Der WDFV-Beschluss zum Thema Nichtantritt ist ein guter Schritt. Warum ein (früher) ungeschriebenes Gesetz vereinspolitische Pflicht sein sollte.

Wer ab Mai einer Saison nicht antritt, muss neben Strafgeldern künftig auch mit einem Punkteabzug in der Folgesaison rechnen. Das ist die Kurzform eines Verbands-Beschlusses und betrifft ein leidiges Thema. Es passiert immer wieder, dass Vereine mit Reserveteams je nach Tabellensituation taktieren und zu ihrem Vorteil z.B. ein Team nicht antreten lassen, um ein anderes hauseigenes nicht zu schwächen. Was komplex klingt, ist eine Pippi-Langstrumpf-Denke: Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt!

Jüngst entfiel das Spiel SV Feudingen gegen Weißtal II, da die Gäste offiziell kein Team stellen konnten. Feudingen bekam kampflos drei Punkte, Weißtal II juckte das sicher wenig, befindet man sich doch im Niemandsland der Tabelle. Alles nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht der Umstand, dass die Weißtaler Dritte wiederum – mit Chancen auf den Titel in der Kreisliga D – am gleichen Tag mit 11:0 gewann. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass das höher spielende Team eines Vereins Vorrang genießt und ebenda Personalersatz bekommt. Weißtal aber war’s egal und Feudingen sagte Danke, das ist die eine Seite.

Die andere Seite zeigt deutlich, dass Vereine wie Weißtal gegenüber jenen ohne Reserve einen prinzipiellen Vorteil mit Kalkül auskosten. Was ist, wenn eines Tages Weißtals Zweite um den Titel mitspielt, während die Erste unter ferner Liefen kickt?! Das höher spielende Team muss antreten, basta. Das wäre nicht bloß im sportlichen, sondern auch im vereinspolitischen Kontext der einzig richtige Entscheid.

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