Zehn Jahre nach dem Tod von Robert Enke ist die Sensibilisierung für depressive Erkrankungen eine Pflichtaufgabe der Gesellschaft.

Am kommenden Sonntag vor zehn Jahren, nahm sich der an Depressionen erkrankte Robert Enke das Leben. Der Tod des damals 32-jährigen Nationaltorwarts löste Debatten über Leistungsdruck im Profigeschäft aus, von sportlichen wie politischen Seiten wurde das Thema – mehr schlecht als recht – kommentiert und analysiert.

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Der Irrtum, der sich dabei manifestierte, war der, dass Fußball selbst an den Depressionen Schuld trage. Witwe Teresa Enke sprach diese falsche Denke am Montag im Theater am Aegi in Hannover an und monierte: „Das begreifen viele Menschen nicht.“ Depressionen seien in erster Linie eine „Stoffwechselkrankheit des Gehirns“, erklärte Prof. Florian Holsboer indes, jahrzehntelanger Präsident des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Sich also den Fußball als Hauptangeklagten zur Brust zu nehmen, ist damals wie heute nicht bloß falsch, sondern lenkt den Fokus weg von der Krankheit selbst und hin zum Alibi Leistungssport.

Immer wieder stellte sich die Frage, was man aus Enkes Tod lernen könne. Nun, auf jeden Fall die Tatsache, dass Depression kein explizit leistungssportliches, sondern gesellschaftliches Thema ist und damit in der Kabine eines Bundesligisten ebenso vorkommen kann, wie in der eines Kreisligisten.

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Es ist diese Sensibilisierung, die es als Gesellschaft zu lernen gilt. Tun wir dies nicht, werden Depressionen abgewertet und stigmatisiert. Ja, dieser Aufgabe müssen sich auch Fans und Vereine stellen – nicht als Angeklagte, sondern als Mitverantwortliche.

In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.