Olsberg/Brilon/Winterberg. Die Reisebüros im Altkreis Brilon würden normalerweise jetzt Sommerurlaube anbieten. Doch es tut sich nichts. Dabei sind die Angebote attraktiv.
„Im Moment plant niemand irgendetwas. Es gibt vereinzelt Familien, die im Sommer ein paar Tage planen oder kurzfristig etwas machen. Aber sonst ist nichts los“, sagt Doreen Wienand, Inhaberin des Reisebüros Flamingo Reisen in Olsberg . In den Reisebüros im Altkreis Brilon ist es ruhig, aber das liegt nicht an den Angeboten. Denn auch mit Sicherheit wird explizit geworben.
Wienand vermutet, dass die Menschen noch in einer Art Schockstarre sind und lieber abwarten möchten, wie es denn überhaupt weitergeht auf der Welt. Welche Reisen sind möglich? Inland ? Ausland ? Die Skisaison ist für sie bereits gelaufen. „Ich bin selbst gerne im Skiurlaub , aber den würde ich jetzt auch nicht planen.“ Für sie ist die Situation derzeit seltsam. Reisebüros dürfen im Lockdown light geöffnet bleiben, aber Waren anbieten ist schwierig.
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Das Geschäft lebt derzeit von kurzfristigen Buchungen , während zu Beginn der Pandemie noch viele Neu- oder Umbuchungen das Geschäft bestimmten. Wienand glaubt, dass diese Umstände noch in den Köpfen sind und deswegen das Interesse an einem Urlaub gerade so gering ist. „Wie oft möchte ich mich noch auf einen Urlaub freuen und planen nur damit er dann doch nicht stattfinden kann? Das ist nicht schön. Die Leute brauchen mehr Sicherheit“, sagt sie.
Zu viele Unklarheiten bei Flügen und Hotels
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Dabei ist die Auswahl wie immer. Kanaren, Ägypten und weitere typische Ziele, allerdings wissen natürlich auch die Veranstalter nicht was stattfinden kann. Um Buchungen möglichst attraktiv zu machen gibt es nicht nur niedrige Preise und kostenlose Angebote für Kinder, sondern auch die Möglichkeit die Reise je nach Veranstalter bis zu zwei Wochen vor Reiseantritt kostenlos zu stornieren. Doch Wienands Kunden lockt das bisher noch nicht an. „Es gibt zu viele Fragezeichen. Wir müssen wieder an einen Punkt kommen an dem Planungen möglich sind, aber da sind wir eben noch nicht. Jetzt im Lockdown ist es noch schwieriger.“ Vor allem weil unklar ist, welche Flüge überhaupt starten und welche Hotels wie ausgelastet sein dürfen. Bestimmungen, die sich blitzschnell ändern können.
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Wie schnell zeigte sich vor wenigen Monaten. Im September sollten die Deutschen Urlaub im Inland machen, jetzt ist dies nicht mehr gestattet. Wienand möchte auch niemanden zum Reisen drängen und wartet lieber den Winter ab. Vielleicht ändert sich die Situation im Dezember und Januar wieder und die buchungsintensiven Monate verschieben sich bloß nach hinten. Denn derzeit sind nicht nur die Reisenden selbst gespannt, wie ihre Reise verläuft. „Wir bangen die ganze Zeit mit, ob ein Urlaub stattfindet oder eine Region plötzlich doch zum Risikogebiet erklärt wird.“
Reisebüro Kimmlinger hofft auf Corona-Impfstoff
„Momentan ist es nicht besser geworden. Die Reisebeschränkungen werden eher zahlreicher und nicht weniger“, sagt Andreas Kimmlinger, der in Brilon das Reisebüro Kimmlinger leitet. Er hofft darauf, dass mit dem Corona-Impfstoff wieder Normalität in die Reisepläne einkehren kann, glaubt aber auch, dass 2021 ein weiteres schweres Jahr werden wird. Im Herbst waren vor allem Reisen nach Griechenland bei ihm gefragt. Die Kunden befragte er nach ihren Reiseerfahrungen im Anschluss und erlebte dabei zufriedene Rückkehrer, die sich an leeren Stränden wohlfühlen konnten.
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Das Reisen wird aber nicht einfacher. Wer auf die Kanaren möchte, muss beispielsweise laut Kimmlinger einen negativen Coronatest vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Nicht einfach, wie er anmerkt, wenn die Reise an einem Montag angetreten wird und das Ergebnis rechtzeitig vorhanden sein muss. „Wenigstens weiß man so, dass alle im Flugzeug gesund sind. Das ist sicherer als so manche Reise mit dem öffentlichen Bus.“
Wenige Buchungen über Ostern und den Sommer
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Aber auch Buchungen über Ostern und den kommenden Sommer sind verhalten. Wohnungen an der Ost- und Nordsee werden vereinzelt angefragt. Der Experte glaubt, dass es im kommenden Jahr je nach Reisebestimmungen schnell zu einem Engpass auf dem Markt kommen könnte, wenn viele Urlauber zeitgleich auf die Suche nach einem geeigneten Reiseziel und einer Unterkunft sind. Das hilft Kimmlinger jetzt nicht. „Wir dachten Anfang des Jahres, dass im Sommer alles vorbei sein könnte, aber so einfach ist es dann doch nicht. Jetzt im November müsste es eigentlich richtig rappeln und viele Buchungen würden normalerweise getätigt, aber es tut sich nichts.“
Reiseveranstalter bieten kostenlosen Coronatest
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Auch bei Ute Leisse in Winterberg ist es noch ruhig. Reisen auf die Kanaren und Kuba hat sie vermittelt, aber dann hört die Liste auch schon auf. Sie glaubt, dass die Leute noch gar nicht wissen, wie die Angebotslage auf dem Reisemarkt gerade aussieht. „Das Reisen wird gerade so attraktiv gemacht wie es noch nie gewesen ist, aber es zieht einfach nicht“, sagt sie. Manche Reiseveranstalter würden sogar kostenlos einen Coronatest anbieten, der nach Hause und dann ins Labor geschickt wird.
Reisebüros haben entscheidende Vorteile
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Gefühlt gibt es ihrer Meinung nach keinen Fortschritt. Nach den jüngsten Entwicklungen sieht sie auch so schnell keine Änderung. Leisse ist aber der Meinung, dass Reisebüros in dieser schweren Zeit ein sehr wichtiger Ansprechpartner sind, wenn es um das Thema Urlaub geht und Reisende nicht einfach im Internet buchen sollten. „ Hotels schließen, Flüge werden storniert. Da ist sehr viel Bewegung drin und wir kümmern uns auch in solchen Fällen schnell um Ersatz. Neues Hotel , Parkplatz am anderen Flughafen , Sitzplatzreservierung im neuen Flugzeug . Die Arbeit ersparen wir dem Kunden, der sonst über das Internet die Reise bucht und die Angelegenheiten dann selbst regeln muss.“
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Leisse ist sich sicher, dass diese Rahmenbedingungen noch einige Zeit bleiben werden und Urlauber flexibel sein müssen. „Ich denke, dass die Kunden diese Änderungen in Kauf nehmen, weil Reisen an sich sicher ist und man eben einen Erholungsurlaub sucht. Die Arbeit der Reisebüros wurde früher vielleicht nicht so geschätzt, aber die Betreuung ist da und der Preis ist genau der gleiche, wie im Internet auch. Die Zeit sollte man sich nehmen.“