Nach welchen Kriterien werden in Zukunft Trainer eine Startelf zusammenstellen? Unser Kolumnist setzt sich mit einer Horrorvision auseinander.
Die digitale Selbstvermessung hat Einkehr in den Alltag vieler Menschen gefunden. Blutzuckerspiegel, Kalorienverbrauch oder die Schrittmenge pro Tag werden von Sensoren in allen möglichen Geräten aufgezeichnet. Was davon sinnvoll oder sinnfrei ist, sei einmal dahingestellt.
Inwiefern zum Beispiel Kenntnisse über die Schnarchlautstärke helfen, muss ein Ehepaar dann doch für sich selbst entscheiden. Und wie alles im Leben, hat auch die digitale Körperlichkeit Vor- und Nachteile. In der Medizin können diese Daten zu präventiven Maßnahmen von Nutzen sein, im Sport hingegen kann das zu Höchstleistungen führen, an denen in psychologischer Hinsicht unabsehbare Folgen haften. Ehrgeiz lässt sich schließlich nicht in Zahlen messen. Noch nicht.
Erkenntnisse über Körperlichkeit wurden im Sport schon immer eingeholt. Ob früher die gefürchtete Waage in der Kabine oder heute der obligatorische Laktattest: Daten über Leistungsstärke helfen Trainern bei ihren Entscheidungen, z.B. bei der richtigen Startelf. Moment mal. Alles Künstlerische, alles Abstrakte wäre dann für die Tonne bzw. Ersatzbank. Der Torinstinkt des Stürmers, der Wille des Mittelfeldspielers oder das Antizipieren des Verteidigers würden aufgrund fehlender Kalkulierbarkeit nur noch untergeordnete Rollen spielen. Und wo gerade Winterpause ist, sind vor allem im Amateurbereich sicher viele Spieler froh, wenn der Trainer von den fünf Kilo Spekulatius nichts mitbekommt. Auf Daten basierender, berechenbarer Fußball – was gibt es Schlimmeres?
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In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.