Hochsauerlandkreis. Das Projekt „Komm aufs Land.Arzt“ soll im HSK dem Ärztemangel entgegenwirken. In Brilon und Olsberg sind 8,5 Arztsitze frei. Es gibt Hoffnung.

Ärztemangel ist im Altkreis Brilon seit Jahren ein akutes Thema. Es fehlt am Nachwuchs. Der ländliche Raum scheint nicht so ansprechend für eine Niederlassung zu sein wie die Großstädte Deutschlands. Abhilfe soll das Projekt „Komm aufs Land.Arzt“ schaffen, das die Städte Brilon und Olsberg vor zwei Jahren ins Leben gerufen haben. Weitere Kommunen schlossen sich mit der Zeit an. Aber konnten dadurch auch Mediziner vom Sauerland überzeugt werden?

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Ein Schlüssel für das Projekt soll die Kommunikation zwischen Fachärzten, Vertretern der Kliniken und der Kommunen sein, um die Ansiedlung von Ärzten und die medizinische Versorgung in der Region zu sichern. Seit 2021 gibt es ein gemeinsames LEADER-Projekt mit den Städten Brilon, Medebach, Olsberg und Winterberg. Damit Nachwuchsmediziner ihre Weiterbildungszeit in einer der vier Städte verbringen wollen und können, wurde außerdem ein Weiterbildungsverbund aufgebaut.

LOCALHERO-Projekt im Altkreis Brilon

Auch junge Studentinnen und Studenten sollen von dem Projekt profitieren und so auf Weiterbildungsangebote in der heimischen Region stoßen. Das geschieht im Rahmen des sogenannten LOCALHERO-Projektes (LOngitudinales Curriculum ALlgemeinmedizin zur Stärkung der Hausärztlichen VErsorgung in ländlichen RegiOnen), das im Januar diesen Jahres startete und noch bis Ende 2024 läuft. In diesem Rahmen kommen Medizinstudenten in den Altkreis Brilon, um hier ein Praktikum zu absolvieren.

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So auch Anfang August, als 25 Studenten der Universität Witten/Herdecke zu Gast in Brilon und Olsberg waren. Sie konnten sie ihr medizinisches Wissen erweitern und gleichzeitig die Region erkunden. Durch die Kooperation mit dem hiesigen Ärzteprojekt „KommaufsLand.Arzt“ konnten nach Anfrage der Universität Witten/Herdecke schnell die notwendigen Praxen gefunden werden, die nun als sogenannte „Lehrpraxen“ an der Universität tätig sind.

Studenten lernen Praxisalltag in Brilon kennen

Neben den neuen Erfahrungen aus dem Praxisalltag konnten die sechs Studentinnen und Studenten von Herrn Dr. Pronadl (Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Krankenhauses Maria-Hilf in Brilon) in einem zweistündigen Kursangebot die Grundkenntnisse sowie wichtige Tipps und Tricks der Sonografie und der Wundnaht erlernen. In den kommenden zwei Jahren folgen jeweils weitere Gruppen mit geplanten Größen von 50 bis 75 Studierenden pro Jahr. Ob sich die Studentinnen und Studenten nach ihrem Studium für eine Stelle im Altkreis Brilon entscheiden werden, wird sich zeigen müssen.

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„Die Fortschritte werden insgesamt positiv bewertet, allerdings ist das Projekt in der Corona-Pandemie gestartet und die Hausärzte waren und sind an der vordersten Front zur Bekämpfung der Pandemie gefordert, somit lag verständlicherweise nicht immer die Priorität auf dem Projekt“, erklärt Rabea Kappen, Pressesprecherin der Stadt Winterberg.

Erste Gespräche mit potenziellen Hausärzten

Bisher gab es dennoch schon erste Teilerfolge. Erste Gespräche mit potenziellen Hausärzten habe es schon gegeben, die sich die Übernahme einer Praxis auf dem Land vorstellen können. Den Weg nach Winterberg gefunden haben also noch keine Ärzte aufgrund des Projektes. Aktuell liegt die Hausarztquote in Winterberg, Hallenberg und Medebach bei guten 108 Prozent, somit ist die hausärztliche Versorgung aktuell gut.

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„Die im LEADER-Antrag geplanten Maßnahmen werden bis Ende des Projekts im Frühjahr 2023 weiter umgesetzt. Über den Förderzeitraum hinaus werden die Kommunen Brilon, Medebach, Olsberg und Winterberg das Projekt die nächsten fünf Jahre gemeinsam fortführen“, so Kappen weiter.

Viele Mediziner sind fast im Rentenalter

Die Städte Brilon und Olsberg gehören zum Mittelbereich Brilon. Hier sind aktuell 8,5 freie Arztsitze verfügbar. Der Versorgungsgrad liegt bei 76,1 Prozent. Ab 75 Prozent abwärts spricht man von einer Unterversorgung. „Daneben besteht das Problem, dass einige Ärztinnen und Ärzte ein Lebensalter erreicht haben, in dem der wohlverdiente Ruhestand naht. Eine Umfrage im Jahr 2018 hat ergeben, dass bereits zu dem Zeitpunkt ein Drittel der 19 Hausärztinnen und Hausärzte in den beiden Städten älter als 65 waren“, erklärt Angelika Beuter-Sielemann, Pressesprecherin der Stadt Olsberg.

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Bisher konnten insgesamt zwei neue Ärzte für Brilon gewonnen werden. Einer davon hat in der Gemeinschaftspraxis Loos/Schmidt seine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner absolviert, ist dann aber im Dezember letzten Jahres leider verstorben. Der andere ist nun im MVZ in der Schulstraße als Allgemeinmediziner tätig. Damit ist das Projektziel bereits erreicht. „Anfragen gibt es seit des verstärkten Marketings über die neue Homepage sowie der Social Media Kanäle regelmäßig. Überwiegend handelt es sich hierbei um Medizinstudentinnen und -studenten, die sich bereits jetzt über die Möglichkeiten nach ihrem Studium informieren. Es haben sich bisher aber auch schon ein paar Allgemeinmediziner gemeldet, die sich die Stadt und auch einzelne Praxen angeschaut haben“, heißt es von Seiten der Stadt Brilon.