Erörterung zu Stromtrasse endet mit vielen Gutachtenanträgen
Die Kontrahenten im Saalbau Witten: ein Dutzend Vertreter des Netzbetreibers und 63 Einwender aus Herdecke, die wie am Vortag Vollmachten vorlegten und so für ihre Familienangehörigen oder Nachbarn mitsprachen. Und von ihrer ablehnenden Haltung keinen Deut abrückten.
Die Fortsetzung der Erörterung von der Bezirksregierung Arnsberg begann mit Erklärungen von Amprion, da am Vortag Unschärfen bezüglich Häuserabständen zur Trasse aufgetaucht sind. Die Einwender haben Orientierungswerte erhalten, genaue Metermaße will der Netzbetreiber nachliefern. Gleichwohl: „Diese Entfernungsangaben haben keine Auswirkungen auf das Planfeststellungsverfahren.“
Im Übrigen seien alle Daten belastbar und auf der Grundlage fachlich anerkannter Methoden ermittelt. Eine Bürgerin entgegnete: „Es kann aber doch kein Versehen sein und spricht für die Oberflächlichkeit, wenn 90 Meter Unterschied aus dem gleichen Wohnzimmer genannt werden.“
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