Duisburg. . Neue Spielordnung im Westdeutschen Fußballverband: Teams, die kurz vor Saisonende nicht antreten, werden bestraft. Mehr Wechsel im Spiel erlaubt.
Diese Neuerungen haben es in sich, denn sie betreffen von der Kreisliga D bis zur Regionalliga alle heimischen Amateurfußballer im Seniorenbereich.
Erstens: Statt drei Wechseln pro Mannschaft sind künftig vier erlaubt – nicht nur in der Verlängerung von Pokalspielen, sondern auch in normalen Punktspielen. Bis hoch in die Regionalliga.
Zweitens: Der Nichtantritt einer Mannschaft nach dem 1. Mai wird künftig nicht nur mit einer negativen Spielwertung und 100 Euro Ordnungsgeld bestraft, sondern darüber hinaus auch mit drei Minuspunkten – für die darauf folgende Saison. Beide Änderungen gelten ab Juli, also ab der neuen Saison.
Diese Anpassung der Spielordnung hat jetzt der Fußballausschuss des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) für seine drei Mitgliedsverbande beschlossen – zu diesen zählt auch der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen.
§37: Teilnahme an Spielen
„Spielverzicht oder Nichtantreten nach dem 1. Mai eines jeden Spieljahres führt neben der Spielwertung [...] zum Abzug von drei Punkten für die betroffene Mannschaft in der folgenden Spielzeit.“
Ein Beispiel: Tritt eine Mannschaft im Mai 2020 bei zwei Spielen nicht an, startet sie unabhängig von Auf- oder Abstieg in der Saison 2020/21 mit minus sechs Punkten in die neue Saison.
„Diese Regel haben wir aus Berlin übernommen. Dort sind die Spielverzichte nach Inkrafttreten deutlich zurückgegangen“, berichtet Marianne Finke-Holtz, beratendes Mitglied des WDFV-Fußballausschusses. Ziel ist – unter anderem – mehr Gerechtigkeit. Dies gilt vor allem in den Ligen, in denen das Torverhältnis bei Punktgleichheit zählt. Teams, die an der Tabellenspitze stehen, kennen das Phänomen der Abstiegskandidaten, die auf einmal keine Mannschaft stellen können. Statt einem möglichen bzw. wahrscheinlichen hohen Sieg kommt so „nur“ ein 2:0 in die Wertung.
„Wir hatten schon einen Fall in der Frauen-Westfalenliga, in der das am Ende ausschlaggebend war“, erinnert sich Finke-Holtz: „Das kann es ja nicht sein.“
Disziplin und Verlässlichkeit stärken
Zugleich geht es darum, Disziplin und Verlässlichkeit zu stärken. „Nach dem 1. Mai 2017 hatten wir im FLVW 104 Spielausfälle nur im Seniorenbereich. Darüber haben wir uns einfach geärgert“, sagt Friedhelm Spey, Beisitzer im WDFV-Fußballausschuss und Staffelleiter mehrerer hochklassiger Ligen im FLVW.
Auf die Spitze der Unsportlichkeit haben es Teams getrieben, die am Datum des letzten oder vorletzten Spieltages auf Mannschaftsfahrt waren, sozusagen vom „Malle-Virus“ infiziert waren. Flüge und Übernachtungen sind nämlich günstiger, wenn man vor dem großen Ansturm am Ballermann liegt.
Saison ordentlich zu Ende spielen
„Wir wollen eine Saison ordentlich zu Ende gespielt sehen. Man muss ja auch an die Heimmannschaften denken, die schon Verpflegung eingekauft haben und denen teils hohe Zuschauereinnahmen wegbrechen. Das geht nicht“, sagt Friedhelm Spey. Der Mann aus Hüllhorst (bei Minden) ist sich sicher: „Wir haben ein gutes, wirksames Mittel geschaffen.“ Denn: Minuspunkte müssen nicht aufgeholt werden, sondern sind zugleich eine Art Schandmal.
Bleibt die Frage: Warum wird die Regel erst ab dem 1. Mai und nicht über die gesamte Dauer einer Saison angewandt? „Es gibt ja Fälle, in denen ein Verein wirklich nicht antreten kann. Das wollen wir nicht zusätzlich bestrafen“, sagt Spey und ergänzt: „Ab dem 1. April können ja auch Jugendspieler ohne Seniorenerklärung eingesetzt werden, da greift das Argument mit den Krankheiten normalerweise nicht mehr. Und taktische Nichtantritte gibt es besonders oft dann, wenn es kribbelig wird und die Tabelle Formen angenommen hat.“
§45: Spielerwechsel
„Bei allen Pflichtspielen dürfen während der gesamten Spieldauer vier Spieler ausgewechselt werden. Dieser Austausch ist an keine Voraussetzung gebunden.“
Mit der Erhöhung um einen Wechsel pro Mannschaft folgt der WDFV dem allgemeinen Trend. Der Fußball-Weltverband FIFA hat zur neuen Saison bis zu fünf Wechsel freigegeben. „Wir wollen unsere Satzung an die der Jugend angleichen, wo vier Wechsel schon seit etlichen Jahren erlaubt sind“, begründet Friedhelm Spey den Beschluss des Verbandes. „So wird es für die Vereine einfacher.“
Wichtig für alle B-, C- und D-Kreisligisten sowie die Frauen-Kreisligateams: Der Zusatz des FLVW, der das Wiedereinwechseln von ausgewechselten Spielern möglich macht, gilt auch weiterhin.
„Blöd ist die Regel nur für Vereine, die nach dem Norweger-Modell spielen und sowieso wenig Auswechselspieler haben“, sagt Friedhelm Spey, der sich sicher ist, dass die Änderung von den Vereinen begrüßt wird: „Man hat mehr taktische Möglichkeiten und einen Spieler mehr, den man einsetzen kann. Wenn sieben Spieler auf der Bank sitzen, bleiben vielleicht nur noch drei außen vor statt wie bisher vier.“