Olsberg/Paderborn. Wegen Corona verlieren Reisebüros viel Geld. Schätzungsweise 80 Prozent stehen vor dem Aus. Jetzt folgte eine Demo am Flughafen Paderborn.

Touristiker sind von Corona doppelt betroffen. Prognosen zufolge werden Reisen ins Ausland wegen des unterschiedlichen Verlaufs der Pandemie in den einzelnen Ländern voraussichtlich noch mehrere Monate lang nicht möglich sein. Das Bundeskabinett hat die weltweite Reisewarnung bis mindestens Mitte Juni verlängert. Gleichzeitig werden viele gebuchte Reisen storniert, die Provisionen daraus sollen zurückgezahlt werden. Ein herber Verlust für die Branche. Doreen Wienand und Britta Laube betreiben Reisebüros in Olsberg und demonstrierten deswegen am Mittwoch am Flughafen Paderborn-Lippstadt.

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„Das war schon beeindruckend“, sagt Wienand, die zum ersten Mal an einer Demonstration teilnahm, „es geht um sehr viele Arbeitsplätze und wir haben das Gefühl von der Regierung im Stich gelassen zu werden.“ Circa 100 Touristiker waren angereist und skandierten „Rettet die Reisebüros – Rettet die Touristik“. Hupen aus Autos und Bussen waren lautstark zu hören, Strandkörbe und -stühle sowie ein Berg an Koffern waren symbolisch aufgestellt. „Leere Koffer, leere Kassen“, erklärt Wienand die Bedeutung dahinter.

Touristiker demonstrieren am Flughafen Paderborn-Lippstadt

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Touristiker demonstrieren am Flughafen Paderborn-Lippstadt. Sie wollen die Regierung auf ihre existenzbedrohende Lage aufmerksam machen. 
Touristiker demonstrieren am Flughafen Paderborn-Lippstadt. Sie wollen die Regierung auf ihre existenzbedrohende Lage aufmerksam machen.  © WP | Privat
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Touristiker fordern finanzielle Hilfe

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Die Reisebüro-Mitarbeiter fordern finanzielle Hilfe vom Staat. Das Aktionsbündnis „Wir zeigen Gesicht! Retter die Reisebüros - rettet die Touristik“ hatte bundesweit in 30 Städten zu den Demonstrationen aufgefordert. „Seit mehreren Wochen liegt der Regierung ein Vorschlag für einen Reise-Rettungsfonds vor. damit würden wir unsere Provision dennoch bekommen und die Kunden erhalten trotzdem ihr Geld zurück“, sagt Laube.

Doreen Wienand ist Inhaberin von Flamingo-Reisen in Olsberg.
Doreen Wienand ist Inhaberin von Flamingo-Reisen in Olsberg. © Privat

Eine Lösung, die sie begrüßen würde. Immerhin soll der Fonds die Reiseunternehmer vor einer Insolvenz schützen. Schätzungen nach stehen 60 bis 80 Prozent deutschlandweit vor dem Aus. „Ältere Kollegen überlegen in dieser schwierigen Zeit einfach von sich aus zu schließen. Sie können einfach nicht mehr“, beschreibt Laube die Situation in der Branche.

Regierung übersieht Reisebüro

„Wir müssen der Regierung klarmachen, was das für Folgen für uns hat. Ich habe Kollegen, die sind seit 50 Jahren in der Branche und hätten sich nie träumen lassen, dass es mal soweit kommt“, sagt auch Franz Josef Hegener, der ein Reisebüro in Bestwig betreibt.

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Alle drei erhoffen sich von der Demonstration, dass bei den Politikern erkannt wird, dass die Reisebranche nicht nur aus Großveranstaltern besteht, sondern 100.000 weitere Arbeitsplätze in den Reisebüros auf dem Spiel stehen. „Wir sind diejenigen, die jetzt noch die Arbeit für die Kunden machen und für sie da sind. Gleichzeitig vernichten wir unsere Arbeit“, sagt Wienand, „Es wird aber nicht gesehen. Das muss sich ändern.“