Geschichten aus Trainingslagern gibt es schöne wie schauderhafte. Was sie für den Zusammenhalt eines Teams bedeuten, schildert unser Kolumnist.

Sepp Herberger widerspricht man nicht. Wie auch! „Das Runde muss ins Eckige“ oder „Der Ball ist rund“ sind nun mal keine Weisheiten, sondern Gesetze. Doch als Herberger einmal sagte, dass „bei einer WM ein gutes Quartier schon die halbe Miete“ sei, lag er nur bedingt richtig.

So war es 1974: Horst Dieter Höttges und Wolfgang Kleff beim Training der Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Sportschule Malente.
So war es 1974: Horst Dieter Höttges und Wolfgang Kleff beim Training der Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Sportschule Malente. © imago

Spätestens die WM 1974 zeigte das Gegenteil. Als sich die Nationalelf im schleswig-holsteinischen Malente aufhält, wird der Aufstand geprobt. „In Malente wird man wahnsinnig“, sagte Franz Beckenbauer über den dort herrschenden Lagerkoller.

Als Uli Hoeneß und Sepp Maier nach Hamburg türmen

Uli Hoeneß und Sepp Maier türmen bei Nacht und Nebel mit dem Auto nach Hamburg zu den Ehefrauen. Maier soll angetrunken gewesen sein, an seinen Händen rankten Blasen, weil die Bremsen streikten und er die ganze Fahrt über die Handbremse betätigen musste. In Malente herrschte Chaos, doch war es am Ende genau das, was das Team bis zum Titelgewinn zusammenschweißte.

Der TSV Aue-Wingeshausen beim Trainingslager in Kemer in der Türkei.
Der TSV Aue-Wingeshausen beim Trainingslager in Kemer in der Türkei. © Verein

Über die Grenzen hinaus ist auch der TSV Aue-Wingeshausen im Trainingslager gegangen. Der B-Ligist flog ins türkische Kemer, wo in acht Tagen 13 Einheiten auf der Agenda standen. Die Spieler bezahlten das aus eigener Tasche, ein Wir-Gefühl stellte sich also bereits vor dem Hinflug ein.

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Es klingt alles so rund und perfekt, dass einer erfolgreichen Rückrunde eigentlich nichts im Wege steht. Doch Dank Sepp Herberger wissen wir auch, dass „der nächste Gegner immer der schwerste ist“. Für den TSV war es sicher eine schöne Sache in der Türkei – aber erst ein schauderhaftes Malente kitzelt an der wahren Größe einer Mannschaft.

In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.

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