Warum die Stadionwurst gar nicht so „typisch Deutsch“ ist, wie man annimmt – und was die Speisen neben dem Spielfeld über den Sport an sich sagen

Ein Merchandise-Artikel in Form eines Baby-Stramplers spricht aus, was ein Fußballspiel für Fleischessende zusätzlich ausmacht: „Stadionwurst ist mein Gemüse!“ Ein Slogan, der trotz zunehmendem Vegetarismus innerhalb der Bevölkerung weiterhin treue Abnehmer in den Stadien findet.

Für deutsche Fußballfans sind „Bier und ne‘ Wurst“ in Kombination zu einem Ritual des Stadionbesuchs und damit zu einem festen Bestandteil sportkultureller Erzählungen geworden. Das zeigt sich nicht nur in den Profiligen, sondern z.B. auch bei Heimspielen der Sportfreunde Birkelbach, wo am vergangenen Sonntag der Gast aus Hüingsen so viele Zuschauende mitbrachte, dass dem Clubheim die Bratwürste ausgingen.

Woher die Bratwurst stammt, ist nicht überliefert. Das erst Mal erwähnt wird sie in Homers „Odyssee“ und somit zur Zeit der alten Griechen (ca. 7. Jahrhundert vor Christus). Und dass die Bratwurst nicht unbedingt typisch deutsch ist, weiß man spätestens bei Besuchen an der „Lohmühle“ des VfB Lübeck oder im Kieler „Storchennest“, wo Matjesbrötchen die Essenstheken regieren.

Und was ist schon deutsch in diesem Zusammenhang? Die achso deutsche Kartoffel kommt schließlich auch nicht aus Weimar oder Trier, sondern ursprünglich aus Südamerika. Auch „Fish & Chips“ (Fisch und Pommes/Kartoffel) als typisch englisches Stadiongericht zu verlautbaren, ist also in sich schon zu hinterfragen. Und so erzählt nicht nur der Fußball selbst, sondern sogar die Speisen abseits des Platzes eine Geschichte, in der Herkunft keine Rolle spielt.

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