Brilon. Ein Mann (53) soll zwischen Brilon-Wald und Willingen absichtlich frontal ins Auto seiner Frau gefahren sein. Ein Mordversuch?Nun redet der Mann.

Hatte der 53-jährige Angeklagte, der seit Anfang März dieses Jahres in Untersuchungshaft sitzt, am ersten Prozesstag vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichtes Arnsberg als Schwurgericht sein Heil im Schweigen gesucht, hat er sich zu dem äußerst schwerwiegenden Vorwurf der Staatsanwaltschaft des versuchten Mordes am zweiten Verhandlungstag geäußert.

Frau leidet körperlich und psychisch an den Folgen

Der Anklage zufolge soll er am 7. März dieses Jahres durch einen mutwillig hervorgerufenen Verkehrsunfall versucht haben, seine von ihm getrennt lebende Ehefrau, deren neuen Freund und seinen damals fünfjährigen Sohn zu töten. Er soll auf der B 251 zwischen Brilon-Wald und Willingen mit seinem Pkw gezielt auf das Auto, das von seiner Frau gelenkt wurde, zugefahren sein. Nur weil diese im allerletzten Moment nach rechts habe ausweichen können, wurde ein Frontalzusammenstoß zwar vermieden, doch prallten die Fahrzeuge seitlich gegeneinander. Alle drei Insassen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Frau wurde per Rettungshubschrauber mit mehreren schweren Knochenbrüchen in ein Krankenhaus geflogen. Sie leidet noch heute körperlich und psychisch an den Folgen.

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Die Folgen des Unfalls.
Die Folgen des Unfalls. © Joachim Aue

Den Vorwurf, den Verkehrsunfall absichtlich herbeigeführt zu haben, stritt der Angeklagte ab. Es sei rein zufällig zu dem Crash gekommen. Seine Erklärung: Es sei ihm, wie in letzter Zeit mehrfach, ohne das Bewusstsein zu verlieren, schwarz vor Augen geworden. Zudem habe er in den davor liegenden drei Wochen insgesamt nicht mehr als vier Stunden geschlafen. In ärztliche Behandlung hatte er sich jedoch nicht begeben, da er seiner Arbeit als Maschinenführer gut nachkommen konnte.

Mann will Auto der Frau nicht erkannt haben

Die polizeilichen Ermittlungen und die Beweisaufnahme vor Gericht ergaben, dass der Angeklagte, was er teils auch bestätigte, den Pkw seiner Frau am Unfalltag beobachtet hatte. In Willingen sei ein ihm nicht bekannter Mann ausgestiegen, der seinen Sohn zum Sport gebracht habe. Er sei dem dann wieder nach Brilon fahrenden Pkw seiner Frau gefolgt und ihn überholt, um seine Wohnung aufzusuchen. Dort habe er festgestellt, beim Einkauf in Willingen etwas vergessen zu haben, was ihn veranlasste, nach dort zurückzufahren. Auf dieser Fahrt sei es zu dem Unfall gekommen. „Ich habe den mir entgegenkommenden Pkw nicht als den meiner Frau erkannt“, versuchte er den Tatverdacht des versuchten Mordes von sich zu lenken.

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Doch der Freund der geschädigten Frau gab als Zeuge an, genau gesehen zu haben, dass der Fahrer des entgegenkommenden Pkw mit beiden Händen am Lenkrad gezielt auf sie zusteuerte, ohne ein Ausweichmanöver zu versuchen. Er schilderte ferner, dass seine Freundin von ihrem Mann mit dem Tode bedroht worden war. „Sie wurde von ihm in übelster Weise beleidigt. Dreckige Hure hat er sie genannt und gesagt, jetzt ist das Maß voll.“

Der Prozess wird, wie vom Gericht angekündigt, am Dienstag mit der zeugenschaftlichen Vernehmung der geschädigten Frau und dem Gutachten eines Sachverständigen zur Schuldfähigkeit des Angeklagten fortgesetzt.