Breckerfeld. . An der Grundschule Breckerfeld diskutieren Schulleitung, Lehrer und Eltern über die Abschaffung der Noten für Drittklässler.
Sollen die Noten im zweiten und dritten Schuljahr abgeschafft werden? Über diese Frage wird derzeit an der Grundschule in Breckerfeld (328 Schüler, 13 Klassen) heftig gestritten. Sowohl innerhalb des Lehrerkollegiums als auch in der Elternschaft gibt es gegensätzliche Auffassungen.
Ausbildungsordnung geändert
Der Schulausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages hat zu Beginn des Jahres die Ausbildungsordnung für die Grundschule geändert. Demnach kann die Schulkonferenz als oberstes Mitwirkungsgremium darüber entscheiden, ob das Versetzungszeugnis am Ende der zweiten Klasse und die Zeugnisse in der dritten Klasse zusätzlich zur Leistungsbeschreibung in Berichtsform auch Noten enthalten sollen. Zwingend vorgeschrieben sind diese erst im ersten Halbjahr der Klasse 4. „Das Thema bietet die Gelegenheit, alle Eltern in eine breite Diskussion einzubinden“, so Rektor Heinz Opsölder (60), der selbst für die Abschaffung der Noten plädiert.
Doch vor allem unter den Eltern regt sich Widerstand gegen diese Neuerung, wie auf einer Informationsveranstaltung deutlich wurde, zu der Thomas Minor, Vorsitzender der Landeselternpflegschaft, eingeladen war. Viele Väter und Mütter argumentierten, dass Noten die Kinder zum Lernen motivierten und viel präziser über den Leistungsstand der Schüler Auskunft geben würden als ein Textzeugnis dazu in der Lage sei. Zudem seien die Kinder nicht ausreichend auf die Bedingungen an den weiterführenden Schulen vorbereitet, wenn sie erst im vierten Schuljahr mit Ziffernnoten konfrontiert würden.
Verweis auf Skandinavien
Befürworter der Zeugnisse ohne Noten sind sich dagegen einig, dass die Persönlichkeit eines Kindes durch eine Zensur nicht ausreichend gewürdigt werde. „Noten stellen das, was Kinder leisten, nur verkürzt dar“, so Schulleiter Opsölder. „Sie spiegeln das Leistungsvermögen der Kinder nicht richtig wider.“ Er verweist auf die skandinavischen Ländern, in denen Noten größtenteils erst ab der siebten oder achten Klasse vergeben werden. Und bekanntlich gelten die nordeuropäischen Schulsysteme seit den Pisa-Erhebungen als vorbildlich.
Derzeit läuft eine von der Schulpflegschaft organisierte Umfrage unter allen Eltern. „Die meisten Eltern beharren auf der Notengebung, aber die Meinungen sind sehr unterschiedlich. Manche wollen Noten schon im zweiten, andere im dritten oder gar erst im vierten Schuljahr“, so Sandra Dahlhaus, Vorsitzende der Schulpflegschaft.
Ist die Meinungsbildung abgeschlossen, soll die Schulkonferenz noch in diesem Halbjahr eine Entscheidung treffen. In dem Gremium sitzen sechs Eltern und sechs Lehrer sowie Schulleiter Opsölder, der jedoch nur bei einem Patt stimmberechtigt ist. Es wird also spannend.