Die Beziehung zwischen Greuther Fürth und Henry Kissinger zeigt die ganze Tragweite des lokalen Vereins und denen, die sie prägen.
Frank-Walter Steinmeier drückt Schalke 04 die Daumen, Hannelore Kraft ist Fan von Mönchengladbach und Kurt Beck zieht es zum 1. FC Kaiserslautern hin. Irgendwie, irgendwo, irgendwann schon einmal gehört.
Doch wussten Sie, dass der große Henry Kissinger mit der SpVgg Greuther Fürth liiert ist? Im ZEIT-Magazin sagte er 2007: „Ich informiere mich noch immer an jedem Wochenende, wie mein Verein, die Spielvereinigung Fürth gespielt hat. (…) Wobei ich mich immer noch daran gewöhnen muss, dass mein Verein jetzt Greuther Fürth heißt, nicht mehr nur Fürth. Greuther war mir in meiner Jugend nicht bekannt.“
Inzwischen ist Kissinger 96 Jahre alt. Die fußballerische Beziehung zu seiner Geburtsstadt Fürth, aus der er nach der Machtübernahme der Nazis als 15-Jähriger in die Vereinigten Staaten emigrierte, hält weiter an. Es ist eine dieser leidenschaftlichen Romanzen, die trotz großer Entfernungen und widriger Umstände bleiben.
Lokal geprägte Verbindung besonders stark
Fan von irgendeinem Club zu werden ist Einerlei. Doch bei Fans, die ihrem lokalen Verein nacheifern, ist die Verbindung – das zeigt die Wissenschaft – besonders stark, da sie sozial vorgeprägt sind. Eine für den Fußball typische, umtriebige Schwärmerei, die ein Leben lang hält und dort beginnt: im Verein um die Ecke.
Daran können selbst, wie bei Kissinger zu sehen, weder heiße noch kalte Kriege etwas ändern. Ehrgeizigen Eltern, die ihre Kinder nur aus rein sportlichen Gründen in einem Verein anmelden, muss daher leider mitgeteilt werden: es geht nur am Rande um drei Punkte.
In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.