Hagen. . Die Hauptschule Vorhalle wollte ihre Schüler mit einem Milchautomaten beglücken. Doch die Stadt untersagte die Aufstellung des Gerätes: aus Brandschutzgründen. Eine Entscheidung, die man an der Schule nicht so ganz nachvollziehen kann. Schließlich gilt Milch als eines der gesündesten Lebensmittel.

Die Hauptschüler aus Vorhalle trinken gerne Milch. Diese Feststellung ist an sich nicht außergewöhnlich – wenn da nicht der Wunsch der Schüler wäre, einen Milchautomaten im Schulgebäude aufzustellen. Das wurde ihnen nämlich verweigert – aus Gründen des Brandschutzes.

Zwei Wochen lang belieferte eine große Molkerei die Hauptschule kostenlos mit Milch. Das gesunde Getränk fand reißenden Absatz bei den Schülern, von denen nicht wenige aus schwierigen Familienverhältnissen stammen und morgens ohne Frühstück zur Schule geschickt werden. „Gerade diese Schüler waren begeistert von der täglichen Tüte Milch“, berichtet Schulleiterin Susanne Ruhkamp.

Nach Ende der Aktion beantragte sie deshalb bei der Stadtverwaltung die Aufstellung eines Getränkeautomaten, der ausschließlich mit Milch und Milchgetränken (Kakao, Erdbeer-, Vanille-, Bananenmilch) bestückt werden sollte. Denn anders als Cola oder Limonaden, die als ungesunde Dickmacher verschrien sind, gilt Milch als Lebensmittel, das den Körper mit fast allen Vitaminen und lebensnotwendigen Stoffen versorgt (u. a. ist Milch ein idealer Kalziumlieferant).

Umso größer war die Verblüffung im Kollegium der Schule, als der Antrag der Schulleiterin abschlägig beschieden wurde. Gesunde Ernährung sei ja schön und gut, hieß es aus dem Rathaus, aber solch ein Automat sei ein potenzieller Brandherd, der keinesfalls im Schulgebäude installiert werden dürfe.

Feuerwehr: Fluchtwege müssen freigehalten werden

Tatsächlich gibt es eindeutige Vorschriften, wie Feuerwehrchef Heinz Jäger auf Anfrage bestätigte. Das Treppenhaus und die Flure einer Schule seien ausgewiesene Fluchtwege und müssten grundsätzlich freigehalten werden, die vorgeschriebene Durchgangsbreite betrage je nach Schülerzahl 1,50 bis 2,40 Meter.

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Bei einem Getränkeautomaten bestehe zudem die Gefahr, dass er durch einen technischen Defekt in Brand geraten und das Schulgebäude verqualmen könne: „Vor allem die Kunststoffteile eines solchen Gerätes erzeugen eine enorme Rauchentwicklung.“ Dabei handele es sich auch keineswegs um ein an den Haaren herbeigezogenes Szenario, betonte Jäger: „Wasch- und Spülmaschinen geraten relativ häufig in Brand. Und das kann eben auch mit Getränkeautomaten geschehen.“ In der Feuerwache würden die gleichen Bestimmungen gelten, einen Zigarettenautomaten habe man aus dem Flur in den Aufenthaltsraum verbannt.

Enttäuschung und Ärger bei Schülern und Lehrern

Nichtsdestotrotz herrscht Frust an der Vorhaller Hauptschule, zumal sich die Molkerei bereit erklärt hatte, den Milchautomaten kostenlos zur Verfügung zu stellen. „Die 0,25-Liter-Tüte sollte lediglich 35 Cent kosten“, erklärt Sportlehrerin Karin Thoma-Zimmermann. „Die Schüler haben tagelang nach dem Automaten gefragt. Jetzt sind Ärger und Enttäuschung groß – auch bei uns Lehrern.“

Vielleicht findet sich ja doch noch eine Lösung für das verflixte Problem. „Die Schule hat sicherlich einen Pausenraum“, so Jäger. „Dort dürfte ein Milchautomat aufgestellt werden.“ Das Kollegium solle ihn ruhig einmal anrufen: „Dann komme ich vorbei und schaue mir an, wo das Gerät platziert werden könnte.“