Hallenberg. Drei neue Windräder sollen laut Plan der Firma Juwi in Hallenberg an der Grenze zu Bad Berleburg entstehen. Jetzt hat der Stadtrat entschieden.

Die Firma Juwi AG aus Rheinland-Pfalz, ein Investor, der schon einen Windpark zwischen Liesen und Züschen plant, will Windkraftanlagen auf der 813 Meter hohen Wallershöhe und dem 766 Meter hohen Hasselrücken auf städtischem Grundstück in Hallenberg bauen. Jetzt musste der Rat Hallenberg eine Entscheidung fällen.

Keine Windräder im Hallenberger Stadtgebiet. Diesen Beschluss fasste der Stadtrat am Mittwochabend einstimmig.Bürgermeister Enrico Eppner vertrat dazu eine klare Meinung: „Wir dürfen nicht zulassen, dass auf solchen Flecken unberührter Natur Windparks mit massiven Eingriffen in die unzerschnittenen Lebensräume und Habitate von sensiblen Vogelarten entstehen. Allerdings können wir angesichts des Klimawandels auch nicht in Gutsherrenmentalität alle Maßnahmen ablehnen, sondern müssen geeignete Klimaschutz-Alternativen finden.“ Er sprach sich gegen eine Verspargelung der Landschaft durch dezentralisierte Windkraftanlagen aus und stellte infrage, ob es Sinn mache, dass auch Klein-Kommunen wie Hallenberg Flächen ausweisen sollten. Eingriffe für den Klimaschutz seien nötig, aber nicht auf solch aggressive Weise. Eine Option wären ggf. Solarparks, bei denen man zudem über eine Beteiligung nachdenken könne, um das „Schreckgespenst Investorenprojekt“ zu vermeiden.

Einer der sieben höchsten Berge

Die Wallershöhe gehört mit ihren 812,5 Metern zu den sieben höchsten Bergen im Sauerland. Sie ist ein Nebengipfel der bekannten Ziegenhelle und liegt am Premium-Wanderweg Sauerland Höhenflug. Der 766 Meter hohe Hasselrücken befindet sich in unmittelbarer Nähe zum beliebten Langlauf- und Wanderzentrum „Pastorenwiese“ hinter der dortigen Skihütte. Die bewaldeten Gipfellagen sind jeweils gar nicht oder nur durch schmale Waldwege erschlossen, die Borkenkäfer-Kalamitäten bisher gering. Im Abstand von rund einem Kilometer zu diesen Flächen befinden sich der zu Hallenberg gehörende Weiler „Trambach“ mit drei Wohnhäusern und einem Bauernhof sowie zwei Aussiedlerhöfe auf Wunderthäuser/Wittgensteiner Seite.

Weiteres Projektvorhaben

Die Firma Juwi möchte bekanntlich seit Jahren auch vier 240 Meter Windräder auf der Grenze zwischen Liesen und Züschen bauen und dafür im Zweifelsfall auch vor Gericht ziehen. Ursprünglich sollten bereits 2019 Bauanträge eingereicht werden, was bisher nicht erfolgt ist. Der Bau sollte nach früheren Ankündigungen des Investors eigentlich in diesem Sommer starten. Bisher sind jedoch noch keine Bauanträge eingereicht worden.

Auf WP-Nachfrage zum im vergangenen Jahr angekündigten Vogelschutzgutachten und zum aktuellen Stand der Planungen für beide Windkraftzonen antwortete ein Sprecher, dass das Unternehmen seine Vorhaben wegen der unklaren Abstandsregeln für Windenergieanlagen in NRW „nicht mit der sonst üblichen Geschwindigkeit“ weiterverfolge. „Wir werden die Planungen wieder aufnehmen, sobald absehbar ist, welche Abstandsregelungen gelten werden.“

Die Projektinformationsseite zu diesem Windpark ist im Internet nicht mehr aufrufbar. Grundstückseigentümer, darunter Privatleute und die Stadt, hatten angekündigt, die für die Zuwegungen zu den Windrad-Standorten erforderlichen Flächen nicht zur Verfügung zu stellen.

Wegen der räumlichen Nähe zu Wunderthausen hatte Enrico Eppner auch seinen Amtskollegen Bernd Fuhrmann in Bad Berleburg über die neuen Windkraftpläne informiert. In der Diskussion stellten sich alle Ratsmitglieder klar gegen die Windkraftpläne. Die FDP verwies auf ihre Wahlkampfaussagen, aufgrund der nicht sicheren Speicherung und der Kollateralschäden keine Windräder auf städtischen Flächen zuzulassen, und hofft stattdessen auf Wasserstofftechnologie oder Solarenergie. Fraktionsvorsitzender Louis Paffe gab zu bedenken, dass Windkraftanlagen viel mehr als den Platz bräuchten, auf dem sie stünden, und dass das Problem des Rückbaus nicht geklärt sei. Die CDU unterstrich ihre Haltung aus dem Jahr 2013, in dem sich der damalige Stadtrat gegen eine Ausweisung von Windkraftvorrangzonen in Hallenberg ausgesprochen hatte. Gutachten hatten ergeben, dass es keine geeigneten Potenzialflächen zur Verfügung stünden.

Hallenberg steht zum Großteil unter Naturschutz

Ein großer Teil des Hallenberger Stadtgebiets steht unter Naturschutz. Die Nichtausweisung von Vorrangzonen birgt jedoch das Risiko, dass Investoren Anträge für ihnen geeignet erscheinende Flächen stellen und auf eigene Kosten die dafür erforderlichen Gutachten einholen. Z.B. Winterberg hat im Gegensatz zu Hallenberg eine Windkraftzone bei Altenfeld ausgewiesen, so dass nur an dieser Stelle Windräder gebaut werden könnten. Die Entscheidung gegen die Verpachtung der städtischen Grundstücke an die Firma Juwi fiel einstimmig.

Bürgermeister Eppner dankte seinen Ratskollegen ausdrücklich: „Dieser Beschluss ist mir ein persönliches Anliegen. Wir wissen alle, dass für den Klimawandel auch Windräder gebraucht werden, aber es muss mit Maß sein und geht nicht gegen die Natur und die Bevölkerung.“