Hochsauerlandkreis/Winterberg. Die Verschärfung der Corona-Maßnahmen treffen Winterberg und Medebach. Touristische Übernachtungen sind nicht mehr möglich. Die ersten Reaktionen:

Seit Mittwoch nach dem Corona-Gipfel ist es spruchreif: Touristische Übernachtungsangebote im Inland werden ab Montag, 2. November, untersagt. Damit gilt auch im Hochsauerland ein Beherbergungsverbot, das die Branche hart trifft. „Wir hatten zuletzt eine gute Saison mit Übernachtungszahlen, die über denen des Vorjahres lagen. Aber wir haben schon in den vergangenen Tagen Zurückhaltung verspürt und einige Stornierungen gehabt. Die Ansagen von Frau Merkel haben Wirkung gezeigt“, sagt Winterbergs Tourismusdirektor Michael Beckmann.

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Stärker als sonst waren übrigens in den vergangenen Wochen Kleinbetriebe und Ferienwohnungen gefragt. Die Menschen suchten Distanz in der Corona -Krise mit steigenden Fallzahlen .

Lockdown im November schmerzt etwas weniger

Im Gegensatz zu Stadthotels in großen Ballungszentren, zu denen man Kontakt habe und wo die Auslastung richtig mies gewesen sei, habe die Winterberger Hotelerie aber noch eine verhältnismäßig gute Belegung erfahren. Wenn das Verbot Ende November wieder fällt, würde es einen Zeitraum treffen, der ohnehin im Übernachtungssektor nicht ganz so stark frequentiert sei. Momentan, so schätzt Beckmann, sind die Gästebetten der Ferienwelt noch zu 40 Prozent belegt. Die gastronomischen Betriebe wie Kneipen oder auch das Kino treffe der Lockdown aber mit noch größerer Wucht. „Niemand kann das Infektionsgeschehen wirklich nachvollziehen. In der Ferienwelt ist während des gesamten Sommers und im Herbst nichts passiert - trotz vieler Menschen.“

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Lob zollt Beckmann allen Beteiligten, die sich ganz offenbar an Hygiene- und Infektionsschutz-Konzept gehalten hätten. Trotz aller Sorge um eine ganze Branche hat der Tourismus-Chef Verständnis für schärfere Maßnahmen. „Wichtig ist, dass man den Menschen erklärt, warum es notwendig ist. Es geht doch darum, dass unser Gesundheitssystem generell intakt bleibt. Jeder von uns kann von heute auf morgen schwer krank werden. Es muss gar nicht Corona sein. Aber auch für die Menschen muss doch dann ein Intensiv-Bett zur Verfügung stehen.“

Hilfs-Appell an Politik in Bund und Land

An die Politik von Bund und Land appelliert der neu gewählte Bürgermeister Michael Beckmann, die Betriebe nicht im Regen stehen zu lassen. „Ein Kredit der KfW-Bank hilft niemandem weiter. Er verschiebt das finanzielle Problem nur in die Zukunft. Wenn Bund bzw. Land ein Beherbergungsverbot aussprechen, muss den Betrieben auch geholfen werden. Man spricht immer von ,dem Hotel’. Aber hinter dem Hotel stehen Menschen und Existenzen.“

Dass gerade in der Beherbergungsbranche seit Jahren keine großen Rücklagen gehortet werden können, liegt für Beckmann daran, dass es sich um eine sehr investive Branche handele. „Vor 20,30 Jahren wurden die Zimmer vielleicht alle zehn Jahre einmal renoviert. Heute herrscht ein anderer Zeitgeist, ein anderes Konsumverhalten. Das ist wie in der Mode, wo es neue Kollektionen gibt und wo man gezwungen wird, nach zu investieren.“ Außerdem sei die gesamte Branche sehr transparent. „Über Buchungsportale ist die Preisgestaltung sehr gut nachvollziehbar und sensibel.“

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Anfang Dezember beginnt die nächste heiße Saison für Winterberg. „Die Vorstellung der Kanzlerin, dass die Menschen Weihnachten zu Hause bleiben, trifft vielleicht auf ländliche Regionen zu. Aber wer aus Ballungsgebieten kommt, den zieht es erfahrungsgemäß in Regionen wie das Sauerland. Insofern bleibt es spannend, was bis dahin passiert.“

CenterParcs in Medebach zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet

Dass Besucher auch im Herbst noch in den CenterParcs nach Medebach kommen, merkt Leiter Boris Ege. Im November profitiert der Park normalerweise von den Ferien und Quellmärkten und auch von Gästen aus Holland und Belgien. Zwar fehlen Letztere derzeit, aber dennoch wäre der Park im kommenden Monat zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet. Ein Wert, mit dem Ege sehr zufrieden ist. Den neuen Lockdown sieht er zweigeteilt: „Schön ist das für keinen, schon gar nicht für die Touristiker. Ich fände eine deutschlandweite Lösung richtig. Wenn es nun wieder zu einem Lockdown kommt, dann kann ich die Notfallszenarien von März aus der Schublade holen und wieder Kurzarbeitergeld beantragen.“

Wenn Übernachtungsangebote nur noch für nicht-touristische Zwecke stattfinden könnten, würden Geschäftsreisende für die Branche keine finanzielle Rettung darstellen, so Ege. Die nutzen auch jetzt bereits Center Parks als Anlaufstelle und besetzen nur eine kleine Nische im Kundenstamm.

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Derzeit wird auch darüber diskutiert, wie mit Kunden umgegangen wird, die ihre Reise nach Medebach bereits gebucht haben und vom Lockdown betroffen wären.

Der CenterParc Medebach.
Der CenterParc Medebach. © www.blossey.eu | Luftbildfotograf Hans Blossey

Sei es, weil ein Teil ihres Urlaubs wegfällt oder den gesamten Zeitraum über kein Aufenthalt im Center Parks möglich wäre. „Wir wollen das so kundenfreundlich wie möglich machen. Es wird sich zeigen, ob wir die Kunden dann umbuchen können oder es gegebenenfalls zu einer Rückzahlung kommt.“

Während der CenterParcs im November noch viele Gäste und Kundenkontakte hat, trifft das auf Medebach insgesamt normalerweise nicht zu, wie Michael Aufmhof, Wirtschaftsförderer der Stadt Medebach, weiß. „Es ist ein sehr ruhiger Monat. Aber durch den ersten Lockdown sind viele Buchungen in diesen Bereich gefallen, so dass die Buchungslage derzeit gut bis sehr gut ist. Deswegen ist es sehr bescheiden, wenn nun im November eine Schließung erfolgt.“

Aufmhof beklagt vor allem die enormen Beträge, die bei einer solchen Entscheidung für die Betriebe verloren gehen würden. „Aber es gibt keine Alternativen. Lieber jetzt diese Entscheidung fällen, statt Lockdown in der Wintersaison.“